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Seite 6 3cr Äincmotogropfj Nummer 916 jcnigen Gruppen, die sich eventuell geg.*n die Interessen der Theatcrbcsitzer wenden. Das ist. v< lkswirtschaftlich- theoretisch gedacht, absolut richtig, kommt aber praktisch schon aus dem Grunde wenigstens in der nächsten Zeit nicht in Frage, weil die Hauptgegner d:r Aufgabe des bisherigen Systems innerhalb der Fabrikanten zu suchen sind, während die Verleiher unter allen Umständen eine Änderung wünschen, weil sic genau so wie die Theater durch den Kontingentscheinhandel die Leidtragenden ge¬ wesen sind. Übrigens macht sich innerhalb der Fabrikation auch ein starker Umschwung bemerkbar, schon aus dem Grunde, weil man einsieht, daß eine vollständige Ab¬ sperrung oder eine Beschränkung, die durch Meter be¬ grenzt ist. hin¬ dernd auf den Ausbau der in¬ ternationalen Filmbeziehungen wirkt, der immer mehr akut wird. Die einsichtigen deutschen Fabri¬ kanten sind auch überzeugt davon, daß die deutsche Produktion die Bedürfnisse des deutschen Mark¬ tes nicht decken kann. Sie wün¬ schen nichts an¬ deres als Schutz vor einer Über¬ flutung, die die deutsche In¬ dustrie erdrückt und den man viel¬ leicht findet, dem man die Ein¬ fuhrquote in ein bestimmtes Ver¬ hältnis zur vor¬ aussichtlichen Höhe der deut¬ schen Produktion setzt. Fs scheint überhaupt bei diesem Kampf gar nicht so um die Tatsache einer gewissen Einfuhrbeschränkung zu gehen, als vielmehr um die Form, die allerdings, wie hier schon immer dargelegt wurde, mehr als kata¬ strophal ist. Die Regelung dieser Frage wird aber im Interesse aller Teile am besten gemeinsam erfolgen, schon damit der un¬ angenehme Eindruck den Behörden gegenüber vermieden wird, als ob es unmöglich wäre. Wirtschaftsfragen, die alle Gruppen angehen, gemeinsam zu lösen. Worüber man sich sonst noch unterhalten wird? Über das Filmsyndikat, über Genossenschaftsgründungen, über die Beteiligung von Ausländern an deutschen Unterneh¬ mungen, über hundert und tausend Dinge, die man nicht so tragisch nehmen soll. Mir scheint überhaupt, daß es gerade in Leipzig zu¬ nächst einmal wichtig ist. daß die deutschen Theater- bcsitzer einmal aus allen Gegenden Zusammenkommen, sich aussprechen, sich alles herunterreden, was sie auf dem Herzen haben und bereichert um gegenseitige An¬ regungen wieder in die Heimat zurückkehren. An An¬ legungen hat es ja eigentlich, das sei einmal bei dieser Gelegenheit ausgesprochen, vor allen Dingen vom Reichs¬ verbandsbureau aus, nicht gefehlt. Wenn man bisher den Generalsekretären des Reichsverbandes nachsagte. daß sie zu wenig getan hätten, so kann man dem rührigen Dr. Pabst bescheinigen, daß er des Guten zu viel tut. Das bezieht sich nicht auf die Arbeit für den Reichs¬ verband an sich, auf die Propaganda und auf die Rege¬ lung einzelner Beschwerden, atf diesem Gebiet kann nie zu viel getan werden. Was wir für bedenklich halten, sind Abmachungen wie mit der Industrie-Filmgesellschaft, die unseres Erachtens keinerlei Vorteile für der. Theater¬ besitzer bedeuten, sondern ehr r einen Nachteil, weil die meisten Bilder dieser Gesellschaft im Aufträge von Firmen und Werken hergestellt sind, die damit direkt oder in¬ direkt Reklame machen. Bisher war es üblich, daß man sich die Vorführung dieser Reklamefilmc honorieren ließ. Herrn Dr. Pabst war es Vorbehal¬ ten, dafür zu sor¬ gen. daß sic ge¬ wissermaßen amtlich den The- atcrbcsitzcrn ge¬ gen Bezahlung empfohlen wur¬ den. Ich kenne dieSummcn nicht, die dem Reichs¬ verband auf diese Weise bis jetzt zugeflogen sind Ich glaube aber sicherlich, daß sie nicht beträchtlich hach sein werden, weil die Thcater- bcsitzer selbst er- werden. was ihnen von einerFirma, deren Seriosität und Leistungsfähigkeit auf ihrem Gebiet keiner Weise angezweifelt wer¬ den soll, hier ge¬ boten wird. in das gleiche Kapitel gehört der Katalog, nach dem sich die Theater¬ besitzer angeblich so drängen und bei dem die Zeile mit dem geringen Betrag von zehn Mark bcrcctinct wird. Da¬ nach müßte eine ganze Seite Anzeigen im „Kinemato- graph“ 1620 Mark kosten, woraus sich ergibt, daß d'.e Fachzeitungen entweder an ihren Nummern Riesen¬ beträge zulegen müssen, oder aber daß der Reichsverband sich auf diesem Wege indirekt Beiträge der Verleiher und Fabrikanten verschaffen will durch Unternehmungen, die vollständig abseits seiner Aufgaben und Ziele liegen. Er könnte dadurch unter Umständen zum Unternehmer wer¬ den. Und da eingetragene Vereine keine wirtschaftlichen Zwecke verfolgen sollen, so bestünde die Möglichkeit, daß sich Komplikationen cinstellcn. an die man vorher nicht gedacht hat. Wir glauben dem Reichsverband einen guten Dienst zu erweisen, wenn wir ihn darauf aufmerksam machen, daß gerade die Kalalogangelcgcnhcit sehr viel böses Blut gemacht hat. In einigen Zuschriften ist sogar von indirekter Erpressung die Rede, ein Standpunkt, den wir natürlich nicht teilen, und eine Ansicht, die wir für verfehlt und übertrieben halten. Wenn der Reichsverband oder sein Generalvertreter publizistischen Ehrgeiz hat, dann gibt es genug andere Möglichkeiten.