Der Kinematograph (September 1924)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Nummer 918 Seite 41 Der deutsche Harold Lloyd Friedrichsladt. Septembermorden. Sonne und Verkehr. Vor einem Haus mit Gerüst ballen und drängen und puffen sich die Leute. Straßenbahn¬ führer schimpfen, Chauffeure fluchen. Sie sind machtlos gegen Berlins ur¬ eigenstes Charakteristikum: die Neu¬ gier. Neugier? Weswegen? Wegen eines Bananenwagens Ausgerechnet Bananen. Vor diesem Bananenwagen zappelt sich in groteskem Spiel Curt Bois ab, den Bud Pollard zum deutschen Harold Lloyd erkor. Als er genug gezappelt hat, springt er in ein Auto und fährt davon. Sehr zum Leid¬ wesen des Publikums, das „für sein Geld " mehr ver¬ langen zu können glaubte. In einem Hausdurchgang finden wir Bud Pollard wie¬ der. Hier wirkt er pädago¬ gisch. Mit ernster Miene zeigt er auf ein kleines Mäd¬ chen, das mit dem Gesicht gegen die Wand in eine Ecke gestellt wurde. Aus dem „kleinen Mädchen“ entpuppt sich zu unserm Erstaunen Uschi Elleot, die gerade noch Zeit hat, die Zunge herauszustrecken. Dann folgt auf ausgerech¬ net Bananen - Ausgerech¬ net — Wolkenkratzer. Oder wenigstens „Beinahe ausgerechnet Wolkenkrat¬ zer". Curt Bois und Uschi Elleot turnen wie die Klet¬ teraffen über Gerüste und Dächer. Bud Pollard lächelt. Er braucht nicht zu turnen. Dafür ist er der Regisseur. Die ande¬ ren beiden können es auch leichter Denn sie sind noch keine so „gewich¬ tige" Persönlichkeit wie der amerika¬ nische Spielleiter der Trianon. Eine Erinnerung an jenen Tee, wo Pollard versprach, uns auch in Berlin genau so amerikanisch zu kommen, wie in Hollywood, und wo man zweifelte. Vielleicht sogar an Bluff dachte. Heute ist die Richtigkeit augen¬ scheinlich — wenigstens aufnahme- praktisch — bewiesen. Ob der Er¬ folg von Harold Bois ebensogroß «ein wird wie der von Harold Lloyd, wird das Publikum entscheiden. Zwischen Himmel und Erde Der deutsche Film ist zu einem großen Teil im wahren Sinne auf der Höhe. Szenen, die tausend Meter über dem Erdboden spielen, sind eine Selbst¬ verständlichkeit. Die Alpen oder die Dolomiten erscheinen heute ebenso oft im Film wie früher die Rüdersdorfer Kalkberge. Gernot Bock-Stieber der jetzt eine „Geschichte von Sehnsucht und Sonne" dreht, ist in Tirol mit der niedlichen Hanni Reinwald bis über zweitausend Meter geklettert, begleitet von Hans Bloch, der nicht nur klettern, sondern auch seinen Kurbelkasten schleppen und installieren mußte. Sechs Wochen hat man in einfachsten Schutzhütten gelebt, weil es darauf ankam, die düstere Romantik der Hochgebirgswelt in den bildlichen Motiven wiederklin¬ gen zu lassen. Dann fuhr man in das strahlend helle Skandinavien. Für die Fabrikation zeichnet Epro- Film, während der Verkauf durch Emil Haeseki erfolgt, der stark hofft, daß an diesem „Höhenfieber“ die Theater¬ besitzer gesunden. Fünf Minuten in Montecuculi Zufallsbesuch im Efa-Atelier. Gleich vorn Ada Svedin und Charles Willy Kayser. Also dreht Czerny. Da ist auch schon der berühmte Notostreifen, an dem Ailbout im Schweiße seines Angesichts irgendeine Szene dreht. Der Autor erzählt mir eine Geschichte von einem Schauspieler, der sich für einen Fürsten ausgibt, und von einem Fürsten, der diesen Schau¬ spieler tö.en will, damit sich Ada Svedin ein paar Szenen lang erschreckt. Czerny ordnet das Volk mit der einzn Hand, wäh¬ rend e- mit der anderen seine belegte Mittags- schrippc ßt. Der Hilfregis- seur sondert die Schafe von den Böcken pardon! die nötigen von den unnöti¬ gen Ki mparsen. Charles Willy und Ada summen mir ihre Schlager vor, und das Harmorium begleitet mit sanften Weisen dieses Ate¬ lier-Tohuwabohu, aus dem dann nachher „Das Mädel von Montecuculi" wie ein Phönix aus dem Jupiterlicht auf die Leinwand steigt. Ailbout ist weil er dreht — nicht etwa Opera¬ teur, sondern Komponist, der bereits einige Noto- Operet'.zn teilweise auf dem Gewissen hat. Er liefert die Schlager tatsächlich „meterweise". Jetzt werden gerade zum Finale des fünften Akts vier Tonakte mehr ver¬ langt, weil sic Kaiser nicht nach der vorhandenen Ton¬ länge energisch herumdrehen kann. Aber auch dieser „Dreh“ wird er¬ funden. und man dreht weiter - ohne mich. Die neue Notooperettc soll schon im Oktober zur Erstaufführung kom¬ men, nicht nur mit Gesang, sondern auch mit Tanz. Mary Zimmermann macht dann aus ihrem gut deutschen Ballett für einige Abende „Dancing-Girls aus Monte¬ cuculi", was dasselbe ist wie „Mädels aus New Cölln“. Die Interpreten des Schlagers — vom Solisten über Kaffeehausmusik und Grammophon bis zum Gassenjungen - singen dann und sagen vom „Mädel aus Montecuculi".