Der Kinematograph (October 1923)

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Seite 10 Her Rincmotogtopfi Nummer 871 Der Bruttoüberschuß betrug insgesamt über 7 Milliarden. Die Handlungsunkosten verschlangen davon beinahe zwei Drittel. Als Gewinn bleiben etwrs über 2 Milliarden, von denen zwei Drittel als Dividende verteilt und ein Drittel auf neue Rechnung vorgetragen wird. Den Aktionären zahlt man eine Dividende von 700 Prozent. Es wäre interessant, auszurechnen, wieviel Unkosten jedem Aktionär dadurch erwachsen, daß er diese Dividende abhebt. Es ist anzunehmen, daß in der Generalversammlung nach dieser Richtung hin irgendeine Änderung erfolgt, denn der Betrag, der einem Aktien¬ inhaber aus seinem Geschäftsantcl zufließt, müßte doch mindestens so hoch sein, daß er daraus das Briefporto für die Übersendung des Kupons an seine Bank oder die Straßenbahnfahrt für die Erhebung des Kupons erzielt. Es'*' wird allerdings den Aktionären aus der neuen Emission anstelle des Barbetrages auf je zehn Gewinn¬ scheine eine junge Aktie gewährt. Wie hoch die Dividende also für den sein wird, der nicht mindestens über zehn Ufa-Aktien verfügt, wird sich erst feststellen lassen, wenn man den Kurs kennt, den das Bezugsrecht erzielen wird, ln welchem Verhältnis dieser Betrag für den Einzel¬ aktionär. in Gold umgerechnet, zu dem seinerzeit ge¬ zahlten Goldmarkpreis steht, ist eine Frage, die auch noch ganz offen ist. Wir stehen auf dem Standpunkt, daß es an sich sehr gut ist, eine Bilanz so aufzuziehen, daß sich erhebliche stille Reserven ergeben, besonders in einer Inflationszeit, wie sie die jetzige darstellt. Aber wir haben doch das Gefühl, daß bei der Ufa der Bogen überspannt wird, und daß den Aktionären in einer Form ihr Anteil am Gewinn entzogen wird, der zwar gesetzlich zulässig, juristisch ein¬ wandfrei ist, der aber hoffentlich .n Deutschland nicht weiter Schule macht, weil nämlich dadurch die Ver¬ wendung von Aktien als Vermögensanlage unmöglich gemacht würde. Sieht man von diesem Aktionärstandpunkt ab, so muß man feststellen, daß die Konsolidierung der Ufa in dem Geschäftsjahr 1922/23 außerordentlich große Fortschritte gemacht hat. Sie gehört heute zu den am festesten ge¬ fügten deutschen Aktiengesellschaften, ist innerlich und äußerlich vollständig gesund, ein Verdienst, das auf das Konto des Generaldirektors Felix Kallmann zu setzen ist, dessen Tätigkeit besonders am Anfang vielen Angriffen ausgesetzt war, weil die Maßnahmen, die er einleitete und straff durchführte, erst Bilanzen ermöglichten, die überall erkennen lassen, daß die Ufa auch schwere Erschütte¬ rungen, die in einer Zeit wie heute leicht eintreten können, aushalten wird. Richard Oswald-Film A.-G. In der letzten Woche beschloß eine Generalversammlung, die im Hotel Bristol in Berlin stattfand, die Erhöhung des Kapitals von 75 Millionen auf 200 Millionen Die Aktien werden von einem Konsortium übernommen, das verpflichtet ist, den alten Aktionären im Verhältnis von 3 : 1 Gratisaktien anzubieten, für die nur Stempel und Steuern zu bezahlen sind. Die Gesellschaft besaß bekanntlich eine Reihe von Vor¬ zugsaktien. die mit verschiedenfachem Stimmrecht aus¬ gestattet waren. Ein Teil dieser Anteile hatte sogar bei Neuwahlen des Aufsichtsrats, Satzungsänderung, Auf¬ lösungsbeschlüssen usw. hundertfaches Stimmrecht. Dieses hundertfache Stimmrecht war Gegenstand leb¬ hafter Auseinandersetzungen. Wir haben uns damals auf der. Standpunkt gestellt, daß es sich hier letzten Endes um eine interne Frage der Gesellschaft handelt, die erst in dem Augenblick akut auch für die Öffentlichkeit werde, wo man die Papiere in großem Maß in die Öffentlichkeit ein¬ führe. Jetzt, wo die Aktien in Essen und Düsseldorf an die Börse gebracht werden sollen, wo man sie im Frei¬ verkehr in Frankfurt und München einführen will, trilit man in Anerkennung unseres damaligen Standpunktes auch entsprechende Änderungen. Die Vorzugsaktien haben jetzt nur achtundsechzigfaches Stimmrecht und stellen in ihrer Gesamtheit nicht die Hälfte des stimmberechtigten Gesamtkapitals dar. Damit ist eine Majorisierung ausgeschlossen. Der Aufsichtsrat wurde durch Zuwahlen ergänzt. Unter anderen ist jetzt die Direktion der Tschecho-Slowakischcn Bank vertreten, ebenso tritt Carl Bratz in den Aufsichts¬ rat ein, der damit seinen Filmeinfluß erweitert und ver¬ stärkt. Wir versprechen uns gerade durch die Zuwahl des Herrn Bratz außerordentlich viel für die zukünftige Ent¬ wicklung der Gesellschaft, weil er in Fragen, die zwar die finanzielle Struktur der Gesellschaft wenig beeinflussen, aber doch für ihre Entwicklung nicht ganz unwichtig sind, ausgleichend und vermittelnd wirken kann. Ein Aktionär stellte die immerhin etwas me-kwürdige Frage, warum der Kurs der Aktien so zurückbleibe. Der Vorsitzende des Aufsichtsrals bemerkte richtig, daß cs nicht Sache des Aufsichtsrats und der Verwaltung sei, den Kurs der Aktien zu beeinflussen. Wir stehen auf dem Standpunkt, daß, wenn man diesen Grundsatz schon früher wirklich dur.hgeführt hätte, eine gleichmäßigere und im Endresultat bessere Kurshebung zu verzeichnen gewesen wäre. Es ist im übrigen auch ganz klar, daß eine Gesellschaft, deren Produktion längere Zeit stilliegt, nicht auf Steige¬ rungen im gleichen Verhältnis rechnen kann wie Firmen, die ständig und gleichmäßig ihre Produktion und ihren Sachbesitz vermehren. In diesem Augenblick, wo Richard Oswald wieder einen großen Film in Angriff nimmt, der nach den Photos, die in der Generalversammlung gezeigt wurden, künstlerisch und auch stofflich etwas Besonderes darstellt, wird auch das Interesse an den Aktien naturgemäß wieder wachsen und sich in gesteigerten Kursen — abgesehen von der Geld¬ entwertung — auswirken. Deuta-Film A.-G. Mit einem nominellen Kapital von hundert Millionen Mark wurde in letzter Woche eine neue Film-A.-G. ins Berliner Handelsregister eingetragen, die in der Haupt¬ sache mit türkischem Kapital finanziert ist. Der Gesellschaft steht für ihren Betrieb ein größerer Pfundkredit zur Verfügung. Sie hat zunächst von der ihr nahestehenden Osmania-Film G. m. b. H. den in Arbeit be¬ findlichen Spielfilm aus der Turfwelt „Lord Reginalds Derbyritf übernommen. Im Vorstand der Gesellschaft sitzen die Herren Gustav und Walter Oberländer, die bisher im Rahmen der Problem- und Osmania-Film G. m. b. H. fabriziert hatten, und Daniel M. Angel, der auch anderweitig in der Film¬ industrie interessiert ist. Der Berliner Film-Index Nach dem Stande vom 22. Oktober 1923 Aufgestellt von R.-A. Fritz Pick