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Seite 10 !>cr Rincmatoarapfr Nummer 904 U. S. A.-Produktion betreiben, aber auch als kleine Pro¬ duzenten in Betracht kommen, sind: die E r k a f i 1 m . ferner eine Filiale von William Fox und schließlich die von Paramount. Die wenigen Erze ignisse dieser Firmen gelten aber als amerikanisch. Vor noch nicht Jahresfrist hat der Berliner Sascha Goron die „G oron-Paris-Films" gegründet, um hier als Zentrum einer internationalen Klasscnproduktion zu arbeiten. Mit diesen aufgezählten Namen ist im groben und ganzen die hiesige Filmindustrie gekennzeichnet. Selbstverständ¬ lich gibt es, wie überall, noch eine Anzahl kleinerer und mittlerer Vertriebsfirmen und Filmagenturen die aber nicht ins Gewicht fallen. — Die Leistungsfähigkeit etwa der Berliner Industrie ist aus der Legion der Produzenten in den letzten Jahren auch zusammengeschrumpft; sie hat sich auch auf eine Handvoll Namen konzentriert. Aber man darf trotzdem nicht vergleichen, weil ja der Kristalli¬ sationsprozeß, der in Deutschland stattgefunden hat und noch vor sich geht, weniger die Folge einer langsamen Ausbalanzierung des Weltfilmmarktes sind als die der dauernden, wechselvollen inneren Gelderschütterungen. Sie haben zweifellos an der Umorientierung mit beigetragen. Solche starken Schwankungen des Geldmarktes, wie sie in Deutschland waren und sind, die hat es hier selbst in den schlimmsten Zeiten des Franksturzes rieht gegeben. Es fehlen also hier jene Voraussetzungen. Unter diesem Gesichtspunkt ergibt sich dann für die hiesige Industrie, weil sie nicht mit so schweren inneren Hemmnissen zu Kämpfen hat, rein nationalökonomisch kein glänzendes Bild. — Das hat natürlich nichts mit der inneren Be¬ schaffenheit der einzelnen Unternehmen zu tun, die im Ver¬ lauf dieser durchaus kursorischen Betrachtung genannt würden. Es handelt sich ja um einen äußeren Eindruck. Und da wäre noch abschließend zu sagen, daß auch im Repräsentativen eine Analogie zu finden ist: selbst die großen Konzerne besitzen kein solches umfangreiches Ge¬ bäude, wie etwa die Ufa oder die Decla. Pathe z. B. ist mit seinen vielen Unterabteilungen in verschiedenen Stadt¬ teilen, wenn auch großzügig, einquartiert. Einzig Gou- mont verfügt über ein ansehnliches Haus am Place de Clichy. — Mit den Kinos natürlich steht es anders. Es gibt alles, von den modernen, eleganten Palästen auf den großen Boulevards bis zu den noch g-ößeren Lokalen in den äußeren Bezirken von Paris. Denn die kleinen Löcher, die natürlich noch Vorkommen, sind nicht, wie sonst, das üb¬ liche Merkmal der entlegenen Großstadtgcgcid. Es ist hier gerade umgekehrt. Einige Lichtspielhäuser in den Arbeitervierteln fassen mehrere tausend Personen; natür¬ lich sind sic sonst sehr primitiv. Das größte in Paris ist das „Cinema Marignaux" am Boulevard Montmartre. Doch gibt es und im zweitgrößten Cinema Madclcine, wie übrigens in allen anderen, mit Ausnahme von Sonntags- matinees, nur eine einzige Abendvorstellung, die an die vier Stunden dauert. Es werden nach den Pathe- und Goumontjournalcn, den Lustspielen, immer zwei Großfilme, gespielt. Einer davon ist natür¬ lich immer älter oder in der Qualität minder. — Cie Preise sind im Verhältlisse zum Leben und zu den Theaterpreisen, relativ hoch. Unter 2 frs. gibt cs keinen Platz, in den Boulevardkinos ist der billigste 5 frs., im „Marignaux" kostet ein Stehplatz soviel und ein schlechter Sitzplatz 8 frs. Auf alle Karten wird eine Steuer von 25".. erhoben. Bemerkenswert sind — selbst in den modernen Cincmas — die sehr ergen Sitzplätze und die Tatsache, daß mar. hier — wie in ganz Italien — in allen Kinos rauchen darf. — Die großartige Licht¬ reklame. die sich fast jeder Kino leistet, hat ja auch in Berlin langsam Eingang gefunden. Am Goumontpalast werden abends in einem großen Spiegclfenster die neuesten gefilmten Ereignisse, inmitten von unterhaltsamen Rcklamefilmen vorgeführt, auch Lustspiele, und man kann dieses Vergnügen kostenlos genießen, wenn man in einem der Cafes am Boulevard des Italien beim Eis sitzt. ... Paul Medina. Parlamentarischer Feldzug gegen den Film Im Reichstag hat der Abgeordnete D. Mumm einen Antrag 1 eingebracht, der die Reichsregierung ersucht, ohne Verzug 1. die in der Reichsverfassung geforderten Gesetze gegen Schund und Schmutz und zum Schutz der Jugend bei öffentlichen Aufführungen vorzulegen, 2. einen Gesetzentwurf zum Ausbau des Lichtspiel- gesetzes vorzulegen, 3. Gesetzentwürfe zum Kampf gegen Unzucht und Trunksucht vorzulegen, 4. einen Gesetzentwurf zum Schutz der christlichen Feiertage vorzulegen. Uns interessiert vor allem die geforderte Revision des 1 ichtspielgcsctzes. die jetzt wieder in eine bedrohliche Nähe gerückt ist. Das „Film-Echo“ hat seiner Zeit bekanntlich in einer oft zitierten Sondernummer außerordentlich viel Material in dieser wichtigen Frage zusammengestellt. Es wird jetzt gemeinsam mit der Schriftleitung des „Kinematograph" erneut als Sonderdruck hergestellt und durch eine Reihe von Artikeln führender Parlamentarier ergänzt. Wichtig ist ferner der verlangte Gesetzentwurf zum Schutz des Sonntags und der Feiertage, durch den man einen Sonntag im englischen Sinne einzuführen hofft. Der Gesetzentwurf gegen Schund und Schmutz zum Schutz der Jugend bei öffentlichen Abführungen soll bereits dem Rcichrat vorliegen. Für d'c Revision des Lichtspiclgesetzes hat man einen Refcren'.enentwurf fertig- gestellt, der ja nach den Versprechungen und Zugeständ¬ nissen, die der Staatssekretär seiner Zeit gegeben hat mit der Industrie besprochen werden soll. Wir haben in den letzten Tagen Gelegenheit gehabt, mit einflußreichen Abgeordneten der verschiedensten Rich¬ tungen über die Angelegenheit zu sprechen. Wir möchten im Augenblick weder positive Vorschläge machen, noch Teufel an die Wand malen, die in Wirklichkeit gar nicht vorhanden sind. Es scheint uns wichtig, daß die Spitzenorganisation schleunigst feststellt was vorgeht, und daß sic möglichst bald die Zusicherung der zuständigen Reichsstellen herbei¬ führt. daß man den Belcitigtcn Gelegenheit gibt, vorher Stellung zu nehmen. Es gilt aufzuachten und energisch und zielsicher sofort die nötigsten Schritte zu unternehmen. Uebcr den Weg und über die Mittel, die zu seiner Erreichung führen, heute zu diskutieren, erscheint uns unzweckmäßig, besonders wenn man bedenkt, daß derartige Dinge am besten vor¬ wärts kommen, wenn die Vorverhandlungen zum mindesten mit einer gewissen Diskretion geführt werden.