Der Kinematograph (January 1925)

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Seite 12 Rinematograpfi Nummer 935 tragenem Sinn und cum grano salis, liegt auch der Fall Trianon. Das Wetterleuchten war am Firmament aufgezugen. Es waren schon reichliche Donnerschläge darin, aber das Ge¬ witter wollte nicht kommen, und so begab sich denn der V er leger dieses Blattes zum Keichsarbeitsminister ind erstattete sozusagen Anzeige oder, wenn man sich vorsich* tig ausdrücken will, informierte die zuständige Behö. de über den Fall Trianon, was naturgemäß ein Gewitter zur Folge haben mußte. Ob es Aufgabe eines Fachblattes ist, in solchen Fäl en bei der Behörde Anzeige zu erstatten, oder ob man sich überhaupt persönlich zu derartigen Aktionen hergibt, ist Geschmacksache, und über den Geschmack läßt sich be¬ kanntlich in ausgedehntem Maße streiten Wir unserer¬ seits würden es ablehnen, solche Geschäfte zu be¬ sorgen. Aber viel¬ leicht glaubt un¬ sere Kollegin in der Friedrich¬ straße, so die In¬ dustrie zu retten. Sie geht in ihrer Selbstlosigkeit sogar noch weiter und bietet sich direkt oder indi¬ rekt, mehr oder weniger diskret oder energisc i als Treuhänder oder Vertrauensmann an und wahrt dann allerdings das In¬ teresse des Unter¬ nehmens, das in diesem Fall dann auch das Inter¬ esse der Industrie ist, durch Ma߬ nahmen, die, ge¬ linde gesagt, un¬ verständlich sind. Wir haben keine Veranlassung, die Trianon in Schutz zu nehmen. Wir halten es sehr wohl für möglich, daß man in diesem schnell aufblühender Konzern rentabler hätte ar¬ beiten sollen. Wir halten auch das eine oder andere Engage¬ ment nicht für einen guten Griff. Aber Fehler werden überall gemacht. Und wer besonders klug sein will, er¬ wirbt sich nur dann ein Verdienst, wenn er die Fehler rechtzeitig bemerkt Wie hat aber die „Lichtbildbühne", die die Trianon in Grund und Boden verdammt, sie bei der zuständigen Be¬ hörde denunziert, wie hat aber die „Lichtbildbühne" vor wenigen Monaten über die Trianon geurteilt? Vor uns liegt ein Artikel vom 12. April d. J-, in dem sich unter anderem folgende Sätze befinden: „Schon der erste Trianon-Film .Zwei Menschen' hat eine eigene Note, die sich besonders in hervorragender Photo¬ graphie und wundervollen Landschaftsmotiven auswirkte Der in der vorigen Woche gezeigte .Traum vom Glück' ist ein Publikumsfilm im besten Sinne des Wortes, der besonders durch seine Darstellung gewinnt. Hier ist zum rsten Male Gräfin Esterhazy, deren unbedingtes Talent schon die beiden ersten Filme verrieten, geradezu voll¬ kommen. ln ihr hat die Trianon den großen Griff getan, den die meisten übrigen deutschen Produzenten aus einer unbegreiflichen Angst vor „Experimenten" zu machen sich scheuen. Wir haben in ihr die wirkliche Schönheit, die filmische Begabung und — die vollkommene Dame, die bisher im deutschen Film so selten zu bemerken waren .... Auch der technische Stab der Firma hat seine Tüchtigkeit bereits bewiesen. Hier steht an erster Stelle einer unserer ältesten und befähigtesten Architekten, Fritz Kracnke. ln Zukunft wird er seine Künste int eigenen Atelier der Trianon zeigen dürfen, das in diesen Tagen seiner Vollendung entgegengeht. In unmittel¬ barer Nähe des Bahnhofs Grunewald auf einem ehemaligen Tattersall errichtet, ist es ein Muster deutscher Atclicr- bauten geworden .... In der Generaldirektion sitzt Direktor Schratter, ein Deutschamerikaner, der offenbar die Methode seiner zweiten Heimat recht praktisch auf deutschem Poden zu übertragen ver¬ steht. Ihm vor allem ist auch wohl der ener¬ gische Zug im kaufmännischen und organisato¬ rischen Vorgehcr zuzuschreiben. Aus all dem Ge¬ sagten geht her¬ daß in der »r. eine fri¬ sche Luft weht, daß ernstlich an eine großzüg ge und künstlerische Produktion ge¬ dacht wird, und daß man keine Mittel scheut, um wirkliche Quali¬ tät auf den Markt bringen. In Zeit, da alle Fabrikat lonstä t ig- keit auf ein Mini¬ mum herahge- diückt ist, sind solche Bestrebungen aufs wärmste zu be¬ grüßen . . . Soll man Herrn Direktor Schratter von der Trianon glauben, wenn er erklärt, daß ein paar Tage, bevor Herr Wolffsohn von der „Lichlbildbühne" die Anzeige beim Ministerium machte, die Zahlung von Wechseln verlangt wurde, die noch lange nicht fällig sind, und daß diese For¬ derung, nachdem man in der sachverständigen Tätigkeit des Verlegers der „Lichtbildbühne" ein Haar gefunden hatte, wiederholt wurde mit dem Zusatz, daß, wenn ein noch nicht fälliger Wechsel bis zum andern Vormittag nicht reguliert sei. Konkurs beantragt würde? Wie man das juristisch hat machen wollen, bleibt das Geheimnis der Herren in der Friedrichstraße. Wir stützen uns, wie gesagt, nur auf die Darstellung des Herrn Direk¬ tor Schratter von der Trianon. die er uns in Zeugengegen¬ wart gab. Wir wissen auch nicht, ob es sich hier um die Aktion eines unverantwortlichen Angestellten handelt, von der vielleicht die Geschäftsleitung nichts weiß. Aber, wie gesagt, solche Vorkommnisse trüben den Glauben an die Gemeinnützigkeit und stimmen nachdenklich, lassen auch das Wetterleuchten von einem andern Gesichtspunkt aus betrachten.