Der Kinematograph (July 1925)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Feile 16 funcmatograpf) Nummer %1 I) I E V E R S T () S S E N E N Fabrikat: Manuskript: R Phocea, Paris Louis Mercanton Louis Mercanton Häuf trollen: Yvette Guilbert, Majorit Hüne, GinaRelly, Carlyle Biackwell. Paul Guide Länge: 1. Teil: 2687 m (6 Akte) Vertrieb: Süd-Film A. G. Uraufführung: Mozart-Saal n den flauen Tagen, da uns die Filme d r vergangenen Saison sozusagen als zweiter Premierenaufguß serviert wer¬ den. wirklich eine beachtenswerte Überraschung. Ein Spiel¬ film. der eigentlich fast zu schade ist für die ote Saison und deshalb ein doppelter Reißer für die Hundstaie, und ein er¬ freulicher Auftakt für die kommende Saison. Spannend aufgebaut führt eine interessante Handlung hinter die Kulissen zweier Ehen, deren Kontraste dirch eine ge¬ schickte Regie scharf gegenübergestellt werden. Fürwahr, der Regisseur Louis Mervanton hat es verstanden, den Gegensatz dieser beiden Ehen auch in den kleins en Momenten wirkungsvoll herauszuarbeiten. Und er hat es auch verstan¬ den. durch die bunte Folge der Geschehnisse störende Pausen zu vermeiden, durch die guten Milieuschilderungen eines Rum¬ melplatzes eine wirksame Abwechslung zu schaffen und durch den straffen dramatischen Aufbau die Spannung bis zuletzt durchzuführen. Technik und Darstellung standen ihm glücklich zur Seite. Die schönen Bil¬ der ist der klaren Photo¬ graphie kommen besonders zur Geltung, wenn sie die hübschen Motive eines ro¬ mantischen Schloßgartens, wenn sie ein auch regie¬ technisch gut gestelltes Gartenfest zeigen. Die Schauspieler sind nicht genannt, und doch verdienen sie, hier er¬ wähnt zu werden. Sie zeigen uns die guten En- sembleleistungen eines so¬ liden Spielfilms. Aus dem guten Niveau der Leistun¬ gen ragt die Darstellerin der Gräfin de la Roche hervor, die in ihrer an sich schon dankbaren Rolle eine ganz wundervolle Leistung bietet, sie schafft die eindruckvolle Figur eines großen, selbstlosen Frauencharakters. Viel¬ leicht aber am interessan¬ testen ist Yvette Guilbert. die wir mit unseren er¬ staunten Augen auf der Leinwand wiedererken¬ nen. Yvette Guilbert. Frankreichs einst so ge¬ feierte Bühnenheldin, die große Vertreterin der klassischen Schule. Mit der mächtigen Pose ihrer Glanzzeit zeichnet sie den Typ eines Jahrmarktwei¬ bes mit dem Drum und Dran, was dieser Trödle¬ rin das Lebendige, das überzeugende gibt. Das Fazit der Kritik: eine wirklich gute Darstellung. Der Stoff? Nun, er bot eine solche Fülle von Ge¬ schehnissen, daß es wirklich keine Verlegenheit war. als man zwei Teile schuf. Nein, diese Vorgänge hatten sich wahrhaftig nicht in einem Teil zusammendrängen lassen. Was bringt die Handlung ? Sie zeigte uns die Schilderung dieser beiden Ehen, dieses sonniger Liebesglücks des Grafen de la Roche und dieser unglücklichen Ehe der Ba¬ ronin d? Bernard. Sie erzählt uns die Eheirrungen der Baronin, die noch an einer alten Jugendliebe hängt, von der noch ein paar Briefe sprechen, die zwischen den heimlich Liebenden hin und her flatterten. Und die Schwägerin der Baronin, die Gräfin de la Roche, hilft den beiden Liebenden, sie empfängt die Briefe für die Baronin und steckt sie ihr zu. Es barmt sie um die unglückliche Liebe der Schwägerin, die auch ein heim¬ liches Kind an den Jugendgeliebtcn bindet. Ihre Hilfsbereit¬ schaft aber soll ihr zum Verhängnis werden, zum Verhängnis, weil sie auch dann noen schweigt, als ;hr Glück zu zerschellen droht. Ein Brief, der doi.h eigentlich der anderen gilt, ist es, der gegen sie selbst die schwersten Anklagen auf¬ bringt und ihren Gatten zur Verzweiflung treibt, in der er eine Tat begeht, die die unschuldig Ver¬ dächtigte zi sammenbrechen läßt. Er giot bei Nacht und Nebel einem dunklen Ge¬ sellen drs einzige Glück seiner Fhe mit — das Kind. So spannend, wie der erste den Knoten der Handlung schürzt, so in¬ teressant löst auch der zweite Teil die Verkettung der Geschehnisse in aben¬ teuerlichen Schilderungen mit dem glücklichen Aus¬ klang der Versöhnung. Das ..Mappvending“ hat sich in aller Welt durch- gesetzt. es befriedigt das Publikum una erlaubt dem Regisseur, das Milieu mit kräftigen Strichen zu zeich¬ nen. Der Realismus einzelner Szenen der,. Verstoßenen‘*ist sehr stark. Er wird sprung- naft sogar brutal und erhält durch die Mitw irkung der Di- scuse Yvette Guilbert tenen Zug ins Dämonische, wie er einstmals ihren Chansons an¬ haftete und wie er vom künst¬ lerischen Apachentum Aris¬ tide Bruants und seines ..Mirliton“ ausging. Da der Regisseur ein Pariser ist, so glückt ihm die Gestaltung der ,,Großen Welt“ restlos. Alles in allem ein vor¬ züglicher Film, der ohne Zweifel für die Verleiher eine große Winterattrak¬ tion sein wird.