Der Kinematograph (July 1924)

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Se : tc 16 Der fiincmatograpfi Nummer 907 belehrenden Ton durch Zwischentitelhäufung verfallen, ging in der Weise vor sich, daß der kinematographische Aufnahmcapparat dicht über die Oberfli.che des Wassers gebracht wurde. Zwischen Aufnahmcapparat und Wasser¬ spiegel wurde eine Glasscheibe eingeschaltet, die den Zweck hatte, etwaige Wellenbewegungen zu isolieren. Im allgemeinen ist die Wasserfläche in den zthllosen Buchten und hinter den Riffen spiegelglatt, und gerade diese ge¬ schützten Stellen boten die zahlreichste Ausbeute an Tieren. Die Glasscheibe macht aber auch Aufnahmen bei bewegter See möglich. Die Wellenbewegungen gehen niemals tiefer als einige Meter, lassen »Iso den Grund unberührt, der hier zudem felsig ist und keinerlei Sand aufspült, der das Wasser trüben konnte. Da sich der Meeresboden der Mitte des Adria- bcckens zusenkt, so gleiten auch alle ~ Trümmer dahin, so daß der Boden stets sonst nur aus recht unzureichenden Aquariumsbehältern wissen, die ja immer nur Stückwerk bieten können. Ausserdem ist es nicht möglich. Seeticre, wie den Katzen¬ hai und den Tintenfisch lebend in unsere nordischen Gegenden zu befördern. Nach unendlichen Bemühungen war es der Expedition des Berliner Zoologischen Gartens gelungen, einige Tintenfische '.u fangen. Und zwar un¬ verletzt zu fangen, denn fast immer klammert sich das Tier mit den zahlreichen Saugnäpfen seiner kräftigen Arme so fest an den Boden, daß cs kaum möglich ist. es von dort ohne Verlust der Gliedmaßen zu lösen. Die Tintenfische starben aber, ehe sie das Reiseziel, in diesem Falle Berlin, erreicht hatten. Sie halten den Tempcratur- wechsel des Wassers nicht aus. Das Filmbild aber hat sie festgchalten und führt sie nun in allen Stadien ihres bewegten Lebens vor, auch in jenen Augenblicken, da sie Nur weil alle diese Begünsti¬ gungen zusammenkamen, war es möglich, Bilder von so über¬ raschender Klarheit aufzu¬ nehmen. Zudem sind die Licht¬ verhältnisse so glänzend wie sonst nirgends in Europa. Das öde Karstgebirge wirkt in die¬ sem Falle als starke Unter¬ stützung der kinematographi- schcn Arbeit und leistet in vie¬ len Buchten die Dienste einer Silbcrblende, die das Mzer noch durchsichtiger und für Freilicht¬ aufnahmen geeigneter macht. Aufnahmen sind von acht Uhr morgens bis sieben Uhr abends möglich. Lichtwechsel ist tags¬ über unbekannt und tritt nur ein, sobald ein Unwetter heraufzicht. Im Schutze der Felsen und der zahllosen Eilande ist es möglich, selbst dann zu filmen, wenn der Schirokko auf dem Meere wütet. Allein die Bora mit ihren Luftwirbeln macht die Weiterarbeit unmöglich — und doch wäre gerade eine Aufnahme dieses Naturereignisses, das dieser Gegend eigentümlich ist, von hohem Interesse. Wahrscheinlich müssen aber erst Vorkehrungen getroffen werden, um diesen Sturm auf die Platte bannen zu können, im Falle es sich überhaupt als möglich erweist, da er schneller als alle bekannten Lufterscheinungen über das kahle Gebirge rast. Daß die Expedition auch zahlreiche Bilder vom istrischcn Volksleben im Bilde fcsthielt, ist nicht zweifel¬ haft. Aber wertvoller und wichtiger sind in diesem Falle ja auch die Aufnahmen vom Meeresgründe. In Bildern von überraschender Klarheit wird hier unter¬ seeisches Leben vor das Auge gezaubert, von dem wir Wasser mit jener dunklen Flüs¬ sigkeit füllen, die sie den Augen der Angreifer entziehen soll. Interessant sind auch die Raub¬ züge der Katzenhaie zu beob¬ achten, die sich gern in der Nähe täuschend ähnlich gefärbter Felstrümmer verbergen und dann auf die Beute losschießen. Vielleicht noch interessanter als diese Bestien sind jene Mcercstiere, die nicht eigent¬ lich mehr Tiere sind oder we¬ nigstens unserem Auge auf den ersten Blick nicht mehr als solche erscheinen. Jene selt¬ same Welt der Meeresbewoh¬ ner, deren Bezeichnungen man aus dem Pflanzenreiche ent¬ lohnte und die im Körperbau auch mehr an Pflanzen als an alles andere erinnern. Es hat bereits in der Nordsee aufgenommene Filme von den „Tiergärten des Meeres“ gegeben. Die Aufnahmen von der Adria sind nicht nur photographisch eindrucksvoller, sie sind auch bemerkenswerter durch den Reichtum an Abwechslung und die Vielfalt der Bewegungen. Eine Seeanemone bei der Nahrungsaufnahme zu beobachten, ist natürlich sehr interessant. Das, was die Bilder der Kriecheldorff-Filme auszeichnet, ist die Tatsache, daß sie nicht allein den Anblick seltsamer aber auch gewöhnlicher Formationen der Tiefsee (wenn man so sagen darf) ver¬ mitteln. sondern diese Geschöpfe auch in den ihnen eigen¬ tümlichen Bewegungen und Handlungen zeigen. Würmer, die eigentlich keine mehr sind und die sich bizarre Häuser aus Kalk bauen, Muscheln, die sich langsam durch den Sand bewegen, Seespinnen, Krabben, Krebse!