Der Kinematograph (April 1925)

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Seite 26 Nummer 948 düng über diese Frage die Industrie gehört werden sollte. Das ist bis heute noch nicht geschehen. Deshalb kann man den beteiligten Kreisen nur dringend empfehlen, so¬ fort gegen diese Festsetzung der Berufsgenossenschaft Beschwerde zu erheben, die sicherlich ven Erfolg be¬ gleitet sein wird. Das Phantom der Oper. Vor einem kleinen Kreise wurde gestern der neue Universal-Film „The Phantom of the Opeia" vorgeführt. Universal hat mit seinem größten Werk der dies jährigen Saison einen erstklassigen Film heraus- gebracht, der nicht nur hier, sondern wahrschein¬ lich auch in Europa ein Schlager werden wird. Über die Handlung selbst ist nicht viel mehr zu sagen. Die Maske Lon Chaneys, der den „Geist der Oper" spielt, ist hervorragend, ob er nun in der Gestalt des Todes oder des Ungeheuer gewordenen Gespenstes auf- tritt, das, mit einem Fluch beladen, auf die Erlösung wartet. Es muß so lange ruhelos in den Kellern und Gängen der Großen Pariser Oper umherwandeln, bis ihm diese Erlösung gebracht wird. Sie wird ihm zuteil iurch eine Sängerin, die zu¬ nächst in seinen Bann gerät, ihn dann aber durch ihre große Liebe zu einem Offi¬ zier besiegt, dessen Leben sie nur dadurch retten kann, daß sie sich dem Geiste auf Lebenszeit verschreibt. Der Film hat hervor¬ ragende Effekte, wie sie sel¬ ten in einem Bildwerk ge¬ zeigt worden sind, und über¬ bietet bei weitem den „Glöckner von Notre-Dame' Außerdem glänzende Massenszenen den großen Ball im Opernhaus — auf, die teilweise nach einem neuen Verfahren koloriert sind. Die Handlung des Filmes ist symbolisch. Sie erinnert ein wenig an die Faust-Handlung. Übrigens steht im Mittelpunkte des Filmes die Faust-Oper. Wahrscheinlich soll auch so auf den Zusammenhang zwischen der Faust- Handlung und der der Film-Handlung hingewiesen werden. Im Film siegt das Gute, die übergroße Liebe der Sängerin, die das Gretchen spielt, zu ihrem Verlobten, dem franzö¬ sischen Kavallerieoffizier, über das Böse, nämlich den Geist der Oper, dessen Seele dadurch geläutert und ge¬ rettet wird. die Weimarer Bevölkerung eine Art Privatzensur zu üben. „Hoffentlich geschieht das", schreibt dazu eine Thüringer Tageszeitung, „in einem loyalen Weimarer Geiste und ohne übertriebene Zopßgkeit." Diese Hoffnung läßt jedoch keineswegs die Befürchtung unterdrücken, zumal ange¬ sichts der bisherigen Erfahrungen mit solchen Vereinen, daß hier wieder einmal eine Gründung erfolgt ist, die besser unterblieben wäre, wenr sie weiter nichts be¬ zweckt als das, was oben angegeoen ist. Die „Reinigung" von Schund und Schmutz ist schon längst so gründlich er¬ folgt, daß weitere Bestrebungen nach dieser Richtung hin ganz überflüssig sind, ebenso wie die Ausübung einer „Privatzensur", die einerseits eine Anmaßung, anderseits aber auch eine Art Bevormundung der Weimarer Bevölke¬ rung darstellt, die recht wenig zu dem sonst gepriesenen Weimarer Geist paßt. Die wahren Weimarer Film- freunde werden wohl in der größeren Mehrzahl außerhalb des Kreises dieser Art von vereinigten Filmfreunden zu suchen und zu finden sein! Für solche Freunde mit den eben erwähnten Absichten hat das Lichtspiel kein war¬ mes Herz! * Ein neuer Prager Film. Tschechien erfreut sich eines neuen F.lmproduktes, das den Tite. „Die Sünden der Ehe" führt. Dieser Film, dem das Motto zugrunde liegt: „Männer, vernach¬ lässigt eure Frauen nicht", hat Tempo und Farbe. Ein Professor verbohrt sich in seine wissenschaftlichen Probleme und vernachlässigt darob seine junge Frau. Sie gibt ohne sein Wissen in sei¬ nem Namen ein Novellen- ( un<1 P>Uchon , buch heraus und sorgt dafür, ischcn Käufer Bruckmann & Co. daß er es unter die Augen bekommt. Der verärgerte Gatte, dem es mißfällt, in dieser Form mit seinem Na¬ men öffentlich zu glänzen, liest es jedoch heimlich, und da in dem Buche in vier Ehegeschichten kundgetan wird, wie an Unterlassungssünden des Gatten die Ehe scheitert, er¬ regt das Buch bei dem Herrn Professor Interesse, und er wird — geheilt. Das Ganze ist glaubhaft aufgebaut, die Sache hat Schwung. — Unter heimischen Kräften, wie Suzanne Marwille, Karl Lamatsch, Anna Ondrat u. a., verkörpern auch deutsche Schauspieler dankbare Rollen. Friedrich Kortner, Dagny Servaes und Wilhelm Dieterle spielen in dem sechsteiligen Film mit gewohnter Künst¬ lerschaft. Kapitalumstellungen. Die Elbe-Film-Gesellschaft m. b. H. in Dresden hat ihr Stammkapital auf 4000 Reichsmark ermäßigt. — Die U.-T.-Lichtspiele-Gesellschaft m. b. H. in Dresden hat ihr Stammkapital auf 20 000 Reichsmark umgestellt. * „Bund der Freunde zur Förderung des Lichtspiels.“ Mit dieser Bezeichnung ist in Weimar eine neue Vereinigung gegründet worden, die die Absicht hat. den Film von allem Schund und Schmutz zu reinigen und für Totenglocke. Walter Ulrich, der Dispositionsleiter des Deulig-Ver- leihs, ist am Ostersonntag morgen plötzlich an einer Lun¬ genentzündung gestorben. Er ist 27 Jahre alt, hat es in der Industrie zu einer geachteten Position gebracht. Seine junge Gattin, die in ihrem Manne den Inhalt ihres Lebens sah, ist wenige Stunden später freiwillig aus dem Leben geschieden. Alle, die den Verstorbenen kannten, stehen erschüttert und gerührt an seiner Bahre.