Der Kinematograph (November 1923)

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Nummer 872 Zier Rmcmotagtaiifi Seite 5 Das alte Gesetz Fabrikat: Comedia-Film Regie : E. A. Dupont Manuskript: Paul Reno Hauptrollen : Henny Porten. Ernst Deutsch. Alice Hechy. Ruth Weyher Ein ausgesprochener Publikumsfilm D as Grundmotiv ist nicht neu. Hs brachte vor Jahren Rudolf Meiner! und Bernd Aldor einen unerhörten Er¬ folg. Es ist gewissermaßen eine Neuauflage von „Glaubens- ketten", aber verfeinert, vertieft. Kein Plagiat, sondern nur eine Variation, keine Nachahmung, sondern eine eigentümliche, wertvolle, originale Leistung E. A. Duponts. Die Geschichte vom Rabbiner, der Schauspieler werden will, der das Ghetto gegen den Willen des Vaters verläßt und durch die Protektion der Erzherzogin Elisabeth Theresia Burgschauspieler und durch sein Talent c n ganz großer Mann wird. Der alte Rabbi wird schließlich dahin gebracht, sich seinen Sohn einmal auf der Bühne anzusehen. Nach langer Überwindung entschließt er sich zu der weiten Reise. Die Kunst siegt. Der Alte schließt sc ner Sohn gerührt in die Arme, weil er erkennt, daß die Stimme des Herzens manchmal bei auserwählten Menschen stärker ist als das alte, unüberwind¬ lich scheinende Gesetz. Dupont hat den Film ganz auf Kontraste ge¬ stellt. Neben dem klei¬ nen russischen Getto steht das entzückende, liebenswürdige, lächelnde und tanzende Alt-Wien. Dadurch ergeben sich im einzelnen unendlich viele Möglichkeiten. Der junge Baruch spielt seine erste große Rolle am Vorabend des Ver¬ söhnungstages. Während unten an der russischen Grenze die Kerzen zum 't'/r' S Photographie : Theodor Sparkuhl Bauten : Alfred Junge Länge : 3028 Meter (7 Akte) Vertrieb : Lloyd-Film Uraufführung: Marmorhaus von bestem künstlerischen Niveau Gebet entzündet werden, müht sich der Beleuchter im Wiener Burgtheater um den riesigen Kronleuchter, und während die Judengemeinde, entzückt und ergriffen, heißer und inniger als an jedem anderen Tag zu Gott fleht, bringt man in Wien dem jungen Schauspieler, der duich seinen Hamlet die Herzen bezwang, begeisterte, endlose Ovationen. Diese Kontraste im kleinen sind du-ch das Ganze ge¬ streut. Da sind entzückende Ep:sodi n in der Wandcr- schmiere. Nach der Vorstellung macht ein Kavalier Witze über den Romeo mit den Hängelöckchen und ist begeistert für die Julia, die er in das Separe einlädt. Baruch ist geknickt. Da kommt ein Bote, der ihn zur Herzogin holt. Vielleicht ,ius demselben Motiv heraus, das den Kavalier veranlaßt, sich Julia ins Separe einzuladen. Zunächst nur ein langsam aufgcblcndetes Hotelschild: „Hotel Habsburger Hof". Primitivstes Provinz¬ separe. Dann ein Titel: ..Der andere Habsburger Hof" und dann das Standquartier der Her¬ zogin. Entzückende kleine Idyllen, zum Beispiel die Szene, wo die Erzherzo¬ gi a den jungen Schau¬ spieler empfängt, wie sie ihn an das Fenster lockt, das einen Blick auf den frühlingbestrahlten Gar¬ ten zeigt. Von diesem Ga-ten sieht man eigent¬ lich gar nichts. Aber man fühlt, da draußen lacht