Der Kinematograph (January 1925)

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Seite 16 Rmematograpfj Nummer 935 aktuellen Kinoromans überrascht. Die bewußte Sens*t*on dieses Kinospicls ließt hier im Sujet, denn es bchaicielt ja bekanntlich die verhängnisvolle Spionagcaffäre des Obersten Redl, den der Militärschriftsteller Oberst See.i.ier, der Verfasser dieser Kinoneuheit, so bezeichnend , Den Totengräber von Österreich" benannt hat. Auf Grund von authentischen Dokumenten aus dem mili¬ tärischen Geheimarchiv der Voruntersuchung wurde dieses Filmdrama mit wirksamen Steigerungen bis zum tragi¬ schen Schlußeffekt der Handlung aufgebaut Die Fih- rung des Manuskriptes bewahrt, angesichts des heiklen Stoffes, stets ein gewisses Niveau, verfälscht es freilich in den üblichen Filmkitsch mit der dämonischen Verfüh¬ rerin, an die man nur noch in Vorstadtkinos glaubt. Insbesondere wirkten die militärischen Szenen — in¬ folge der Besetzung der Offiziersrollen mit Offizieren der alten Armee, die in allen Phasen der Vorgänge sich nach den wirklichen Gepflogenheiten des österreichischer. Militärlebens bewegen und benehmen konnten — histo¬ risch treu. Diese Offiziere, die ihre eigenen Uniformen trugen und unter denen sich einige Hocharistokraten und sogar ein ehemaliger Feldmarschall befanden, haben sich zur Verfügung gestellt, und so konnte, in dieser so echten Milieugebiinß. die denkwürdige Sitzung des Militärgerichts in „Sachen Redl“ den Eindruck einer wirklichen Scr- sation machen. Robert V'albcrg als verräterischer Oberst Redl spielte und erschien überzeugend in Maske und Erscheinung. Dagny Servacs als mondäne, sarmatische Spionin ließ alle Verführcngskünste schillern, mit denen sie ihr Opfer betörte und verblendete. Die ganze Rranche hat die Erstaufführung dieser tat¬ sächlich hochinteressanten Novität diesmal all¬ gemein als einin vollen Erfolg des Regisseurs Hans Otto (Hauptmann I.öwcnstein) verkündet: dieser Meinung schloß sich auch die Presse mit durchweg günstigen Beurteilungen an Einen vollen Sieg, aber ganz anderer Art als der dieser zwei Sensationspremieren, konnte die Sascha Film A.-G. mit ihrem Monumental¬ film ..Salammbö" verzeichnen. Zwei derartige Schöpfungen, wie die ..Sklavenkönigin" und .Salammbö“, denen sich „Die Rache des Pharao“ in kürzester Zeit anschließen wird, müssen wirklich mit Stolz über die T.eistungen der Sascha erfüllen. Die Herren Somlo und Fellner haben hier alles aufge- boten, um die Kinokonzession für das Apollo-Theater zu erlangen, aber trotzdem Wien die einzige Weltstadt ist. die zur Stunde kein einziges Uraufführungskino besitzt, scheiterten alle diese Bemühungen an dem Widerstande des „Bundes der österreichischen Lichtspieltheater“, der Protest Versammlungen abhielt und alles daransetzte, um diese angestrebte Kopzessionierung zu verändern, indem er u. a. dem Magistrate kundgab. daß die Lebcnsintcr- essen sämtlicher Lichtspielbühnenbesitzer ir Wien durch die Schaffung dieses neuen Unternehmens gefährdet seien. Herr Direktor Pollak meint zwar, daß die Praxis gerade das Gegenteil beweise, denn überall, wo Erstvorführungs¬ kinos die Filme mit großer Propaganda herausgaben. konnten die kleineren Lichtspieltheaterbesitzer, die diese Filme nachspielten, an den erzielten Reklameresultaten unzweifelhaft profitieren Eine Hauplursache des Scheiterns der angestrebten Konzessionierung lag aber eigentlich in einem Versprechen des Herrn Stadtrat Breitner, das er bei der Einführung der 40prozentigen T.ustbarkeitsstcuer den Kinobesitzern gab. keim neue Konzession mehr zu erteilen! Wie die Dinge sich entwickelten. Hieb der Cccilfilm- A -G. nichts anderes übrig, wie das Apollo-Theater als Variete zu eröffnen, nachdem der Gsneraldircktor der „Scala". Herr Julius Marx, die Oberleitung übernommen l.at. indem er als Besitzer von Anteilscheinen in die Cccilfilm-A.-G. eingetreten ist. Die Geschäfte führen nun die Herren Karl Eduard Pollak und Leopold Alexander Cetil B. d. Mille