Der Kinematograph (October 1924)

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Et Glückliche Rückkehr Dramaturgische und politische Bemerkungen von Ares. S oll ich Triumphhymnen singen? Soll ich Freudenfeuer anzünden und die Siegesfanfare blasen, weil man sich anscheinend in Deutschland glücklich zurückgefunden hat zum Publikumsfilm? Oder soll ich nicht einfach und schlicht registrieren: Die Zeit der literarischen Experi¬ mente ist zu Ende, und der gute Unterhaltungsfilm beginnt das Ziel und die Sehnsucht aller guten und großen Re gisseure zu werden. Man verstehe nicht falsch. Eis handelt sich hier picht um die Zusam¬ menarbeit mit den Literaten. Es wird hier nichts gegen die Verfil¬ mung von Ro¬ manen und Schau¬ spielen gesagt. Es soll vielmehr nur unter dem Ein¬ druck der ersten Filme der neuen Produktion mit Freuden fcstge- stellt werden, daß wir glücklich zurückgekehrt sind zu dem Grundsatz. daß das Lichtspielhaus keine Hochschule, keine Diskussions¬ stätte für moderne Philosophen ist. Daß eine strenge Scheidung zwi¬ schen den Kultur¬ filmen und den Spielfilmen einzu¬ setzen hat. wobei durchaus die Möglichkeit bleibt, daß in gewissem Sinn Unterhaltung und Belehrung verknüpft werden können, nämlich durch indirekte Wirkung, die sich unbeabsichtigt einstellt, genau so wie bei der Lektüre eines guten Unterhaltungsromans. Es besteht kein Zweifel darüber, daß Filme wie „Syl¬ vester", wie „Die Straße" große Taten gewesen sind, verdienstvolle Arbeiten ernst ringender Männer. Aber es ist ebenso unbestritten, daß diese großen genialen Leistungen uns nicht einen Schritt weitergebra'dit haben, weder ideell, noch materiell. Denn es nützt der Film¬ industrie als Ganzem wenig, wenn einige Ästheten sich in spaltenlangen Feuilletons begeistern, wenn Theoretiker, die vielleicht dem Film mit reinem und ganzem Herzen helfen wollen, Halleluja singen. Also herzlichen Glückwunsch film, zu der Richtung von vor zehn Jahren. Vielleicht werden einige Leute, denen die Kunst über alles geht, und für die der Publikums- und der finanzielle Erfolg gar nichts bedeutet, nun von bedauerlichem Rückschritt sprechen und Trauerlicder singen wie der selige Prophet Jeremias, oder Klageoden anstimmen. als ob sie vor den Trümmern Film-Karthago ständen. Lasser, wir sie trauern und sehen wir auf sie mit dem gleichen trockenen und nassen Auge wie auf all die Ex¬ perimente und Diskussionen der letzten Jahre, die Papier. Zeit. Geld. Zelluloid und Ner¬ ven verschlungen haben, um uns zu der Erkenntnis zu bringen, daß die Entwicklungs¬ möglichkeiten des lebenden Bildes in einer ganz, ganz anderen Richtung liegen. Wir. die wir im Film in erster Linie ein Instru¬ ment zur Unter¬ haltung der Mas¬ sen und zum Geld¬ verdienen sehen, bekunden stolz, daß dieser Rück¬ schritt ein Fort¬ schritt ist. Oder behaupten lapidar und paradox: Die¬ ser Rückschritt ist gar kein Rückschritt. Das sei an einem Beispiel be¬ wiesen. In den alten Bänden des „Kinematograph" wird, genau vor zehn Jahren, in den ersten Oktobertagen „Der Sohn des Hannibal“ — neunhundertachtzig Meter lang - angepriesen. Ein Turf-Film mit Rennbahn. Pferden und Turfleuten. Eine große Sensation, weil er ein richtiges Rennen zeigte, an einem großen Renntage im Grunewald aufgenommen. Heute wird für viele in dem neuen Grüne- Film der Grand Prix von Auteuil das große Erlebnis ge¬ wesen sein, wobei es natürlich nicht die Aufnahmen an sich waren, sondern die Art. wie man das Rennen filmisch reproduzierte, wie der Regisseur es verstanden hat. Idee und Technik zur großen Illusion zu verbinden. Wenn man es auf eine Formel bringen wollte: Was einst äußerliche Sensation war, wird heute Erlebnis. Was da¬ mals reines Bild gewesen, wird heute zur durchgeistigten. zur Rückkehr zum Spiel-