Der Kinematograph (December 1923)

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Nummer 876 Oer Rmc-nntogropfj Seite 5 Holländische Filmperspektive Von unserem Amsterdamer B-H Berichterstatter r'Vie Frage der Sittlichkeit bzw. Schicklichkeit der Film- darbietungen spielt augenblicklich in Holland eine große Rolle. Die letzte Nummer der Wochenschrift Kunst und Amüsement ist fast vollständig mit diesem Problem gefüllt. Man wünscht die oisherigen gesetzlichen Bestimmungen abzuänderr und hat seine diesbezüglichen Wünsche der Zweiten Kammer vorgelegt. So sind beispielsweise aus der Tatsache, daß der Bürgermeister jeder Gemeinde die alleinige Oberaufsicht über sämtliche Kunstdarbietungen hat und nach seiner Ansicht verbieten oder gestatten kann, einige drollige Widersprüche entstanden. Wird ein Film in der Gemeinde A. wegen Unsittlichkeit verboten, fco können ja die Neugierigen und Sensationsdurstigen zur benachbarten Gemeinde B. reisen und von der verbotenen Frucht kosten, die dort erlaubt ist, weil der Bürgermeister der Gemeinde B. persönlich eine andere Auffassung der Sache hat. Nun wurde der Antrag gestellt, die Bestim¬ mung insofern zu ändern, daß außer dem Bürgermeister noch eine höhere und höchste Instanz in dieser. Streitig¬ keiten zu entscheiden haben solle. Dieser Antrag wurde abgelehnt. Der Bürgermeister behält das Recht, die Er¬ laubnis zur Aufführung zu erteilen oder zu verweigern Wenn ein Film in der Gemeinde B. durch den Erfolg beim Publikum bewiesen hat, daß kein Ärgernis daran ge¬ nommen worden sei, so könne ja der Bürgermeister der Gemeinde A. sein Verbot immer noch rückgängig machen und die Vorführung für se.ne Gemeinde gestatten. Die kleinen Änderungen, die man den Wünschen der Antrag¬ steller zugestanden hat, gehen dann darauf hinaus, daß der Einspruch des Sittenrichters möglichst eingeschränkt werden soll. Es soll nicht mehr so viel ..verboten" werden, das Publikum soll selbst durch sein Verhalten beweisen, welche Art ihm gefällt und welche es verwirft. Nur die Filme, die öffentlich Anstoß erregt haben, es sei in Sitt- lichkeits-, Religions- oder politischen Fragen, sollen ver¬ boten werden. So hat also das Publikum selbst die Ent¬ scheidung in Händen und ist sein eigener Richter! In Holland herrschen immer noch die alten Ansichten, daß der „Kintopp" eine demoralisierende Einrichtung sei Die Sprechtheater haben mit großen materiellen Schwie¬ rigkeiten zu kämpfen, die Gager. der Schauspieler müssen durchweg reduziert werden und werden meistens nur für einen Teil der Saison ausgezahlt, da die Theaterdirek¬ toren. um überhaupt ein paar Monate spielen zu können, ihre Häuser längere Zeit für Gastspiele usw. verpachten müssen. Die Filmtheater dagegen machen glänzende Ge¬ schäfte. es gibt bald nicht genug Kinor, und immerzu hört man von Neugründungen! Obwohl aus diesen Tatsachen klar hervorgeht, daß das Interesse des Publikums sich offensichtlich vom Theater ab zum Film gewandt hat. scheinen doch immerhin so starke Gegenströmungen zu herrschen — der „Telegraaf" zurr Beispiel greift die Kinobegeistcrung in seiner üblichen ironischen Weise an —, daß eine sehr auffallende und raffiniert erdachte Re¬ klame nötig wird, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Neuerscheinungen zu lenken In einer kleinen Stadt hat man sich, anläßlich eines Films mit dem Titel ..Der dritte Alarm", sogar eine sehr kostspielige Reklame gele : stet. die aber dann auch was eingebracht haben soll. Ein großes feuerrotes Auto zielt plötzlich mit großem Alarm durch das Städtchen; d e Bewohner waren zu¬ nächst stolz der Meinung, sie hätten eine neue Feuerwehr bekommen. Aber dann sahen sie über den Köpfen der vollständig als Feuerwehrleute uniformierten Insassen ein brandrotes Tuch flattern mit der Inschrift: ..Der dritte Alarm". — Noc.i origineller hat die Reklame zu dem Film: „Die Reise uro die Welt" gewirkt: Es wurde ein Aufruf an die Bevölkerung erlassen, daß die Gesellschaft 'Vollendete 'onstvuktion eatermasch Schul- und S^ei nrhm o 97&TlCJ0Ol O^oskct l ^ußiahmekino , (ränamo