We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.
Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.
17. Jahrgang, Nr. 871 Berlin, 28. Oktober 1923 Grobe undikleine Politik Filmpolitische Streifzüge von A r o s. I n der letzten Woche ist die Spitzenorganisation ge¬ wissermaßen einstimmig begründet worden. Im Augen¬ blick, wo diese Zeilen geschrieben werden, tritt der Zentral-Ausschuß zum erstenmal zusammen, um sich über die Personalfragen zu verständigen. Das vorläufige Programm, gleichzeitig Richtlinien und Satzung, ist mit Recht außerordentlich weit gehalten. Man wird so ziemlich alle Gemeinsamkeitsfragen lösen oder nicht lösen kön¬ nen. hat vor allen Dingen das be¬ rühmte Hinter¬ türchen geschaf¬ fen, durch das man bei schwerem Widerstreit zwi¬ schen den Par¬ teien diplomatisch geeint am Tisch sitzen und doch nachher getrennt Vorgehen kann. Die Spitzen¬ organisation kann nur im Namen der Industrie spre¬ chen. wenn ihre Beschlüsse ein¬ stimmig gefaßt werden. Wenn die Meinungen geteilt waren, so führt zwar die Majorität das Wort, aber doch so, daß auch die Minorität zu ihrem Recht kommt. Das ist nicht ideal, viel¬ leicht auch nicht ganz wirtschaftsparlamentarisch, aber immerhin beim Zusammenschluß so widerstrebender und heterogener Gruppen zuerst die einzige Möglichkeit. Die praktische Arbeit wird zunächst auf dem Gebiet der Lohnpolitik geleistet. Damit ist auf einem wichtigen Gebiet eine Einheitsfront geschaffen und auf der anderen Seite der bisherige Arbeitgeberverband überflüssig geworden. Das einzige, was man bei dem Ende des Arbeitgeber¬ verbandes bedauert, ist die Tatsache, daß man nun vielleicht mit dem Ausscheiden Professor Leidigs aus der Filmindustrie rechnen muß. Man kann zu der Taktik und zu der Arbeitsmethode des führenden Abgeordneten sagen, was man will, er ist immerhin eine der Persönlichkeiten, an denen wir im Reich des Films nicht gerade reich sind. Aber wir wollen einem Lebenden keinen Nachruf schreiben, weil sich vielleicht immerhin noch Kombinationen ergeben, die diesen Nekrolog vorläufig unnötig machen. Was weiter im einzelnen geschieht und geschehen soll, wird sich gerade in dem Augenblick entscheiden, wo diese Nummer abgeschlossen wird. Amüsant ist die Tatsache, daß die Vereinigung deutscher Filmfabrikanten, trotzdem sie vorigen Freitag damit ein¬ verstanden war, daß Zensurfragen durch die Spitzen- organisition er¬ ledigt werden, am Dienstag der stau¬ nenden Mitwelt verkündete. daß sie gegen die Höhe der Zensurgebüh¬ ren Einspruch er¬ hoben habe. Es erinnert das bis zu einem ge¬ wissen Grade an die bayerische Methode, die auf der einen Seite betont, daß sie das einige Deutsche Reich w ill,die aber im übrigen über¬ all da ihre eigenen Wege geht wo sie im eigenen Inter¬ esse die Einheits¬ front bedroht. Man braucht diesen Fall an sich nicht tragisch zu neh¬ men. aber man muß darauf achten, daß er nicht symptomatisch wird. Wenn man im übrigen die Ereignisse in der großen Politik in den letzten Tagen und Stunden vom Standpunkt unserer Industrie aus sieht wird man zu dem Resultat kommen, daß diese Frage der Spitzenorganisation zu den sogenannten kleinen Sorgen gehört. Ganz abgesehen von den Geschäftsstörungen in einzelnen Städten, rollt die bayerische und die rheinische Bewegung für uns wirtschaftliche Fragen auf. die unter Umständen revolutionär wirken können. Das Rheinland zum Beispiel ist für den Verleiher, der über ganz Deutschland arbeitet, ein wesentliches und wertvolles Gebiet. Eine unabhängige rheinische Republik würde Monopoi- fragen aufwerfen, die nicht ganz einfach liegen, und von Das Bild der Woche Sven Gade. Ernst Lubitsch und Mary Pickford bei einer Regiesitzung zu .Rosiila"