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In der schweren Zeit der beginnenden 1 lflation folgte Rolf Raffe nicht dem Beispiel vieler anderer Filmfabri¬ kanten. Er legte die Hände nicht in den Schoß mit der Bemerkung, daß man „heutzutage nicht mehr kalkulieren könne" . . . sondern schuf seinen dritten und bisher größten Film, „Königin Caroline von England" . Dieser Film hatte einen solchen Erfolg, daß viele The* ter an Hand dieses Erfolges den Film „Kaiserin Elisabeth von Öster¬ reich" wieder auf die Leinwand brachten, unc das im Jahre 1923, als wir von Amerikanern schon überschwemmt waren. Der Film wurde einer der erfolgreichsten des Jahres. Hatten Neid und Mißgunst bis dahin oft c-folgreich dem jungen Regisseur und Firmeninhaber die Arbeit erschwert, so wandte sich jetzt auf einmal das Blatt. Drei Filme nacheinander! Jeder noch erfolgreicher w c der vorher¬ gehende! — — — Das waren schließlich Tatsachen, an denen man nicht Vorbeigehen konnte, die man nicht aus der Welt leugnen konnte, ohne sich selbst r.u blamieren. Und so wurde — wenn auch erst nach vierjährigem schwe¬ len Ringen — dem jugendlicnen Kämpfer endlich die gebührende Anerkennung zuteil. Rolf Raffe kümmert sich heute nicht mehr sehr darum. Ohne Bitterkeit der zahllosen Anfeindungen gedenkend, geht er seinen Weg ruhig weiter, wie bisher. Er bringt in diesem Jahre zwei große Werke heraus. „Luise von Ko- burg" und „Rex Mundi". Er arbeitet mit seiner jungen Gemahlin weiter. Still und zäh wie bisher auch. Die wenigen Freunde, die ihn umgeben, sind Freunde aus seinen schwersten Tagen. Nichts liegt ihm ferner als der übermäßig stark entwickelte repräsentative Zug der Filmindustrie. Er ist auch heute noch der gcradsinnige junge Münchener Künstler, der frei von dem modernen Bazillus des Größenwahnes ist. Er macht kein Aufhebens von sich, und keine Reklame. Es wäre doch interessant zu wissen, wie sich in dieser Be¬ ziehung viele andere Regisseure verhalten würden, wenn sie — wie Rolf Raffe — sagen könnten: „Ich habe noch keinen Film herausgebracht, der nicht ein durchschlagender Erfolg gewesen wäre!“ Hinter italienischen Filmkulissen Martin Liebenau, der Aufnahmeleiter, kam hoch erregt zu Rolf Raffe. Er habe eine Villa gefunden! Eine Villa! So eine Villa gäbe es überhaupt nicht wieder in den Ver¬ einigten Königreichen von Italien und Sardinien. Das sei überhaupt keine Villa. Das sei ein Märchen! Ein Märchen aus weißem Marmor. Zypressen, Palmen und Rosen .... und dann — war er weg. Der kleine Pcllio lief artig neben dem aufgeregten Liebenau her. Doch als der Neapo¬ litaner die Villa sali, schüttelte er traurig den Kopf und machte eine nicht mißzuverstehende Gebärde: „Niente," meinte er, „nix Film, nix Film!" Da kam er aber bei Martin schlecht an. Das Ding mußte in den Film. Wie ... das war 'ne andere Sache. Aber — es mußte. Das stand für Marlin fest. Zunächst versuchte er es einmal auf dem „normalen Wege". Er ließ sich beim Besitzer melden. Der Besitzer war eine Besitzerin. Um so besser. Als sie hörte „Film" wurde sie sehr unnahbar Aber als sie hörte, eine „deut¬ sche Gesellschaft" — — - wurde sie ebenso liebens¬ würdig wie vorher kühl, und die „Indra Film Rolf Raffe" konnte drehen nach Herzenslust. Auf diese Weise ist es gelungen, einen der schönsten Punkte Neapels als bild¬ lichen Rahmen zu bekommen, noch dazu einen, der in den letzten Jahren nicht mehr gefilmt werden kennte. Kurz nach der Ankunft in Neapel saßen die Künstler der „Indra Film Rolf Raffe" am Abend auf einer wunder¬ baren Terrasse und genossen den prachtvollen Ausblick über die schimmernde Stadt und den Golf. Da fiel es einem der Herren auf, dal: sich in regelmäßigen Abständen Herren an dem „Indratisch" vorbeibewegten, die die Ge¬ sellschaft immer auffallend scharf fixierten. Zuerst dachte man sich nichts. Man hatte ja kein schlechtes Gewissen. Aber dann wurde es doch unangenehm. Man war im fremden Lande. Man konnte nicht wissen. Und der Höhe¬ punkt der Spannung wurde erreicht, als man feststellte, daß die ganzen Herren mit einigen Damen weiter hinten in einer Ecke zusammenstanden und erregt zu diskutieren schienen, wobei sie immer wieder mit Winken und Blicken nach dem Tisch der Künstler zu deuten schienen. Kurz entschlossen stand Rolf Raffe auf und ging auf die Gruppe zu, um Aufklärung zu erbitten. Gespannt beoachtete die Gesellschaft, was sich jetzt wohl ereignen würde. Da —-lachte Rolf Raffe auf einmal laut auf und kam dann mit den ganzen Herrschaften, die seine Künstler so verdächtig fixiert hatten, an den Tisch zurück. Die Herrschaften waren nur — begeisterte Kinobesuchei. hatten das Eintreffen der „Indra Film Rolf Raffe“ erfahren und wollten weiter nichts, als — Autogramme. Die ganze Spannung löste sich in einem großen Geläch¬ ter .. . das Autogrammieren begann . . . und der Abend verlief wunderschön . . . die autogramir.lüsternen Begei¬ sterten haben allerdings eine schöne Ausbeute auf einmal gehabt. Am Tisch saßen: Carla Nelse», Lia Eibenschütz, Rolf Raffe, Eugen Klopfer, Theodor Loos, Erich Kaiser- Titz, Heinrich Peer, Platen, Hans Junkermann, Vesper¬ mann und Bruno Eichgrün Die Sensation des Indra -GrofMilines 111 in He» Mundi („lief lann-ndi- Tod“! »piclrn Carla Nel>cn und Hugrn KlApIrr. [ Wer spielt den Jugendlichen Liebhaber?