Der Kinematograph (July 1925)

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Seite 8 Rmcmatogtapfj Nummer 960 wohl Theaterbesitzer, Fabrikanten als auch Verleiher. Der Vorschlag sieht ein Verhältnis von 30: 1 vor. d. h. auf dreißig eingeführte Filme muß ein ungarischer Film geschaffen werden. Da die ungari»the Produktion noch in den Kinderschuhen steckt und b. den etwa 330 Lichtspielhäusern, die das Land aufweist. eine Rentabili¬ tät durch Vorführung nicht geschaffen werden kann, sind alle eingeführten Filme einer Steuer unterworfen. Diese zu einem noch zu bestimmenden Prozentsatz zur Steuer heranzuziehenden Auslandfilme sollen c ie ungarische Produktion finanzieren. Die Steuergelder werden in eine staatlicher Kon¬ trolle unterstehen¬ de Kasse getan, und eine aus Fa¬ brikanten. Thea- terbesitzern um! Verleihern be¬ stehende Kommis¬ sion bestimmt, wem die Fabrika¬ tion der einzelnen Filme zu übertra¬ gen ist. ln Ungarn wird die schnellste Vor¬ führung der Welt ausgeübt. Man jagt (anders kann man es nach unserem Gefühl nicht nen¬ nen) nicht weniger lls 50 Bilder in der Sekunde durch, so daß bei der Vor¬ stellung ein Pro¬ gramm von 5000 Metern erledigt werden kann. Ma$ das für unseren Geschmack zu schnell sein; das ungarische Publi¬ kum liebt diese Blitzzug - Vorfüh¬ rungen. Deshalb verbraucht Ungarn etwa 700 Filme itn Jahre, denen durch die Kontingentie¬ rung eine Eigen¬ produktion von 17 bis 20 Filmen ge¬ genüberstehen würde. Viei ist das gewiß nicht, aber ein Anfang, aus dem, bei der bekannten ungarischen Energie, sicherlich etwas Ersprießliches werden wireft Eine gewisse Kontingentierung bedeutet in Ungarn ja schon eigentlich der seit langem von den Filmvertretern gefaßte Entschluß, für keinen Auslandsfilm mehr als 2000 Dollar zu zahlen. Damit hat Ungarn jetzt die Produktion verschiedener Firmen, so etwa United Artists, für seine Lichtspiclbühnen ausgeschaltet. Aber uns scheint dieser Beschluß, der den Umkreis der Auswirkung eines Filmes richtig zu erfassen weiß, sehr klug zu sein, denn dadurch werden Störungen durch t berengagements vermieden, wie sie bei uns leider an der Tagesordnung sind. Das ungarische Beispiel ist deshalb so bemerkenswert, weil es sich im Rahmen des Möglichen hält. Etwas son¬ derbar muten dagegen die Bestrebungen in der Tschecho¬ slowakei an. die nationale Filmproduktion mit allen Mit¬ teln zu unterstützen, ln dem Blatt der tschechischen Re¬ gierung. der Prager Presse, werden in einem offiziös inspirierten Artikel allerlei mysteriöse Andeutungen über die Einführung eines Kontingents gemacht, das womöglich jede Auslundsproduktion beseitigen soll. Nun leidet kein Land so schwer unter der amerikanischen Produktion als die Tschechoslowakei. Wem der tschechische Markt bekannt ist, weiß, daß er mit amerikanischer Ware über¬ stopft ist und keinerlei neues Material mehr aufnehmen kann. Es wäre dies Ursache, einen Ausgleich unter den Verleihern zu schaffen. Mit einer Kontingentierung, die, wie man zu sehen glaubt, in keinem Verhältnis zu der ganz geringfügigen tschechischen Pro- duktion steht. Man scheint in Prag die Schwierig¬ keiten der Produk¬ tion doch etwas zu unterschätzen. Auch ein ande¬ rer durchaus nicht größerer Staat als die Tschechoslo¬ wakei. allerdings ein altes Filmland, nämlich Dänemark, hat neuerdings eine Kontingent¬ bewegung aufzu- weisen. Man kann es den Dänen nicht verargen wenn sie, die einstmals den mitteleuropäischen Markt vollkommen beherrschten, sich heute bedrückt fühlen, daß ihre Eigenproduktion, auf die sie mit Recht vor fünfzehn Jahren stolz sein konnten, seit dem Kriege vor der amerikanischen die Segel streichen mußte. Dänemark ist (ilmwirtschaft- lich ein Kriegs¬ opfer. Und wenn jetzt Oie Olsen, vor dem einmal der Berliner M irkt zit- zerte. wieder nach Deutschland übergreift und einer durch einen Todesfall etwas aus der Bahn gebrachten Firma wie¬ der Leben durch Kapital einflößen soll, so ist das nur ein bescheidener Anfang. Kontingentbestrebungen setzten in Dänemark bereits Ende vorigen Jahres ein. Fline Zurückdrängung der ameri¬ kanischen Invasion ist aber in Dänemark erst dann mög- ic i, sobald England und Frankreich zu einem Kontingent¬ system übergehen. Wie die Kontingentierungsfrage in England wichtig auf¬ genommen wird, darüber haben wir unseren Lesern be¬ reits eine ganze Anzahl Berichte geliefert. Die Ange¬ legenheit, die heute sehr probritisch aufgezogen und wahr¬ scheinlich sogar finanziert werden wird, erscheint den Amerikanern so ernst, daß Bestrebungen in Hollywood im Gange sind, sich daran, wenn es irgendwie geht, unter einem Deckmantel zu beteiligen. Ausführlichen Bericht f.nden die Leser in der nächsten Nummer.