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Nummer 876 I<er Rmcnntogropfr Seite 3 Expeditionsfilme und Filmexpeditionen Von Ernst l/litzsch. E in englischer Historiker hat neulich sein Bedauern ' darüber ausgesprochen, daß es zur Zeit Homers noch keinen Kinematogruphen gab, und di.- nicht geringe Zahl der Gymnasiasten, die sich schwer durch das Dickicht der griechischen Grammatik finden konnte, würde, zustimmend, die Odyssee auch lieber im Bilde als im Ur¬ text erlebt haben. Die Irrlahrtcn des Odysseus wären in der Tat wohl für eine Filmexpedition geeignet gewesen, wenn es ihnen auch nach unseren Ansichten sowohl an Komfort, als auch an Fort¬ kommen mangelte. Jedenfalls inter¬ essiert die heutige seßhaft gewordene Menschheit nichts mehr, als das Bild fremder Landschaften, die die große Sehnsucht jedes Filmregisseurs dar¬ stellen. ln der Zeit unserer Ausgespcrrt- heit waren die Kalkberge bei Rüdersdorf das Exoticn der Filmindustrie, wo sich, zur stillen Heiterkeit der Weitgereisten, die seltsamsten Szenen abspielten. Aber seit die Tore in die Welt wieder geöffnet sind, verlangt der Zuschauer die Echt¬ heit des Milieus. Filmexpeditionen ziehen seit einigen Jahren hinaus, um Spielfilm .-n das Kolo¬ rit der Ferne zu geben. Diese Art Reise¬ filme. deren erster in Deutschland der „Mann ohne Namen" war. entsprechen den gleichfalls beliebten Abenteuer¬ romanen. an denen sich heute die ganze Welt ergötzt. Es sind unter ihnen frei¬ lich nur sehr wenige, die Anspruch darauf erheben können, ernst genommen zu wer¬ den. Die meisten sind ohne Verbindung von Spiel und Landschaft — es fehlt ihnen die zwingende Notwendigkeit der Umwelt. Wenn sich eine Szene etwa in Serbien abspielt, muß gefordert werden, daß das serbische Milieu von einer Hand¬ lung getragen wird, die sich mit Not¬ wendigkeit nur serbisch darstellen läßt. Unendlich oft wird der Fehler gemacht, daß eine Allerwettshandlung sich an einer Stelle der Welt zuträgt, an der sie nichts zu suchen hat. und an die sie nur verlegt wurde, um die zu schwache Handlung durch eine Serie hübscher, eigentlich überflüssiger Bilder zu stützen. Ein ganz anderes Gesicht besitzen die Expeditionsfilme. In ihnen waltet nicht der Ehrgeiz, von einer Handlung im Sinne romantisch konstruierter Vorgänge getragen zu werden. Sondern es soll in ihnen nur die Natur sprechen. die ohne Schminke auf den Zelluloid- streifen gebracht wurde. Solche Ex¬ peditionsfilme besitzen bedeutenden wis¬ senschaftlichen Wert als Natururkunden, die der Mit- und Nachwelt Kunde von Vorgängen geben, die der seßhaft gewor¬ dene Mensch nicht mehr selbst erleben Gerade in diesem Augenblick ist der Auszug mehrerer Filmexpeditionen zu melden, während andere eben mit ihrer Aufgabe fertig wurden. Die Reise, die der globetrottcnde Schriftsteller Dr Cclin Roß nach Inner- asien untemon neu hatte, liegt zwar schon einige Ji-hre zurück, aber der Film trat erst jüngst nach Überwindung größerer Zensurrchwiengkciten hervor. Colin Roß durchreiste Rußland, als der Bolschewismus noch im Kampf mit den Armeen des Geaerals Wränget lag. und gleichzeitig die Mißernte ganze Provinzen des Riesenreiches in Hungersnot stürzte Dann eilte er weiter durch der. Kaukasus, durch Persien. Turkestan. und drang in die abseits von jedem Verkehr liegenden Steppenstädte des inneren Asiens vor Dieser Film, der in der Berliner Urania mit einem Begleitvortrag des Reisenden lief, interessierte ungemein und brachte seltsame, noch nie gesehene Bilder aus dem Herzen de» asiatischen Kontinents, die belehrendes trotzdem unterhaltendes Material zur Schaustellung brachten. Eine englische Filmexpedition, die von dem Ethnologen Max Govern geleitet wurde, ist in diesen Tagen aus Tibet zurückgekehrt Da sie offiziell als Mis¬ sion der „britischen Buddhisten" auf- treten konnte, gelang es ihr. Zutritt m die verbotene Stadt", in Lhassa. zu er¬ halten. wo nicht nur Straßen und Stadt¬ bilder. sondern sogar die Palasthöfc von Potala. der offiziellen Residenz des Dalai Lama, gefilmt werden konnten, während es dagegen nicht gelang, das Oberhaupt der Buddhisten auf den Film zu bekommen. MacGovern hat außerdem seine Übergänge Aus dem Dculig-Ftlm von Culin Roß „Der Weg nach Osten" Einen Awgcnbliifc bitte??? Immer wird sich i in Besuch bei KINO-SCHUCH Berlin SW 48. Friedrichstr. 3t. lohnen! — Sie linden immer Neuheiten, die Ihren Betrieb verbessern