Der Kinematograph (April 1925)

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ftmrmatogrnpf) sentierten. Herr Madsen. der ein belustigend-gebrochenes Deutsch spricht, führt die Konversatii n. während Herr Schendström zu den melancholisch-schweigsamen Lustig¬ machern zu gehören scheint. Patachon wirkt hingegen wie eine Inkarnation der Fröhlichkeit. Sein Auge, sein Lächeln, seine ganz* joviale Persönlichkeit strahlt förmlich von heiterer Laune. „Er war ja auch früher", erzählt er, „Clown in einem Zirkus", also Spaßmacher von Beruf. ..Mit 13 Jahren ist er schon, aus Liebe zur Manegekunst, der elterlichen Obhut entlaufen und war nacheinander Akrobat, Reiter und — „Schlangenmensch", welche Beschäfti gung man seiner heutigen behäbigen Leiblichkeit schier nicht Zutrauen kann. Dafür debütierte der lange Pat, der zuerst Buchbindergeselle war und dann als Schauspieler am Kopen- hagener Theater wirkte, bei der „Nordisk - Filmgesellschaft" der Rolle eines Hunger¬ künstlers. Doch Patachon verrät allsogleich ver schmitzt schmunzelnd, daß sein Kollege Pat „diese Rolle nicht wahrheitsgetreu ge¬ mimt hätte, da er als Hungerkünstler in den Spielpau¬ sen, heimlich, wie ein Schlemmer gefuttert habe“. Pat verdankt seine wirksame Maske einem Schornstein¬ feger, dessen komi¬ sche Erscheinung ihn zur Nachahmung seines Typs „inspiriert hatte". Aber erst in der Zu¬ sammenarbeit mit Pa¬ tachon bei der „Palla¬ dium-Filmgesellschaft ‘ * hatte er seinen ersten, großen nachhaltigen Filmerfolg errungen, und zwar in dem Lustspiel: „Filmflirt". Und schon mit dem zweiten Film dieser Serie, den diese siamesischen Künst¬ lerzwillinge, untrenn¬ bar voneinander, gespielt haben: „Er, Sie und Hamlet", haben sie beide mit den von ihnen kreierten Typs sich einen Welterfolg holen können, der ihnen bis zum heutigen Tag treu blieb. Eine solche Begeisterung aber, wie das Wiener Publikum ihnen entgegenbrachte, haben sie sich noch nie und nirgends erworben, sie sind davon überrascht und hochbeglückt! Pat und Patachon filmen hier bei der „Hugo Engel- Filmgesellschaft" unter der Regie Hans Otto (Löwenstein) die lustigen Streiche „zweier Vagabunden im Prater“. In Dänemark nennt man die beiden lustigen Landstrei¬ cher: „Der Leuchtturm und sein Beiwägelchen". In Eng¬ land: „Der Lange und der Kurze". In Holland: „Watt und Halbwatt". Großen Zulauf fanden die Vorführungen des Films: „Das Geheimnis des Leibfiakers Bratfisch" („Allianz-Film-Gc- scllschaft"), Regie Hans Otto Löwenstein. Dieses Geheim¬ nis der Liebestragödie des Kronprinzen Rudolf und der schönen Baronesse Vetsera. auf dessen endliche Enträt¬ selung die Wiener seit Jahrzehnten ebenso begierig wie vergebens warten, haben sie auch durch den Leibfiaker Rudolfs, der, wie die Sage geht, es doch aus erster Quelle wissen müßte, leider nicht erfahren können. Dem Erscheinen dieses Film stellten sich nämlich an¬ fänglich große Zensurschwierigkeiten entgegen. Was die Schere - des Wie¬ ner Zensors — zumindest was die Orte seines Machtbereichs anbelangt, nach manchen Kom¬ promissen, schließlich noch übrig ließ, war lediglich eine ge¬ mütvolle, rühr- samc, anspruchs¬ lose, lokal-wiene¬ rische Angelegen¬ heit von damals, aus jener glück¬ lichen Kaiserzeit, da das Beinfleisch draußen bei der „Güldenen Wald¬ schnepfe" noch 20 Kreuzer kostete. Georg Kundert von der Rein¬ hardt-Bühne spielte den Fiake- rer vom Grund mit einer Lebens¬ treue und einem Lokalkolorit, die alle Zauber der Vergangenheit — unter den Klän¬ gen des Fiakerlie¬ des — in den pa¬ triotisch fühlen¬ den Herzen neu erweckten. Und als der treue Bratfisch für das Geheimnis seines Herrn gar den grausamen Tod erleiden mußte, da blieb im Kino kein Auge trocken. Kurz, ein Film der Publikumswirkung, der ein sicheres Ge¬ schäft ist. Zum Beginn der schönen Jahreszeit erwacht auch die österreichische Produktion endlich langsam aus ihrem Winterschlafe. Regisseur Alfred Deutsch-German eröff¬ net den Reigen und dreht, unter der werktätigen Mithilfe der Stadt Wien und des Schubertbundes — die für diesen Film erstmalig alle diesbezüglichen Archive öffnen —, einen „Schubcrt"-Film. Auch die Beethoven-Gemeinde stellt, starke Anteilnahme verratend, zu diesem Zwecke entgegenkommend das Eroika-Haus in Heiligenstadt zur Verfügung. Herr Regisseur Deutsch-German legt Wert darauf fest¬ zustellen, daß er weder „Das Dreimäderlhaus" noch den Schubert-Roman Hans Bartschs: „Schwammerl“ verfilmt