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Der Kinematograph (March 1924)

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Seite 8 Per Rincmatoprapf? Nummer 88Ö Charles Chaplin in ..Zivil’ Manne durch Charles Chaplin, erklärte sie, ist gar kein Engländer, sondern ein Pole, und er stammt aus Birshi. — Die Her¬ kunft von Charles Chaplin ist noch vollkommer ungeklärt. Chaplin hat in dem Augenblick, da er in Amerika zu Ruhm gelangte, was in der Kriegszeit geschah, behauptet, aus England zu stammen, denn die englische Abstammung gilt in den Vereinigten Staaten als die vorne imste und wie ein halbes Adelsprädikat. Als seinen Geburtsort gab er abwechselnd London und Newham an — die Aussage seiner Frau scheint aber wahrscheinlicher zu sein, denn sie setzte hinzu, daß der wahre Name Charles Chaplins eigentlich Joseph Chablin sei. Freilich hatte Frau Harris, als man sie fragte, echte Amerikanerin keine Ahnung v Polen und den osteuropäischen Ve iiältnissen. und es stellte sich heraus, daß sie es mit — Sibirien verwechselte. ..Alle Polen haben ewig einen Schnupfen, sagte sie. weil cs dort das ganze Jahr kalt ist; auch Charles hatte immer einen Schnupfen und gewöhnte ihn sich nicht ab. obgleich ich ihn gräßlich fand.“ In der Manier klagender Ehefrauen brachte Frau Mildred die lächerlich¬ sten Anklagen gegen ihren Mann vor die alle die wegen Mißhandlung cin- geleitete Scheidungsthese stützen sollten Als gar nichts mehr verfing, richtete sie sich auf und ciklärte: „Sein Gang ist echt!“ — was denn doch einige Heiterkeit hervorrief, um so mehr der Anwalt der Dame die Frage vorlegte, ob man es e'ner Frau wohl zu¬ muten könne, mit einem derart befußti das Leben zu gehen. Mißhandlung ist es nach Ansicht der meisten Ameri¬ kanerinnen aber auch, wenn der Mann die Mittel zur Be¬ friedigung eines ziellosen Luxuslebens verweigert. Das hatte einzig und allein den Zorn von Chaplins verflossener Gattin hervorgerufen, die neben ihrer Freiheit noch einige hunderttausend Dollar von ihm haben wollte. Und in diesem Punkte zeigte sich Charles Chap'in be¬ sonders zugeknöpft. Man hat Grund, den Angaben der Gattin Chaplins über seine H. rkunft Glauben zu schenken. Aber auch er sagt gewiß nicht dieUnwahrheit, nurdaß London und Newham Zwischenstatio¬ nen auf demWege nachAmerika bedeuten werden. Chanlin. der gegenwärtig achiunddreiüig Jahre zäh't, hat höchstens acht Jahre hinter sich, in denen es ihm gut geht. Ein Mann kann dreißig Jahre der Entbehrung nicht so schnell vergessen wie eine Frau, er wird also sehr un¬ gern das verringern, was man in Europa aktuell die Substanz nennt, selbst wenn er dadurch in den Augen der Frau geizig er¬ scheint. DieseuVorwurf machte nun Frau Mildred ihrem Gatten in besonderem Maße und er¬ klärte, daß er in seinen Fil¬ men nur unbedeutende Schau¬ spieler beschäftige, die billig seien. „Die Purviance nahm er. weil sie billig war, und das war ihr einziger Vorzug.“ Purviance Pola Negri nach der letzten ..Aussprache' Als Chaplin mit „Kid" seinen größten Erfolg errang, wurde die Welt auf eine junge Schauspielerin aufmerksam die bisher niemand gekannt hatte und die gleich Jackie Coogan zur Berühmtheit aufstieg. Es war dies Edna Purviance. die sentimentale Liebhaberin eines kleinen Theaters in Los Angeles, die sich mit Chaplin auf eine Weise befreundete, über die verschiedene Lesarten im Gange sind, von denen aber keine richtig sein dürfte. Tatsache ist jedenfalls, daß Fräulein Edna ihren Erfolg in „Kid" nicht in der Weise ausnutzte, sie es hätte machen können. Sie filmte nur ünmai. um dann als Schauspielerin von der Bildfläche zi verschwinden und nur noch Begleitung Chaplins aufzutauchen. Kein Wunder, daß sie allgemein als Chaplins Freundin angesehen wurde, um so mehr ihre Beziehungen durch die bald verkrachte Alfäre mit Pola Negri nur kurze Zeit unterbrochen worden waren. Eine bc-ondere Bestätigung erhielt das Gerücht durch die Tatsache, daß Chaplin seinen fünfaktigen Film „Eine Pariserin“ völlig auf Fräulein Pur¬ viance einstellte und ihr zu einem neuen großen Erfolg verhall. „Eine Pariserin“ — a woman of Paris — ist in Amerika mit sehr gemischten Gefühlen lfgenommen worden. Fräulein Purviance spielt darin, sogar mit bemerkenswertem Talent, eine mondäne Frau, die es mit der Tugend nicht immer ernst nimmt. Gegen den Film regnete es aus verschiedenen Staaten des Mittclwcstens geharnischte Anklagen, und allein Chaplins ungeheure Popularität errettete ihn vor einem Zensurverbot, ln den letzten Wochen aber ist der Film stillschweigend vom Spiclplan der Kinos verschwun- di n, denn Edna Purviance ist inzwischen in die Skandal¬ affäre der Mabcl Normand verwickelt worden. Edna Purviance hatte sich mit der immerhin älteren, aber auch berühmteren Mabel Normand befreundet, sie erklärte vor Gericht sogar, daß Mabcl ihre beste Freundin sei. Das berührt uns um so merkwür¬ diger, als Fräulein Normand sich gegen Chaplin ablehnend verhielt und sie durch kein Honorar zu verlocken war. mit Chaplin in einem Film aufzutreten. Mabel Normand ist auch auf dem Gebiete des Lust¬ spiels tätig — von der Zu¬ sammenarbeit mit Chaplin hielt sie die Klugheit zurück, denn Chaplin spielt alles an die Wand. Darüber klagen sämtliche Schauspieler, die jemals mit ihm zu tun hatten. „Er bringt vor lauter Ex¬ tempores nicht das Stich¬ wort", sagte Tom Wilson von ihm. jener breitschultrige Schauspieler, dessen Speziali¬ tät cs ist, als ewiger Schutz¬ mann über die amerikanische Leinwand zu gehen. Die lustige Mabel Normand wußte wohl Edna Purviance. die sich von der verfolgten Unschuld des „Kid" zur t Chaplin mondänen Weltdame der