Der Kinematograph (June 1924)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Seite 8 3ct Rintmotogtopf) Nummer 906 er die Vorgänge zu beleben und zu «estalten weiß. Dabei standen ihm nur die Mittel zur \ erfügung, die heute eine kleine Firma aufbringen kann. Es gibt in Düsseldorf keine Ateliers von Berliner Ausmaßen, wohl aber Ateliers, in denen sich gut arbeiten läßt. Die klei¬ neren Räumlichkeiten Licht¬ sitzen nicht Streuung der Riesens'.u- dios; es kann also mit einer viel geringeren Lam¬ penzahl gearbeitet werden, so daß bereits hierdurch eine Ersparnis erzielt Außerdem hatte Völcker für seine Freiaufnahmen die herrliche rheinische Sonne zur Verfügung, die seltener in Lichtwcchsel übergeht als in Nord- und Süddeutschland. Ebenfalls stand ihm in Benrath ein herrliches Schloß und ein prachtvoller alter Schloß- garten zur erfügung. wie sich denn am Niederrhein alle die Rokokomotive vorfanden, alle Land- schaftsszencricn nur photo¬ graphiert zu wcrdin brauchten, die den Hin¬ tergrund bilden, auf denen sich die tragischen Schick¬ sale des Grafen Chagron abspielen. Der Film durfte vor allen Dingen kein Starfilm werden, denn die Mittel hätten nicht hingereicht, um jene verwöhnten Dar¬ steller zu engagieren, die in Berliner Filmkontors ihre Dollarforderungen stellen. Trotzdem gelang es der Firma, eines Schau¬ spielers teilhaftig zu wer¬ den. der bereits in einem Berliner Filmwerk ge¬ spielt und die Aufmerk¬ samkeit der Kritik erregt hatte. Es ist dies Dr. Peter Esser, der in den ..Buddenbrooks" durch die Diskretion seiner Darstel¬ lung und die Eleganz seiner Erscheinung auffiel. Wenn sich ihm trotz die¬ ses Erfolges eine große Kar¬ riere nicht öffnete, so liegt das vor allem an dem Cliquenwesen, an der Trägheit so vieler Regis- f..... seure, die stets auf die ältesten Darsteller zurückgreifen, von denen sie annehmen, üaß sie sich beim Publikum allgemeiner Beliebtheit er¬ freuen, während dieses sie nicht mehr sehen will. Aus letzterem Grunde wurde die weibliche Hauptrolle auch keiner Diva anvertraut, von der der Zuschauer genau weiß, v. ie sic sich mit der Rolle abfinden und welche Posen sie in den Großaufnahmen einnehmen wird. Es gelang. dafür ein junges, bedeutendes Talent in der Russin Edith Romanoff zu gewinnen, die für die Gräfin Madeleine nicht nur die Schönheit der Erscheinung, sondern auch den Liebreiz ihres Wesens und die dramatischen Möglichkeiten großer tragischer Wirkung mitbringt. Den Grafen Chagron selbst gibt Paul . Rarlcben. ein Künstler. dessen Name nach dieser Leistung die Grenzen Düsseldorfs schnell über¬ schreiten wird. Auch die übrigen Rollen sind mit Düsseldorfer Künstlern be¬ setzt, mit Fritz Servos, ; Mathilde Windslar. Josef | Lacqucr. Willi Borchardt, Karl Scheuren, Theodor I Kipler. Werner Heuse . Klaus Meyer. J. v. d. 1 Gracht, von denen viele | zum erstenmal vor dem Kurbelapparat ge¬ standen haben, manche überhaupt zuv.i erstenmal spielten. Es ist also ein neuer Film der unent- deckten Talente, darin de ..Grünen Manuela" gleich, die ja auch bewußt auf junge Kräfte zurückgriff. Für die Photographie, die in allen Teilen als außerordentlich gelungen bezeichnet werden muß. setzte sich Laszlo Schäffcr ein, dem von Budapest her der Ruf eines künst¬ lerisch empfindenden AuL nahmeoperateurs vorauf- ging. Die Bauten stellte Ernst Heinrich. Düssel¬ dorf. Der Film ist ein Be¬ weis dafür, daß man auch mit kleinen Mitteln große Wirkungen erzielen kann, wenn alle Mitglieder von künstlerischem Idealismus erfüllt sind — und ein Be¬ weis vot allem daiür. daß in den Filmateliers von Berlin und München durch die Star- und Atelierwirt¬ schaft viel zu teuer, ge¬ arbeitet wird. Die nebenstehenden Bil¬ der sprechen am besten für die Art des Filmes und für die Berechtigung. Düsseldorf wieder in die Reihe der Produktions- ,,.1,1-, i ... stadte einzureihen. Natürlich wollen die Düsseldorfer Künstler nicht eirfe Abkehr von der Zentrali¬ sation der Filmproduktion m Berlin predigen. Ein solches Vorhaben wäre gewiß voreilig, und es liegt ihnen völlig fern, mit diesem Film gegen die Produktion anderer Städte auftreten zu wollen. Aber man muß den Stolz aller derer, die an dem schwierigen Werk in schwerer Zeit arbeiteten, als berechtigt anerkennen.