Der Kinematograph (March 1924)

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Seile 12 ©er Äi'nctnnfograpH Nummer 893 Wege. Wir sind überzeugt, daß die anderen deutschen Fachblätter, die Herr Lux als Kronzeugen anführl und die Verbindung mit Paris gesucht und gefunden hioen, im Prinzip nichts anderes wollen als wir. Nämlich Festigung der internationalen Position unserer deutschen Filmzcntralc, Heranziehung überseeischer Kon¬ zerne, damit sie ihre europäischen Geschäfte ncch wie vor von Berlin aus besorgen lassen, aber außerdeu recht viele und umfassende Geschäfte mit den französischen Filmindustriellen, von denen wir Ware kaufen wollen und die uns Ware abnehmen sollen. Fs kann auch von Herrn Lux nicht geleugnet werden, daß bis vor kurzem der Mittelpunkt des internationalen europäischen Geschäfts in Berlin gewesen ist und daß seine Abgabe an Paris in der Hauptsache inflationistische Ursachen hat. Es bedeutet absolut keine Stellungnahme geger Frank¬ reich, wenn bescheiden daran erinnert wird, daß die deutschen Filmindustriellen gut daran täten, auf die Tat¬ sache Rücksicht zu nehmen, daß diese, wenn man so sagen soll, Zurückerobe¬ rung eine wich¬ tige und wesent¬ liche Aufgabe ist, die bei dem augenblicklichen Keisefieber nicht überseien wer¬ den darf. Hs besteht ein wesentlicher Un¬ terschied darin, ob ich d ie deutsch - franzö¬ sische Verstän- digung unter¬ stützen und ver¬ stärken will, oder ob ich die Vorroachtstell jng von Paris auf dem europäischen Filmmarkt nicht auf Kosten Deutschlands aufrichten lassen will. Es handelt sich also bei den deutsch-französischen Be¬ ziehungen um zwei absolut verschiedene Dinge, nämlich einmal um die Festigung der gegenseitigen Beziehungen und um die Übernahme der gegenseitigen Produktion mit dem Austausch von Schauspielern und der gemeinsamen Finanzierung von Filmen. Zum andern aber um die Stellung, die Paris oder Berlin für die Bearbeitung von Zentralcuropa einnehmen soll. Bis zur Frank-Inflation haben die amerikanischen Häuser ihre Zentralbureaus in Berlin gehabt, ließen hier kopieren, hier ihre Plakate und Photos machen und taten so, als ob für sie Berlin der einzige Platz sei, der als europäischer Zentralpunkt in Frage kommt. Jetzt hat sich das Schwergewicht nach Paris verschoben, nachdem es vorübergehend den Anschein hatte, als ob Wien der Kernpunkt werden sollte, um den sich alles Filmische auf unsertn Erdteil dreht. Um die Rückeroberung dieser Position handelt es sich, um Rücksicht auf die Interessen, die nach dieser Richtung hin auf dem Spiel stehen, und sie sind so groß, daß man wohl einmal darauf hinweisen darf. Wir wollen diesen Wettkampf, wenn man so sagen darf, selbstverständlich absolut loyal führen. Es wird darauf ankommen, wer — stabile Währung in Deutschland und Frankreich vorausgesetzt — am meisten zu bieten hat und wo »ich die Arbeit, die das Ausland in Europa verrichten will, am besten und immer noch am billigsten machen läßt. Vielleicht verteilt sich die Zentralisierung auf Deutsch¬ land und Frankreich. Vielleicht lassen sich Projekte in immer größerer Zahl durchführen, wie das des Herrn Wengeroff, der gemeinsam mit Pathe durch Abel Gance einen Napoleon-Film herslellen läßt, der teils in Frank¬ reich, teils in Deutschland, Rußland. Italien und Ägypten Informierte Kreise in Deutschland behaupten, daß Sascha Gura, den man wohl zu den deutschen Filmfabri¬ kanten rechnen kann, den besten französischen Film des Jahres hergestellt habe. Sassuc Hayakawa und Pearl White werden nach Ab¬ schluß ihrer französischen Verpflichtungen in Berliner Ateliers erscheinen, während umgekehrt die Aafu mit dem deutschen Spielleiter Max Mack in den Pariser Anlagen der Firma Gaumont „Madame Poliphar" entstehen läßt. Es kommt unseres Erachtens im Augenblick darauf an, daß die deutsch-französische Film-Annäherung sich immer mehr praktisch auswirkt. Viel¬ leicht bewirken Auseinander¬ setzungen wie sie Her- Lux anschneide'., viel eher das Gegen¬ teil. F^s besteht ein großer Unter¬ schied zwischen dem, was Herr de la * Borie schrieb, der Hin¬ dernisse weg- räumer, Tatsa¬ chen berichtigen will, die geeig¬ net sind, die französischeVer- ständigung auf¬ zuhalten, und den Randbemerkungen des Herrn Lux, der Verständigungsartikel so zu interpretieren versucht, als ob sie gegen eine Verständigung seien. Der Chefredakteur der „Cinematographie Fran^aise“ tut gut daran, seinem Berliner Mitarbeiter etwas mehr auf die Finger zu sehen, der entweder nicht genügend Deutsch kann, um Artikel richtig zu lesen, oder aber der da Sen¬ sationen künstlich erzeugen möchte, wo nichts andeies als friedliche, sachliche Arbeit geleistet wird. Auch wir werden dem französischen Fümmarkt jene große Beachtung schenken, die er uns zu verdienen scheint. Wobei wir auf der anderen Seite von den Franzosen ver¬ langen müssen, daß man uns mit derselben Höflichkeit entgegenkomml. Es gibt eine gewisse im Dienst der Komödie und des Filmes stehende Presse, die noch gern mit jenen Wortwitzen über den deutschen Film herfällt, die sich zwar angenehm lesen, die aber im Grunde nur ver¬ raten, daß dem Schreiber die eigene Person mehr wert als die Sache ist. Ein schöner Stil ist in Frankreich sehr beliebt; aber auch dort wird er, ganz wie anderswo, oftmals nur dazu ver¬ wendet. ein Feuerwerk von Witzen abzubrennen. Wir nähern uns schnellen Schrittes einer immer mehr um sich greifenden Internationalisierung des Filmes. Nicht in der Art, wie schlechte Manuskriptschreiber meinten, die bewußt einem internationalen Geschmack huldigten. Sondern im Gegenteil jenem internationalen Film- austausch, der die wirtschaftlichen Beziehungen in den Vordergrund rücki und sie kaufmännisch objektiv regelt.