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Der Kinematograph (June 1924)

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Seite 6 5« Rimrmotograpfi Nummer 902 russische Industrielle gemeinsam aus. um iun endlich zu organisieren, und immer wieder heißt es schon nach vier oder fünf Wochen: unüberwindliche Schwierigkeiten. Die letzte Meldung über eine deutsch-russische Rlm- transaktion kommt von der Defa. die bekanntlich schon früher einmal mit der I. A. H. große deutsch-russische Pläne hatte. Den äußeren Anlaß zu int .-ns: verein Ver¬ handeln stellte damals ..Polikuschka“ vor. ür den sich die Defa in unerhörter Weise in Deutschland einsetzte und dessen künstlerische Qualitäten hier au:h verständnis¬ volle, enthusiasmierte Würdigung fanden Diesmal ist es — merkwürdiges Spiel des Zufalls — ..Aelita", ein Bild. das. nach den vorliegenden Photos zu urteilen, zumindest originell sein ir.uß. Die neue Gründung heißt .Dera". eine Abkürzung für Deutsch-Russische Film-Allianz, ln der Verwaltung sitzen Generaldirektor Münzenberg und Studienrat Gutmann von der Defa. Die Dera soll eine Verleih-Lizenz in Ru߬ land erhalten haben und eine Interessengemeinschaft mit der ..Ruß" eingegangen sein. ..Ruß" ist die Produktions¬ gesellschaft. bei der ..Aelita" jetzt entstanden ist. Man hat seit „Polikuschka" die technischen Hinrich¬ tungen verbessert deutsche Operateure gewonnen und den internen Atelierbetricb nach Berliner Muster or¬ ganisiert. Die neue Intcressengemcinschai't soll sich so auswirken. daß die Dera Einfluß auf die Produktion nimmt und dafür sorgt, daß die russische Produktion durch Hin¬ zuziehung von deutschen und anderen ausländischen Kräften einen internationalen Einschlag erhält. Theoretisch scheint das alles klar und --inwandfrei, aber wir befürchten nur. daß sich im letzten Augenblick wieder Schwierigkeiten einstellen, weil die Sowjets in ihren For¬ derungen ziemlich maßlos sind, weil sie finanzielle Garan¬ tien und Beteiligungsquoten verlangen, die. bei kauf¬ männisch klar und reell kalkulierenden Betrieben, ein seriöses Arbeiten unmöglich machen, schon aus dem Grunde, weil kein Direktor bei den russischen Be¬ dingungen. selbst wenn er außerordentlich optimistisch ist. eine Verzinsung des deutschen Kapitals in irgendeiner Form garantieren kann Wir sind absolute Freunde der deutsch-russischen Film¬ annäherung. aber nur dann, wenn eine Basis gefunden wird, bei der alle Beteiligten idell und finanziell auf ihre Rosten kommen. So wie die Dinge im Augenblick noch liegen, muß man deutsche Kapitalisten zu weitgehender Zurückhaltung mahnen. Nicht nur mit Rücksicht auf die allgemeine wirtschaftspolitische Situation bei uns und in Rußland, sondern vor allem wegen der Erfahrungen, die inan mit der Vertragstreue der Herren in Moskau und Petersburg gemacht hat. Gerade die Vorgänge in den letzten Tagen, die Rede Krassins. die er auf dem Korgreß der russischen kom¬ munistischen Partei gehalten hat. zeigen, wie leicht man gene'gt ist. allgemeine politische Forderungen auf Kosten von wirtschaftlichen Privatverträgen durchzusetzen. Das ist eine Gefahr, die so groß ist. daß sie selbst sicherere Gewinnchancen, als sie Film-Rußland heute bietet, hundertfach aufwiegt. Wir wollen nicht für falschen Pessimismus Stimmung machen, aber der Komplex der deutsch-russischen Film¬ verhandlungen ist ein solches Durcheinander geworden, daß der gordische Knoten dagegen eine fein geordnete, übersichtliche Angelegenheit darslellt. Gerade der „Kmematograph" ist in russischen Dingeil optimistisch gewesen. Er hat manche reichlich kom¬ plizierten und undurchsich'igen Vorgänge für Kinder¬ krankheiten gehalten. Wir haben in vielen Fällen ge¬ glaubt. daß man drüben nicht ganz mit Unrecht Bedenken in die Kapitalkraft und in die Persönlichkeit des dies¬ seitigen Kontrahenten gesetzt hat. Wir wollten uns cin- reden. daß gewisse kaufmännische Fried. gungen nur auf das Konto von Einzelpersonen zu setzen waren. Aber es liegt inzwischen Material über eine Reihe von Fällen vor. die zeigen, daß das. was wir unter kaufmännischen Prin¬ zipien und unter Treu und Glauben verstehen, drüben nicht zu den Elementarbegriffen wirtschaftlicher Be¬ tätigung gehört. Wir müssen deshalb zur Zurückhaltung mahnen, bis man drüben endlich einmal für Ordnung und Zentralisation im Innern gesorgt hat und bis die Beweise dafür erbracht sind, daß man einmal unterschriebene Abmachungen auch einzuhalten gewillt ist. genau so. wie das bei uns selbst¬ verständlich und automatisch der Fall ist Das Düsseldorfer Film-Syndikai mobilisiert. B ekanntlich ist vor kurzem von einer Reihe von führenden Lichtbildtheatcrbesitzern ein Film-Syndikat begründet worden, das seinen Sitz im Rheinland hat und über dessen Ziele ein geheimnisvoller Schleier gebreitet ist. Vor etwa vierzehn Tagen wurde im Rheinland davon gesprochen, daß man die Anwesenheit des Leiters der Außenhandelsstclle, Dr. Kuhnert, dazu benutzen wolle, um auch in der Einfuhrbage einen Vorstoß zu machen. Wie uns der Leiter der Außenhandelsstclle mittcilt. kann von offiziellen Verhandlungen zwischen Außen- handelsstellc und Filmsyndikat nicht die Rede sein. Herr Dr. Kuhnert hat natürlich mit führenden Vorstands¬ mitgliedern der neuen Gruppe genau so verhandelt wie mit Verleihern und andern außenstehenden Theaterbesitzern. Uber die Verhandlungen bewahren die Beteiligten strengste Diskretion. Es scheint sich aber hauptsächlich um die Forderung nach erhöhter Zuteilung von Kontingent an die rheinischen Kreise zu handeln. Wir möchten auf den tieferen Zusammenhang der Dinge, so wie er sich den Unbeteiligten darstellt, im Augenblick nicht eingehen. Wir empfehlen aber die Vorgänge im Rheinland der dringenden Beachtung der großen deutschen Filmverbände, weil unter Umständen Interessen berührt werden könnten, die sich für den ganzen deutschen Filmver¬ leih und für die gesamte deutsche Fabrikation auswirken. Es ist kein Zufall, daß gerade in diesen Tagen Wilhelm Graf im „Film-Kurier" darauf hinweist, daß dei schlechte Geschäftsgang im Rheinland zum großen Teil von den Auslandfilmen herrührt, die zwar billig eingekauft sind und billig verliehen werden, die dafür in der Qualität aber auch derartig sind, daß sie auf die Dauer das Publikum nicht befriedigen können. Man muß einen Teil der Vorgänge, die sich in den letzten Monaten im Rheinland abgespielt haben, unbedingt vom politischen Gesichtspunkt aus sehen. Es darf unter keinen Umständen passieren, daß sich etwa der eine oder andere französische Konzern auf Umwegen in Deutschland eine Vormachtstellung schafft. Wir haben in der letzten Nummer eingehend dargelegt, daß wir gegen deutsch-französische Geschäfte, wie sie s.ch zum Beispiel im Falle Aubert darhieten. oder wie sic zwischen Südfilmhaus und Pathe abgewickelt wurden, nicht das geringste einzuwenden haben, daß wir im Gegen¬ teil diese Internationalisierung des Filmmarktes begrüß' 11 ' aber die Durchdringung darf nur in dem Rahmen «. r ' folgen, der allen übrigen Ausländern auch gezogen >>*- nach dem Prinzip der Gegenseitigkeit, das bei den neu* rheinischen Plänen uns nicht genügend gewährt scheint.