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Nummer 904 Z*cc funcmatogrnpft Seite 9 Pariser Filmbrief Paris, Anfang Juni. Hei oberflächlicher Betrachtung der hiesigen Film¬ industrie gewinnt man wohl den Eindruck des Gro߬ zügigen, Weltstädtischen — ganz anders als etwa in Italien, Österreich, Tschechoslowakei usw — aber die einzigartige Konzentration einer Berliner Filmstraße gibt es scheinbar nirgends. Es ist eine Frage, ob solche Dinge rein zufällig sind, ob in dem äußeren, durchaus nicht be¬ langlosen Aufbau, dem absichtslos Repräsentativen, nicht auch ein einheitlicher, starker Wille zu sehen ist. Geht man auf die innere Zusammensetzung der Pariser Industrie- naher ein. so ergibt sich unwillkürlich ein dem äußeren naheliegendes Bild. Die einzelnen Häuser sind in allen Gegenden verstreut; meist in der Nähe der großen Boule¬ vards. aber auch im eleganten Viertel der Champs Elysees. Aber vielleicht ist das alles nur ein erster Eindruck, und durch die Entstehungsgeschichte der französischen Film¬ industrie, die ja schon auf eine „alte“ Tradition zurück¬ blicken darf, erklärbar. Im übrigen spielt hier die Indu¬ strie als solche — trotz der großen Reklame in den üblichen Formen — nicht die Rolle, wie in Berlin. Ob das nur an der Größe der Stadt liegt, die alles verschlingt, oder an einer gewissen Bescheidenheit — ist schwer zu sagen. — An erster Stelle steht noch immer P a t h e , un.l das ist bezeichnend für das Gesamtbild. Denn d'esc Firma, die älteste neben Goumont, ist sowie diese last ausschließlich Verleiherin. Pathe organisiert den größten, ausgedehntesten Verleih und Vertrieb in ganz Frankreich, in den Kolonien und in den „patronisierten" Gebieten Asiens und dominiert allein schon durch den großen Theaterbesitz. Die Produktion beschränkt sich auf das bekannte Pathe-Journal: dasselbe gilt von Goumont und der in allen Theatern gespielten Goumontwoche. Das Dutzend Filme, das sonst roch von den beiden Firmen im Jahre hergestelit wird, ist auch qualitativ ohne Belang und von den Erzeugern auch gar nicht für den internationalen Markt berechnet. Es scheint immerhin merkwürdig, daß die beiden kapitalkräftigen und verdienstreichen Firmen den großen Kampf mit der Weltkonkurrenz aufgegeben und die Produktion gewissermaßen den Jungen überlassen Hier ist also, als dritte Firma. A ubert zu nennen, ob¬ gleich dieser aus vier Gesellschaften bestehende Konzern. durch die große und sehr beachtenswerte Produktion an erster Stelle stehen müßte. Aber es ist, wie gesagt, ein noch junges Unternehmen, in der Nachkriegszeit entstanden, das allerdings rasch zur Blüte gelangt ist Es besitzt auch einige große Kinos, in denen es eine eigene Aubcrtwochc und eine neue Reklameerfindung zeigt, das Plastigramm. (Das sind grün und rot übereinanderkopierte ganz kurze Filme, die ein über das Publikum fahrendes Auto oder einen Mann zeigen, der ins Publikum schießt und ähnliche Späße, in der Art von Vexierbildern. Man erhält beim Eintritt ins Kino kostenlos einen Kneifer aus Pappe mit roten und grünen Zelluloid..augen', durch die man dann unter den harmlosen Bildern die aufregenden Regietricks entdecken darf.) Als der bedeutendste Regisseur von Aubert gilt der Italiener Baroucelli. Die „Al bat ross“ ist eine russische Gesellschaft, die auch französisches Kapital besitzt und die vor noch nicht ganz zwei Jahren unter der Führung van Josef Ermolieff seinen Namen trug. Ermolieff ist gänzlich ausgeschieden und an seine Stelle steht ein, in den verblichenen Moskauer Filmkreisen namhaft gewesener Herr Jan Epstein. Der in Deutschland bekannt gewordene Schauspieler Mosjukin ist Hauptstar: ir. dessen Gefolge befinden sich eine Anzahl von weiblichen Stars mit stockrussischen Namen, die. wie jedermann. .Mitglieder der kaiserl. russischen Theater in Moskau“ waren. Das Unternehmen ist sehr rührig und be¬ sitzt eines der besten Pariser Filmateliers, was allerdings bei den hiesigen zurückgebliebenen Ateliers viel heißt. Trotzdem ist keine dieser Anlagen auch nur mit einem Wiener, etwa dem der „Vita“, zu vergleichen. Man entschuldigt diesen Mangel allgemein damit, daß man in Frankreich eben viele Freiaufnahmen mache ... Von französischen Filmfirmen ist noch die „V i t a - g r a p h“ zu nennen, die sich hauptsächlich mit der Her¬ stellung von Komödien und den einstmals so beliebten Lustspielen befaßt. Der Wirkungskreis dieser Gesellschall geht nicht über Frankreich und die Kolonien. Schließlich fabriziert ein „Verband der Schauspieler“ noch immer, wenn auch in' kleinerem Maße, jene berüchtigten Scrienfilme m-t den nie endenden Fortsetzungen, die man in der Provinz noch gerne sehen will. Dabei kommen alle beschäftigungslosen Schauspieler zur Verwendung. Amerikanische Niederlassungen, mit rein amerikanischem Kapital, die in der Hauptsache wohl den Verleih der So bequem —> sitzen Sie n unserm neuen Klappstuhl Spezial - Modell <-„Tutti" hergestellt in der größten Spezialfabrik des Kontinents. Verlangen Sie bitte Offerte Kino-Schuch, Berlin SW48 Friedrichstr. 31. Dönhoff 5162 63