Der Kinematograph (March 1925)

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Seite 36 Nummer 941 Eine Universität als Theaterbesitzerin. George Eastman, der Hersteller des weltberühmten und in der ganzen Welt verbreiteten Kodakfilms für Kino- und Photoapparate, hat die ihm gehörigen Kinotheater in der Stadt Rochester der Universität, die am gleichen Ort ihren Silz hat, zum Geschenk gemacht. Die Universität in Rochester ist dadurch die Besitzerin der größten Filmtheater der Stadt geworden, die ihr er¬ hebliche Einnahmen bringen. Es ist unseres Wissens auch die erste Universität der Welt, die dadurch sich aktiv am Kinogewerbe rein geschäftlich betätigt. Mix bleibt bei Fox. Wie unser New-Yorker Korrespondent meldet, hat der bekannte Cowboy-Darsteller seinen Vertrag mit Fox bis 1928 verlängert. Er erhält dafür ein Honorar von zwei Millionen Dollar. Die nächsten Tom-Mix-Filme werden nach bekannten amerikanischen Wild-West-Romanen ge¬ arbeitet sein. Im Frühling kommt er nach Europa und will — das ist kein Witz — mit einem Riesen-Cowboy- Hut auf dem Kopf eine Reise durch Europa machen. Man wird dem Hut einen begeisterten Empfang bereiten. • „Quo vadis“ in Amerika. Wenn der Morning Telegraph richtig informiert ist, werden First National in der nächsten Zeit den italieni« sehen Film „Quo vadis" mit Emil Jannings zur Aufführung bringen. Man geht nicht fehl, wenn man die Vorführung gerade in diesem Augenblick mit dem großen Jannings- Erfolg im „Letzten Mann" in Zusammenhang bringt. Das Fest der „Goldenen Maske". Die Zeitschrift „Das Theater", die auch dem Film, ohne mit Filminserenten zu rechnen, bildlich und textlich reich¬ lich Raum gibt, feiert am Sonnabend, den 14. März, im Esplanade das Fest der „Goldenen Maske“. Der Ertrag ist der Unterstützungskasse des Vereins Deutscher Bühnenangchöriger gewidmet. Der Eintritts¬ preis beträgt 75.— M„ allerdings einschließlich Souper. Für die Herren ist Frack vorgeschrieben, für die Damen Gesellschaftstoilett? mit Maskcniwang. Alle Damen tiagen einheitliche Visiere aus venezianischer Goldspitze, die gegen Vorzeigung der Karte bei Gerstel gratis nach Maß angefertigt werden. Die Teilnehmerzahl ist auf dreihundert beschränkt. Die Karten sind nach vorheriger Anmeldung, soweit noch vorhanden beim Verlag des „Theater“ zu haben. Personalien. Fräulein Trude Gottschalk, die Tochter des Direktors Ludwig Gottschalk vom Filmhaus Bruckmann & Co., ver¬ mählt sich am Sonnabend, dem 7. März, mit Herrn Werner Hess, der bereits seit kurzem ebenfalls im Filmhaus Bruck¬ mann tätig ist. Wir wünschen dem Brautpaar und den Brautellern, von denen der männliche Teil seit langen Jahren eine führende Stellung in der Filmindustrie ein¬ nimmt, alles Gute. Bei der großen Beliebtheit, deren sich Ludwig Gottschalk in der gesamten Filmindustrie erfreut und bei dem großen Kassenerfolg, den er den Theater¬ besitzern erst jetzt wieder durch „Quo vadis" brachte, wird sicherlich die deutsche Filmwelt in großem Maße Veranlassung nehmen, der Familie Gottschalk ihre Anteil¬ nahme an dem freudigen Ereignis zu bezeugen Hlllllllllllllllllllll Kallmanns Abschied ln der GeneralY.rtammlund wird miUel.-iH. daS Direkt»' Kallmann a» dem Voraland ana-cheidcl Einer der besten Finanzpolitiker der Filmindustrie, viel¬ leicht sogar ihr bester, zieht sich auf sein Altenteil zurück. Man kann es verstehen, da dieser Mann, der die Ufa ziel¬ sicher, verblüffend in gewissem Sinne in schwieriger Zeit sanierte, über siebzig Jahre alt ist. Man kann es verstehen und muß. im Interesse der Ufa und im Interesse der In¬ dustrie. bedauern. Als Kallmanr kam, fand er keine erfreuliche Situation vor. Aus Gründen, die heute nicht erörtert werden sollen, verließen Davidson und Bratz, in deren Händen viele Be¬ ziehungen zusammenliefen und von denen wichtige Ver¬ bindungen rein persönlich abhingen, das sinkende Schiff, das so schwer mit Schulden und Verträgen nicht gerader angenehmer Axt belastet war. Was man als Ersatz in die Leitung hineinnahm. erstklassig. Man mußte Kapitäns¬ stellen auf dem Schiff mit Maaten besetzen. Viele sahen schon das Chaos. Da kam Kallmann. Der alte Mann. Man spöttelte. Lachte, weil er dritter Klasse Untergrundbahn fuhr. Aber das verging den Herren bald. Die Leute von der Film¬ industrie, die schnell fertig mit dem Wort sind, kannten aus seiner Vergangenheit nur das Wort „Auer", wußten aber nicht, daß Kallmann schon seit Jahren in Großfinanz¬ kreisen als erfolgreiche Kapazität und einer der besten Organisatoren galt. Die Ufa fand Vertrauen an der Börse, konsolidierte sich teils durch finanzielle Transaktionen, durch Abstoßen schlechter Objekte, aber auch dadurch, daß Kallmann den führenden Männern, die wirklich etwas verstanden, wenn sie mit wichtigen Objekten kamen, freie Hand ließ. Er sprach nicht viel und war schwer zugänglich, ver¬ zichtete auf jede persönliche Reklame, aber er setzte sich bei den maßgebenden Leuten in der Filmindustrie doch durch, die ihn schätzten, weil sie manches, was er tat, übersahen, um seiner großen Verdienste und Kenntnisse wegen. Er hat ein paarmal bei offiziellen Anlässen in Gegenwart der Presse gesprochen und immer feinwitzig pointiert gezeigt, daß er nicht nur „Soll und Haben", son¬ dern auch sonst die Literatur Kennt. Er hat sich nicht leicht als Mann der strengen Grundsätze des Bankwesens und der Großindustrie mit den Filmsitten und -Gebräuchen abgefunden. Aber er hat das größte deutsche Filmunter¬ nehmen auf feste Füße gestellt und legt se : n Amt in die Hände des Aufsichtsrats zurück, nachdem er seine Auf¬ gabe, eine Sisyphusarbeit, glänzend gelöst hat. und zwar so, daß jetzt allerhand Stürme den stolzen Bau in der Köthener Straße umwehen können, ohne ihm auch nur einen Ziegel abzureißen. Wir halten es für selbstverständlich, daß man ihn in der einen oder andern Form des Unternehmens erhält, dem er in finanz- und wirtschaftspolitischcr Beziehung noch manche wertvollen Winke geben kann, besonders weil er Gelegenheit gehabt hat. auch im Ausland mancherlei Ein¬ blicke in die Filraverhältnisse zu tun, die anderen Leuten, die nach Amerika kommen, nicht gewährt werden. Wir sehen ihn mit Bedauern scheiden und hoffen daß der kurze Zeitabschnitt seines Lebens, den er dem Film gewidmet hat. nachhaltige Wirkung auslöst, daß er sein Interesse und sein Wohlwollen dem Film weiter erhält, und daß er noch lange sich nach einem arbeitsreichen Leben eines glücklichen, ruhigen Lebensabends erfreue