Der Kinematograph (November 1923)

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Seite 10 Nummer 874, 75 Der Scheik Fabrikat: Fox-Film Regie : Charles J. Brabin Hauptrollen: Estelle TayloMarc MacBermott Länge: 1763 m (6 Ak .-| Vertrieb: Dcfa Uraufführung. Schauburg Newyork bei Nacht Fabrikat: ' Paramount Manuskript: Nach dem Roman von Edith M Hüll Hauptrollen: Rudolf Valentino. Agnes Ayres Länge: 2007 Mete» (6 Aktcl Vertrieb: Nalional-Film A. G Uraufführung: Operetten-Theatcr am Nullendorfplalz r’W Amerikaner lieben d .n Orient. Man erinnere sich. daB der *Lubitsch-Film ..Sumurun“ in dzn Vereinigten Staaten (dort ..Arabische Nächte" geheißen), einen Erfolg erzielen konnte, der weit über den europäischen hinausging. Wenn aber die Ameri¬ kaner versuchen, mit eigenen Mitte n das Milieu des Orients zu zeichnen, so versagen sie rcgelmäß g in allen den Punkten, die wir an einem Film schätzen. Vor allen Dingen in der Echtheit des Milieus. Aber was fragt man in New York darnach, ob eine Szene, die dem Film zu stärkstei Spannnung verhilft, ethno¬ graphisch wirksam ist! Besitzt sie cie Möglichkeit, das Parkett inzuregen, so ist sie in amerikanischem Sinne vortrefflich. Wir verlangen mehr. % iclleicht zu viel, und sind nur dann geneigt, den Man¬ gel an Echtheit zu entschuldigen, wenn eine bedeu¬ tende schauspiele¬ rische Kraft sich für die Gestaltung einer Figur einsetzt. Aber auch darin sind wir nicht einer Meinung mit den Amerika¬ nern. Als Vorzüge des Filmes müssen wieder die Tier¬ szenen hervorgehe ben werden. Niel werden helle Freu¬ de an der Szenen erleben, in denen die Reiterei der Beduinenstämme durch den Wüsten¬ sand jagt. Ein so hemmungsloses Drauflos sieht man nur in den ameri¬ kanischen Filmen, wo die Reiter das LeUte aus den Pferden hcraus- holen und in iedeni Augenblick drauf und dran sind, sich den Hals zu bre¬ chen. Die Beduinen Oben: Rudolfo Valent Unten Mary Aubrey B ine Doppelhandlung aus zwei verschiedenen Welten, wie wir sie in schärfs'er Kc ntrastierung in der ..Tragödie der Liebe" bewundern konnten, erscheint hier in einem amerikanischen Film, der sich von den der Masse derjenigen, die neuerdings den deutschen Markt überschwemmen, vorteilhaft unterscheidet. Die eine Handlung führt in die Welt des Reichtums, deren Ver¬ gnügungssucht durch eine sehr gelungene Varietävorstellung charakterisiert wird — die andere in die Slums der Großstadt, in das Viertel der dunklen Existenzen, die von ebenso dunklen Instinkten besessen sind. Die Vorgänge im ersten Milieu sind nicht sehr abwechslungsreich, wenn sie auch äußere Bewegtheit besitzen, aber die Phantasie des Re¬ gisseurs geht nicht über die Wieder¬ gabe der üblichen Lebemannskonflikte hinaus. Neu ist da¬ gegen die Vorspie¬ gelung eines Selbst¬ mordes zu Erprcs. tunfszwecken. doch fehlte diesen Szenen der Humor Bedeutend inter¬ essanter und von innerem Rausch getragen waren die Vorgänge in den Kreisen der ver¬ brecherischen Ele- MUieu ist/dT:; sich ständig in einer Angriflsstel- lung befindet, von vornherein inter¬ essanter. ' Ein seit- roman spielt sich da im Dunkel der Riesenstadt ab. Die Frau eines Wächters verbirgt io in ..Der Scheik" i „New York bei Nacht" selbst s ropäische etwas seltsam; man sieht die Schminke — und der Sklaven¬ markt in der Oasejst ohne jedenRealismus gestellt Der Aben teurer ist diesmal ei¬ ne imOrient reisende Engländerin, die ty¬ pische Heldin einer Sonntagsblatt¬ novelle. bald ener¬ gisch. bald senti¬ mental schmach¬ tend, unwahrschein¬ lich — aber so g stallet. Durchschnittsameri¬ kaner die Frauen liebt. Ihr Partner, der Scheik. wird von Rudolfo Valen¬ tino niemals das. was er in Amerika ist. bei uns würde er der den Häschern in einer atemrau¬ bend sensationellen Flucht entwischte, in ihrer Wohnung. Dabei wird sie von ihrem Schwieger¬ vater beobachtet, der aber voll¬ ständig gelähmt ist und nur die Augen bewegen kann. Der ungenannte ameri¬ kanische Darsteller, machte seine Sache ausgezeichnet, so¬ gar glaubhaft, was schwierig ist. Aber wenn ein Künstler an seiner Stelle im Lehnstuhl gesessen hätte. so wären diese Szenen, die hier nur äußerlich sensationell wirk¬ ten. von dramati¬ sche Schlagkraft ge¬ wesen. Wenig über¬ zeugend ist aller¬ dings der Umstand, daß die Polizei {die Vorgänge durch die Augensprache des Gelähmten ei fährt.