Der Kinematograph (May 1925)

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Seite 30 Nummer 951 würde. Gefehlt! Natürlich drehte sich die Aussprache der Versammlungsteilnehmer hauptsächlich um diesen Punkt, der der wichtigste für die Lebensfähigkeit des Lichtspielgewerbes ist. Bei den Erhebungen des Haupt¬ steuerausschusses waren Theater, die mindestens ein Jahr lang in fester Hand sind, herausgesuc lt worden. Und das Ergebnis war so, daß es eine Steuerherab¬ setzung nicht nur als berechtigt, sondern geradezu als notwendig erscheinen ließ. Wie es bei den Lichtspieltheatern aussieht, die häufig den Besitzer wechseln, weil sie eben infolge des Steuerdrucks nicht auch nur einigermaßen rentabel zu gestalten sind, aussieht, läßt sich ermessen. Der Lief .spieltheaterbesitzer- Verband hält von einer erneuten Resolution wenig. Er wird sich mit der Spitzenorganisatioa uud der Leitung der Konzerntheater behufs Unternehmung weiterer Schritte in Verbindung setzen. Bei einer Lustbarkeits- steuer von 15 % werden viele der kleineren Kinos kaum durch den Sommer kommen. Ob damit dem Gemeinde¬ säckel gedient ist? Breiten Raum in Her Diskussion nah¬ men auch die Erörterungen der Verleih-Methoden ein. Besonders bekämpft wurde die Vermietung zugkräftiger Lilder mit der Bedingung des Anhangs minderwertiger Filme. Dann wurde noch die Stellung des Verbandes zum Reichsverband deutscher Lichtspieltheaterbesitzer und die Frage der korporativen Mitgliedschaft behandelt. Der Verband der Berlin-Brandenburger Theaterbesitzer hat im letzten Semester einen starken Zuwachs an Mitglie¬ dern erhalten. Die Verhandlungen ergaben den Eindruck, daß der Vorstand unablässig um die Besserung der gegen¬ wärtig besonders prekären Lage seiner Mitglieder be¬ müht ist. Der absolute Film. Im Kurfürstendamm-Theater veranstaltete die November- gruppe unter Teilnahme des gesamten „Romanischen Cafes" eine Film-Matinä, auf der sie den „absoluten Film" voi- führte. Die interessante Veranstaltung begann mit der Vorführung der „Farbensona^ne Das sind gewissermaßen einaktige Schattenspiele mit farbigen Lichtern, die mit Hilfe eines großen komplizierten Apparats vorgeführt wer¬ den, der von sechs Mann zu bedienen ist. Es handelt sich um die Verschiebung von Quadraten, Kreisen und Recht¬ ecken nach einem bestimmten Rhythmus. Zwar ein beweg¬ liches Bild, aber kein Film. Dann folgte Symphonie- Diagonale. allerhand Linien und ein paar Flächen, nach Trickfilmart behandelt. Das beste waren die Arbeiten Rutt- manns, teils schon bekannt und in ihren neuern Resultaten von der Richtung des Bauhauses beeinflußt. Immerhin zeigten sie gewisse filmische Elemente als Film, aber nicht absolut. Schließlich wurden zwei französische Arbeiten gezeigt, die man wohl absolut als Film bezeichnen kann, die aber nichts Neues bieten, sondern nur verzerrte und ineinander kopierte Szenen darstellen, die im einzelnen bereits Allgemeingut der Filmindustrie sind. Es muß aber fcstgestellt werden, daß sie in dieser kon¬ zentrierten Form überaus lustig wirken und auf einer psychologischen Grundlage aufgebaut sind. Das letzte Opus „Entr' Act" zeigte ein groteskes Leichenbegängnis im Rahmen eines Traumes und bot allerhand sehenswerte Aufnahmen. Das Ganze ist, vom Standpunkt des Films aus betrach¬ tet sowohl industriell als auch dramaturgisch eine amü¬ sante Spielerei, die nur in ganz geringem Umfang praktisch verwendet werden kann. Während der Vorführung gab es lauten Widerspruch und oppositionellen Beifall, wobei die Frage offenbleibt, ob das Spiel im Zuschauerraum oder die Vorgänge auf der Lein¬ wand die Lachmuskeln am meisten anregte. Heinz Blanke in Berlin. Als wir uns am 1. November 1922 von Ernst Luöitsch auf dem Lehrter Bahnhof verabschiedeten, drückten wir auch seinem Sekretär Heinz Blanke die Hand, der ihn nach Hollywood begleitete. Blanke versah neben seiner Tätigkeit als Sekretär sehr bald den Posten eines Auf¬ nahmeleiters bei Lubitsch, dessen sämtliche Amerikafilme er betreute, und arbeitete in der Zeit zwischen den ein¬ zelnen Lubitschfilmen im Atelier der Wamer Bros, au kleineren Filmen. Ein wie vortrefflicher Kenner der Film¬ verhältnisse Hollywoods Blanke ist, wissen unsere Leser aus seinen zahlreichen Aufsätzen, denn niemand anders als er ist unser H.-B.-Korrespondent gewesen. Herr Blanke überraschte uns am Montag durch seinen lange an¬ gekündigten Besuch in der Redaktion, denn er ist für einige Zeit zum Besuch seiner Eltern nach Berlin zurück- gekehrt. Der „Kinematograph" hat das alleinige Recht auf sämtliche Artikel von Heinz Blanke erworben, die, reich illustriert, demnächst zur Veröffentlichung gelangen. Die neue Produktion der Film-Presse. Heinz Udo Brachvogel, unser Mitarbeiter, zeigt die Ge burt eines Sohnes an, der den Namen Karl-Heinz trägt Willy Haas, unser Kollege vom „Film-Kurier“ und Dra¬ maturg der „Westi", wurde mit einem Sohn beschenkt, der Michael Georg heißen wird. Wir gratulieren. * Keine Angst vor der Ehe. Während die Filme der Woche cls Hauptmotiv die „Angst vor der Ehe“ behandeln, kann man bei den Krif- kern dieser Erzeugnisse genau das Gegenteil beobachten. Dr. Georg Viktor Mendel, der verantwortliche Schriftleiter der „Lichtbild-Bühne" und Vorstandsmitglied des „Film- Presse-Verbandes“, sowie Wilhelm Meyer, der Vorsitzende des „Film - Kritiker - Verbandes", zeigen ihre Vermäh¬ lung an. Gustav Kühn, der Verleger des „Film", verlobte sich mit der Tochter des Hofjuweliers Gartenschläger. Der „Kinematograph" gratuliert und hofft, daß alle die Wünsche, oie von den Beteiligten an diese freudigen Ereig nisse geknüpft werden, restlos in Erfüllung gehen. Drakonisches Gericht. In Hamborn hat man den Geschäftsführer eines Kinos zu 350 Mark Geldstrafe verurteilt, weil er Jugendliche zu einer gewöhnlichen Kinovorstellung zugelassen hat und weil ferner Personen in den Gängen standen Die Strafe ist damit begründet worden, daß als Motiv für die Über¬ tretung der einschlägigen Vorschriften „die Sucht, möglichst leicht und möglichst viel Geld zu verdienen", maßgebend gewesen ist. Gegen derartige Bestrafungen muß man sich mit aller Macht wehren, besonders zu einem Zeitpunkt wie jetzt, wo die Steuern die deutschen Kinobesitzer erdrosseln und ver¬ nichten. Unser Titelbild. Virginia Valli wird auf unserem Titelbild in ihrem neuen Film gezeigt, bei dem das „Television“ eine Rolle spielt, ein Apparat, in dem beim Telephonieren das Bild des Sprechenden in einem Spiegel erscheint. Es handelt sich dabei nicht etwa um irgendeine drama¬ turgische Phantasie, sondern um eine tatsächliche Erfin¬ dung, die bereits so weit ist, daß man auf neun Kilometer ein wirklich klares Bild des Sprechenden erzielt.