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Seite 14 9cr Juncmatograpfi Nummer 904 die ..Kathaus-Lichtspiele" im Jahre 192') mit ..Die Herrin der Welt". In meinem Panoptikum bes ~nd mein Vorfüh¬ rungsraum aus ein paar Tuchbahnen und Theaterkulissen. Meine großen Münchener und Augsburger Theater sind mit allem Komfort der Neuzeit ausgestatte und ernten - ich darf es sagen, ohne unbescheiden zu >ein. - - bei jeder Gelegenheit das liebenswürdigste Lob. Unsere Produktion hat sich ja allerd.ngs gewaltig ge¬ ändert. Solch herrliche Werke, wie ..Fridericus Hex". „Die Nibelungen" usw.. müssen ja auch den einge¬ fleischtesten Kinogegner einmal eines Besseren belehren. Aus meiner alten Schaustellerzeit habe ich mir eines bewahrt, was ich besonders den jüngeren Kollegen in- sländigst ans Herz legen möchte: Die Kinematographie ist ein Schauunternehmen. Wenn sie heute auch nicht mehr im Wohnwagen auf Messen und Märkten hi rumzieht, son¬ dern als Prinzessin unter ihresgleichen in fürstlichen Palästen wohnt, so ist sie ihrem Wesen nach doch ein Kind der Schaustellung geblieben Technik. Artislentum und Schauspielcrtum vereinigen sich zu den größten Lei¬ stungen in ihr. Niemals sollten wir vergessen, daß wir eine neue Kunst, eine Kunst für sich. sind. Niemals soll¬ ten wir aber auch vergessen, daß wir für die Massen be¬ stimmt sind und daher auch nur durch die Massen flo¬ rieren können. Wer das erfaßt haf. empfindet von s.ibst die schwere moralische Verantwortung, die auf jedem I.ichtspieltheatei besitzer lastet. V'ir sird verpflichtet, mit all unseren Kräften darauf hinzuwirken, daß dt.ich unsere Darbietungen die große Masse des Volkes nicht nur Zer¬ streuung finde, sondern auch eine innere Hebung, eine Freude an Gutem und Schönem, e ne /war langsam, aber stetig sich bemerkbar machende Verfeinerung ihrer Lebens- anschauungen. Auf der anderen Seite dürfen wir auch nicht vergessen, daß wir immer wieder Neues bieten und in einer ganz anderen Art und Weise, unter ganz anderen \ oraus- setzungen bieten, wie beispielsweise das Sprechtheater. Wir kennen keine Subsidien oder andere Unterstützungen finanzieller Art von seiten des Staates oder der Gemein¬ den. wie viele Theater. Dafür sind wir mit einer starken Steuer belastet, die unser Geschäft dauernd in seiner günstigen Fntwicklung hemmt. Wir rechnen auch mit einem Publikum, das weitaus größer ist, und in sich nach Bildung. Beruf und Anschauung viel differenzierter ist, als das Publikum der Spiechtheater Wir müssen daher mit ganz anderen Mitteln arbeiten, um unser Publikum anzu¬ ziehen Ich habe von mehren ersten Tagen an immer Wert darauf gelegt, eine starke, aber einwandfrei anständige Reklame zu entfalten. Ich habe keinen Kanal unversucht gelassen, um mein Unternehmen bekanntzumachen. Ich habe von vornherein in den zahlreichen Verbandssitzungen, die ich als Vorsitzender des süddeutschen Verbandes so oft mitmachte. immer wieder den ungeheuren Wert betont, den die große Presse für uns repräsentiert. Ich habe mich immer bemüht, gerade den Herren der Presse in jeder Weise entgegenzukommen, dein die öffentliche Meinung ist für uns von schwerwiegendem Gewicht. Ich habe jeder¬ zeit alle möglichen Anstrengu igen gemacht, um alle mög¬ lichen Männer von Rang und S.and für die Kinematographie zu interessieren: Minister. Gelehrte. Künstler. Schulmän¬ ner. Geistliche, und ich kann mit Stolz sagen, daß diese Bemühungen für meine Theater, ebenso wie für die Ent¬ wicklung der Kinematographie in unserer lieben Münche¬ ner Stadt von reichem Erfolge gekrönt waren. Noch heute erinnere ich mich mit Freuds daran, daß die Eröffnung der Sendlingerlor-Lichtspiele im Jahre 1913 fast den ganzen königlichen Hof in dies Theater brachte. Zu einem Ereignis gestaltete sich dann eine Vorlührung am 14. Sep¬ tember 1915. da ich den Film „Der Einzug des Prinzen Leopold von Bayern im eroberten Warschau" vorführen konnte, ich halle diesen Eilm zur Vorführung von Ihrer Königlichen Hoheit, der Prinzessin Gisela selbst zur Ver¬ fügung gestellt bekommen! Seine Majestät. König Lud¬ wig 111. mit Gemahlin, fast alle Mitglieder des königlichen Hauses. Seine Eminenz, der Kardinal-Erzbischof von Bet¬ tingen, sowie sämtliche Spitzen der Behörden fanden sich damals in den Sendlingertor-Lichtspielen ein. Der Clou der gesamten Vorführung wurde aher doch v in mir ge¬ liefert. Als letzter Film des Programmes lief zum ma߬ losen Erstaunen meiner hohen Gäste ein Film ab. der ihre eigene Ankunft in den Sendlingertor-Lichtspielen zeigte. Der Erlolg war duichschlagend König Ludwig schüttelte nur immer wieder den Kop! und klopfte mit beim Abschied jovial auf die Schulter mit der Frage: „Ja, Gabriel, wie ham's denn dös gemacht?" Auf diese Frage hatte ich gelauert, um mit dem größten Aplomb erwidern zu können: „Maicstät. ich wollte pur den Bew> is liefern, daß die Kinematographie der schnellste und zuverlässigste Berichterstatter der Welt ist!** Der König nickte ein paarmal gedankenvoll und meinte dann: „Ja, Gabriel, da ham s scho recht ... da ham ’s scho recht!“ Der moralische Erfolg dieser Vorführung war ein ungeheurer. Ich bin im Laufe einer jahrzehntelangen, durch keinen Urlaub unterbrochenen Berufstätigkeit mit Tausenden und aber Tausende von Menschen in Berührung gekommen. Ich habe mich immer bemüht, der Kinematographie- Freunde zu werben, wo ich konnte. Und das müßte und sollte jeder tun. Dann stünde es wohl heutzutage in manchen Dingen besser um uns. Ungedeckte Schecks Welcher Unfug mit Zahlungen durch Schecks neuer¬ dings innerhalb der Filmindustrie, genau so wie in ande- len Erwerbszweigen, von Außenseitern getrieben wird, geht aus der Mitteilung des Zentralverbandes der Film- verleiher hervor, der feststellt, daß cs Theaterbesilzer gibt, die Schecks auf Ranken ausgeben, die gar nicht mehr existieren. Bekanntlich hat die genannte Organisation vor kurzem den Beschluß gefaßt. Theaterbesitzer, die Schecks veraus¬ gabten. die nicht honoriert wurden, nur noch gegen bare Vorauszahlung zu beliefetn. Gegen einige Firmen, die systematisch ungedeckte Schecks ausgaben oder bei denen die Fälle so lagen, wie sie eingangs geschildert sind, wurde ein Verfahren bei der Staatsanwaltschaft anhängig gemacht. Alle anständigen Elemente in der Industrie werden das energische Vorgehen gegen betrügerische Elemente begrüßen. Wir hoffen aber mit dem Zentralvcrband der Filmverleiher einer Meinung zu sein, wenn wir anderer¬ seits feststcllen. daß gerade im Theaterbetrieb, mit seinen täglichen Einnahmen und Ausgaben, schon einmal Schwie¬ rigkeiten mit einem Scheck entstehen können, weil heute die Banken außerordentlich rigoros sind und selbst dann Zahlung verweigern, wenn Effektenguthaben vorhanden sind, die allerdings erst am nächsten Tag gebucht werden. Der Zentralverband macht im übrigen darauf aufmerk¬ sam. daß eine Frist von zehn Tagen bereits genügt hat. in der Frage der ungedeckten Schecks die Maßnahmen zu treffen, die notwendig waren. Man hat versucht, auf diesem Gebiet die Wohltaten der Organisation auch den außenstehenden Firmen dienst¬ bar zu machen. Die Leitung des Vcrleihcrvcrbandes hat das einmal aus organisatorischen Gründen, zum anderen aber auch deshalb abgelehnt, weil man keine Handhabt hat, Nichtmitgliedcr für die Richtigkeit der Ausgabe bzw für den Mißbrauch mit dem Material haftbar zu machen