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18. Jahrgang, Nr. 911 Berlin, 3. August 1924 Der ewige Kreislauf Brief aus dem Schwarzwald von Aros. E s ist kein erfreuliches Zeichen, wenn in einer Industrie, die in einem wichtigsten Teil stagniert, noch nicht einmal theoretisch der Mut zu neuen Problemen be¬ merkbar ist. Zugegeben, ein Teil der Fabrikanten — die zwei, drei großen Konzernfirmen — arbeiten. Nicht nur in den Ateliers, sondern auch an dem internationalen Ausbau, aber die Konzerne dürfen nicht allein die deutsche Film Fabrikation darstellen, sonst ade deutsche Filmherstellung, ade deutscher Film. Es wird höchste Zeit, Le¬ benszeichen von sich zu ge¬ ben, weil man wissen muß, wieviel Filmfabrikanten leben oder sterben wollen, schon um der Einfuhrfrage willen, die auf der nächsten Theater¬ besitzertagung lebhaft disku¬ tiert werden wird. Die geradezu katastrophal niedrige Zahl der heimischen Films, die alle pessimistischen Erwartungen noch übertrifft, macht das Problem, daß sich theoretisch, klugschnackender Weise mit Schlagwörtern leicht lösen laß , außerordent¬ lich kompliziert. Dem Schlagwort vom „Schutz des heimischen Mark¬ tes“ steht die Notwendigkeit gegenüber, ein gewisses Min¬ destquantum von Bildern be¬ reitzustellen, um eine Ver¬ knappung des Marktes zu verhüten. Zumindest ir. diesem Jahr — wo sich gewisse Leute so viel Gedanken über die euro¬ päische Film-Allianz gemacht haben, daß sie überhaupt über der „Allianz" die „Films“ vergaßen. Es meldeten sich Alliierte zum Verträgemacben, die zwar glänzende Ideen aber weder Geld noch Filme hatten. Das reizte die andern nicht, die selbst an der gleichen Krankheit — dem chronischen Riesendallcs — litten. Wer die europäische Film¬ allianz auf die Beine stellen will, muß mit einem Bank¬ geschäft anfangen und die europäische Filmkreditnot be¬ heben. Solange die besteht, sind alle Pläne Schall und Rauch, journalistische und wirtschaftliche Schaum¬ schlägerei, die in gewissen Gegenden immer schon Spezialität war. Wenn man fern vom Schuß ist, erkennt man die innere Haltlosigkeit der journalistischen filmecropäischen Eier¬ tänzerei erst deutlich, liest die europäische große und kleine Film presse, die im ewigen Kreislauf von Kom¬ men und Gehen Phrasen drischt, weil sie nicht den Mut hat, die Erkenntnis un¬ serer trostlosen Situation in klare Formeln zu bringen. Hier am Triberger Wasser¬ fall, der selbst eine große Sensation der Natur, sich doch so natürlich gibt, kommt man zur Besinnung und er¬ kennt, daß die meisten Film¬ leute die Situation noch nicht erkannt haben, daß sie immer noch von Regeneration träu¬ men, wo nichts mehr zu re¬ generieren ist. Sie warten auf den Dummen mit dem großen Geldbeutel. Aber das Geschlecht ist ausgestor¬ ben. Man muß wieder nach dem Sprichwort handeln, daß jeder selber der Mann sei. Ich wandre hier alltäglich mit einem Amerikaner durch die herrlichen Tannenwälder, durch die Schluchten und Klüfte des Schwarzwaldes, der Amerika liebt und Deutsch¬ land kennt, den Freundschaft mit kaufmännischen Filmgrö- üen New Yorks verbindet, und der offen spricht, nicht mit dem pseudonapoleonischen Ton jener amerikanischen Subdirektoren, deren Pathos im selbem Maß steigt, wie sic sich von der Kontrolle des Stammhauses entfernen. Mein Amerikaner sagt nicht mit Unrecht, daß wir deut¬ schen Filmiers nicht weiter Das Bild der Woche RAMON NOVARRO und ALICE 1ERRV. die Hersteller des neuen Rex-Ingtam-Filmes.