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Seite 8 3cc Rincmatogcapf) Nummer 902 sehen Kunst, die augenblick¬ lich herrschend ist. Auch eine andere Schwäche kann nicht instand gesetzt haben den besten deutsche Sparkuhl. Ifoffm; gleichzukommcn gar nicht gab. Der konkretere Film, der auch für die abstrak¬ testen Dinge eine Form finden muß staltung sich de Architekt ja m phantastischer deutende künstlerische Leistung gegenüoerstände. Denn dieser Film, der vermutlich der kühnste Fortschritt sein wird, den die Kinematographie aui dem Wege der Stilisierung und der dekorativen Auflösung tat, verrät auch gleichzeitig eine menschliche Schwäche, eine Erd¬ gebundenheit. gegen die niemand ankärr pfen kann. Wir vermögen nur territorial zu denken! Alles, was sich außerhalb der Erdi^-tbspiclt. entzieht sich unserer Phantasie. So sind denn auch die Kostüm¬ phantasien in „Aelita". man vergleiche die Figurinen, trotz aller scheinbaren Unirdischke-it — territorial ersonnen im liehen Film oder gar einem Amerikaner schwer angekreidet hätte (eben um der vollendeten Darstellung halber), so bleibt „Aelita". soweit man nach Proben urteilen kann, nicht hinter den neuesten Bildern der Weltfilmhcrstcllung Die Ateliers in Moskau sind mit Lampen neuester Kon¬ struktion versehen, alle technischen Errungenschaften der Aufnahmetechnik sind angcschafft worden — soweit sie nicht von einzelnen Firmen, vue cs namentlich in Holly¬ wood der Fall ist. als großes Geheimnis verborgen gehalten werden. Man hat auch einen deutschen Operateur witzig. Welche Erfindungen im Film de geschrieben werden, soll hier weiter nicht , Der Regisseur dürfte soviel Anregung wohl kaum ii Roman des Grafen Tolstoi, den ich nicht kenne (wer kan schließlich alles gelesen haben), allein gefunden, sonder die gesamte phantastische Weltliteratur seinen Zweck» dienstbar gemacht und damit amüsante und überraschen« 1 Szenenbilder geschaffen haben. Auch neues Darstcllermaterial wird ..Aelita" brinc» und der Schrei nach den neuen Gesichtern, der durch d ganze Welt geht, wird eine Zeitlang unterbleiben. * nimmt nicht wunder, daß die Darsteller des neuen Kuß Filmes alle den Kreisen derjenigen russischen Bühnenkun- entstammen, die in der jüngsten Zeit von sich reden macht hat. Meierhold und Tairoff. die Regisseure, der die Bühnenkunst Rußlands viel verdankt (man beacht« die Bühnenkunst, nicht die Dramatik), sind mit il” 1 Theatern auch in Berlin gewesen, freilich ohne so tief wirken wie Stanislawski. „Aelita" bringt die Solutzcu ■ die Kuindjy. den Ilinski und den Zerctilli. die alle filmte' Ehe das freilich so weit ist, wird wohl noch mancher Kilometer Negativ abgerollt werden; und vielleicht ent¬ deckt man bis dahin noch andere Möglichkeiten der Kine¬ matographie. Die Russen haben sich seit „Polikuschka“ sehr vervollkommnet. Übersah man in diesem Film eine straße hinausschwärmen. Er muß eine Form finden, die an Vertrautes erinnert — und seine kühnsten Neu¬ schöpfungen sind ja nicht eigentlich von ihm entdeckt. Wie es einen Expressionismus lange vor dem „Doktor Ca'igari" gab, so gab cs auch einen Konstruktivismus lange vor „Aelita". Der Film gibt den Dingen nur den letzten Schwung und vor allen Dingen die Steigerung in das Populäre. Der Film ist derjenige, der den unbekanntesten Dingen die ungeahnteste Popularität verleiht. Denn populär sind bis jetzt die Marsphantasien alle nicht ge¬ worden. am wenigsten gerade diejenigen, die sich durch die größte Originalität auszeichneten: die Phantasien von Paul Scliecrbart. von denen leider nur eine kleine Schar seiner Geister weiß, unter denen sich aber gerade welche befinden, die konstruktivistisch dem Film zu retten wären.