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Nummer 916 der Rmemafograpft Seite 7 Preisabbau oder Aufbau Von HeinzUdo Brachvogel D er Vorwurf, der heute noch von ziemlich vielen Seilen den Lichtspielhäusern Deutschlands gemacht wird, lautet, sie hätten die richtige Zeit des Preisaufbaues ver¬ säumt, die seien mit ihren F.intrittspreisen nicht mit¬ gekommen, usw. usw. Ich habe selbst zu jenen ge¬ hört, die vor allem in der In¬ flationszeit immer und immer wieder auf die vernichtenden Auswirkungen hingewiesen, welche ein auffallendes Zu¬ rückbleiben der Kinopreise für die gesamte Industrie haben müßte. Es war damals — in einer Zeit allgemeiner Nervosität — notwendig, dem rücksichtslosesten Preisaufbau das Wort zu reden, das Un¬ mögliche zu verlangen, um das Mögliche zu erreichen. Denn zahlreich waren die Licht¬ spieltheaterbesitzer, welche — begreiflicherweise — nur die Not des Tages sahen, das ständige Klettern des Dollars, das Steigen der Lebcnsmiltel- preise, die immer nur das Klagen aller Leute hörten, und deshalb übertrieben ängstlich in bezug auf ihre eigene Preis¬ bildung wurden. Heute, da die Mehrzahl der größeren Theater mit w : rklich „erholten" Preisen reennet, weiß jeder einzelne, daß die schlechten Kinoge¬ schäfte der letzten Wochen weit weniger den Eintritts¬ preisen als überhaupt der all¬ gemeinen Geldknappheit zuzu¬ schreiben sind. Da aber trotz¬ dem von manchen Seiten im¬ mer noch der Vorwurf erhoben wird, die Theater seien in der Preisbildung unverhältnismäßig zurückgeblieben, dürfte teressant sein, die Preisbildung dreier großer Durchschnitts¬ theater (1 Berliner, 1 Münche¬ ner, 1 Magdeburger) unterein¬ ander zu vergleichen und dann auch die Steigerung dieser Preise mit der Preis¬ steigerung sogenannter Le¬ bensnotwendigkeiten in Vergleich zu ziehen. Dann wird man ziemlich klar sehen, ob die heute gelten¬ den Preise der Lichtspiel¬ theater gerechtfertigt sind oder nicht. Wenn ich als Grundlage für Lebensnotwendigkeiten den Wasser- und Strom¬ preis zweier großer Städte nahm und außerdem noch den Fahrpreis 3. Klasse für die Schnellbahn-Berlin, so geschah dies aus folgenden Ge¬ sichtspunkten heraus: Sowohl die Wasserwerke wie die Elektrizitätswerke der verschiedenen Städte (in diesem Fall Berlin und München) waren während der Inflationszeit nicht mehr imstande. Neuanlagen durchzuführen, sondern waren gezwungen, die einkommenden Gelder für den Betrieb der Werke, also in der Hauptsache für Löhne zu verwenden. Die Löhne selbst waren Bekanntlich derart, daß der starken mehr als das tägliche Leben decken konnten. Die Preise der Werke, welche hier zum Ver¬ gleich herangecogen sind, spie¬ geln sozusagen die allgemeine Lebenslage der Lohnempfän¬ ger, also das allgemeinste Leben wider. Denn so wenig wie die Werke Rücklagen aus ihren Eingängen machen konnten, s) wenig konnten es die Lohnempfänger. Wenn ich dann noch ein Verkehrsmittel vom Rang der Untergrundbahn eingeschaltet habe, so ge¬ schah dies aus der Erwägung heraus, daß ein Verkehrs¬ mittel in einer Großstadt eine unbedingte Lebensnotwendig¬ keit ist. Außerdem unterliegt die Untergrundbahn bei der Preisbildung ähnlichen Ge¬ setzen und Anforderungen, wie das Lichtspieltheater. Auch sie ist ein Unternehmen, das auf der Masse aufbaut, der mit der Masse rentabel arbeiten kann. Und von diesem Standpunkt aus gesehen wird jedem der Vergleich mit dem Kino be¬ rechtigt erscheinen. Die nachfolgenden Tabellen und Kurven zeigen nun die Entwicklung der verschiede¬ nen Preise in Papiermark, zum Goldwert des Tages¬ kurses umgercchnet. Als Stichtag wurde der jewei¬ lige Monatserste eines jeden Monates des Jahres 1923 genommen. Bei der Kurve der Licht¬ spieltheater zeigt sich nun sofort auf den ersten Blick ein nahezu vollkommen gleichmäßiger Verlauf der Preisbildung. Es ist selbst¬ verständlich, daß das Ber¬ liner Theater mit seinen Preisen immer etwas höher liegt als die Provinz. Aber sie, vor allem Inflationszeit Kino Natdeborfi Pani.-rmark 9" W .‘ 360 »kV» g.5 I Masse dient und i sooo imno 3.4 s* noooo -1 Milt 12 «o '—26Millionen II—43