We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.
Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.
Nummer 904 5« Rincniotoflrnpfj t)rtllttl^t|Ivtl|ll)¥ tT|ltttvfVt|(nt Vom Rollwagen zum Lichispielpalasi M it Freude und Genugtuung hübe ich die Bestrebungen verfolgt, die in der letzten Zeit darauf hinzielten, Krinnerungen aus den alten, alten Tagen unserer Kine¬ matographie wieder wachzurufen. Ich habe diese Be¬ mühungen lebhaft begrüßt und bin gerne bereit, mein Scherflein beizutragen, damit die Generation von heute sehen kann, dcß auch wir bereits unsere Geschichte hinter uns haben, und verstehen kann, daß wir vieles nicht ein¬ fach leichten Herzens aufgeben können, weil wir es in den vergangenen Zeiten allzu schwer haben erringen müssen. Ich bin als Schausteller geboren und aufgewachsen. Icf habe mit meinen anatomischen Museen ganz Kuropa be¬ reist, habe so manche andtre Unternehmungen belehrenden und unterhaltenden Charakters im Laufe der Zeit noch dazu übernoi.imcn und war stets bestrebt, das Beste zu bieten, was auf dem von mir bearbeiteten Gebiete überhaupt zu finden war. Krfolg und Anerkennung sind auch nicht ausgeblieben. und ich sehe heute dankbar auf ein Leben zurück, das reich an Arbeit und Sorgen war. abei ebenso heute einen reichen Schatz der vielfältigsten Krinnci ungen für mich bildet. Vom schaustellerischen Standpunkt aus habe ich auch zuerst die kolossalen Möglichkeiten der Kinematographie erkannt. Ich habe alle möglichen Anstrengungen gern icht, um diese glänzende hrfindung in den Bereich meiner Unter¬ nehmung zu ziehen. Heute kann ich nurmehr mit einem leisen Lächeln jener Zeit gedenken, da ich in meinem Münchener Panoptikum die ersten kleinen Filmehen vorführte. Es war dies, wie an dieser Stelle schon einmal ganz richtig bemerkt wurde, kein Kino in unserem heutigen Sinne. Das ganze Pro¬ gramm war ja nur hundert Meter lang u.ad lief in kaum einer Viertelstunde ab. Meine ersten Filme waren: „Ein heranbrausender Eisenbahnzug“. „Eine Schlangendomp¬ teuse". „Ein Kettensprenger“ und endlich — mein großer Stolz — „Das Aufziehen der Hauptwache". Wie aus diesen ganzen Nummern bereits ersehen werden kann, hing die Kinematographie in ihren Anfangsgründen noch eng mit dem Artistentum, also den schaustellerischen Sujets, zusammen. Oder aber sie brachte, soweit es möglich war. Aktualitäten des täglichen Lebens. Nimnermehr wäre sie zu dem geworden, was sie heute ist, hätte sie sich nicht allmählich vom A.'tistcntum entfernt, uir. sich enger und enger an das Schauspiel anzuschließen. Erst mit dem an¬ fangs kurzen, später immer länger werdenden Kino¬ drama setzte der durchschlagende Erfolg der Kinemato¬ graphie ein, erst dann wurde sie das. w« sie heute ist. erst dann wurden ihre Schaustätten zum „Theater der breiten Masse“. Ich habe lange Jahre schwer kämpfen müssen, und nur mein unversiegbarer, fester Glaube an den endlichen Sieg dieser gewaltigen Erfindung hat es mir möglich gemacht, trotz aller Schläge durchzuhalten, bis endlich die reißend fortschreitende Entwicklung der Technik meinem innigen Glauben recht gab. Ich bin von Anfang an treu und tapfer bei der Fahne geblieben. Ich habe München seine größten und schönsten Kinotheater gegeben: die „Sendlingertor-Lichtspiele“ im Jahre 1913. die ich mit dem Film „Die Herrin des Nils" eröffnetc. und