Der Kinematograph (February 1924)

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Seite 6 Per Rmcmntopropft Nummer 887 in amerikanischem Stil. Dennoch behaupte ich kühnlich, daß der Geist, der über den Nibclungen- Bauten liegt, mehr vom Hauche des Universums in sich hat, als je auf dem Boden von Los Angeles entstanden ist, weil er aus dem ursprünglichsten Wesen einer großen Nation stammt und weil das, was er schuf, mit einer gewissen Andacht vor dem zu Schaffenden entstanden ist, wie sie wohl den alten Nürnberger Meistern eignete, als sic das Sakramentshäuschen in der Lorenzerkirche oder das Scbaldusgrab schu cn. Für die Gewänder, in die wir unsere Nibelungen kleiden wollten, fand uns der junge Maler Paul Gerd Guderian einen edlen und starken Stil, und es ist unser aller Kummer, daß ihn eine tückische Krankheit mit vierundzwanzig Jahren wegrafftc, bevor er die Menschen des Films in seinen Gewändern einher- schreitcn sehen durfte. Daß ich nach Mabuse mit Brunhilden-AufsU-llung während der Aufnahme. schönste Freude brach¬ ten, meine Mitarbeiter alle von ihrem Werk Be¬ sessene waren. Anders als mit dieser Arbeits¬ besessenheit kann man auch nicht achtzehn Mo¬ nate lang sich mit allen Tücken des Objekts siegreich herumschlagen. Ich werde niemals den Augenblick vergessen — und ich hoffe, er auch nicht —, als ich zu Otto Hunte, der mit mir schon in Mabuse gearbeitet hat, sagte: „Hunte, du sollst mir die Nibelungen bauen!" Er hat sie mir gebaut. Er und sein prachtvoller Adlatus Kcttelhut, der bei der Arbeit ein Temperament ohnegleichen entwickelt hat, haben mir auf dem Ncubabelsberger Gelände Worms und den Rhein, Isenland und Etzels Reich, den deutschen Dom und den deutschen Wald erbaut. Nicht keinem anderen Operateur als mit Carl Hoffmann ar¬ beiten wollte, verstand sich von selbst. Denn ich wußte, daß er alles, was ich als Maler vom Bildhaften der Nibelungen mir erträumte, durch seine Licht- und Schattengebung wahr machen würde, und daß seine berühmten Blauaugen sehr genau um das Geheimnis wissen, wie man eine Frau so photo¬ graphiert, daß beim Anschauen ihres Gesichts durch ein Licht im Augenwinkel, einen Schatten auf der Stirn, eine schimmernde Linie der Schläfe nicht nur die Frau selbst, sondern der seelische Inhalt einer ganzen Szene offenbart wird. Günther Rittaus Können liegt auf einem ganz anderen Gebiet: auf dem experimentellen. Er experimen-, tiert die Nächte hindurch. Er rückt dem Bild¬ haften des Films auf dem Umweg über die Mathe¬ matik zu Leibe. Jeder dritte seiner Sätze fängt an: „Was geschieht, wenn —Was aus Mathe¬ matik, Technik und Phantasie entstehen kann, das wird im Nibelungen-Film das Nordlicht zeigen und die versteinernden Zwerge, deren lebendiger Mund noch zum Schrei geöffnet ist, während der Körper schon in Stein erstarrt. , Ein besonderes Problem aber gab es noch zu