Der Kinematograph (July 1925)

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Nummer %1 Rmcmotooropfi Seite tfc6« 3J$m>Wbau Musikalische Überillusfration F^\ ie musikalische Begleitung eines hilmes laßt sich nicht nach Gesetzen feststellen Es bürgert sich aber in westlichen Kinos Berlins je.zt eine Sitte ein. die wir nicht auf die Ptovinz übertragen haben möchten die musi¬ kalische Überillustration. Namentlich ii. den humoristi¬ schen Filmen, die *m allgemeinen eine leichic musikalische Unterstreichung vertragen, liegt die Gefahr nahe, daß der Kapellmeister des Lichtspieltheaters, der ja in den meisten Fällen die Verantwortung über die Musik über¬ nimmt. sich dazu hinreißen läßt, wesensfremde Element? in die Begleitung hineinzutragen Es soll dies heißen daß im Kino vor allen Dingen das Filmspiel zu sprechen hat. Die Musik darf in keinem Falle mehr als eben Begleitung sein. Deshalb ist die musikalische Überillustration in jedem Falle abzulehnen Wir wollen damit folgendes sagen: Man kann et heute in dci. Kinos des Westens oftmals erleben, daß die Zuschauer bei einer an sich vollkoamu n belanglosen Szene tn Gelächter ausbrechen Und zwar gilt dies nicht etwa dem Film, sondern der musikalischen Unterstreichung. Der Kapellmeister eines dieser Kinos glaubt, daß seine Zuschauer auch gleichzeitig Zuhörer sind. Er unterlegt der filmischer Erscheinung der Leinwand einen modernen Schlager aus einer zeitgemäßen Operette oder dem Chanson eines Kabaretts, von dem er annimmt, daß der Text dem Zuschauer geläufig i;;t Wer nun einem solchen Kinostück beiwohnt, ohne daß ihm die Kenntnis des neuesten Schlagers eigen, der wird sich in derartigen Augenblicken düpiert fin¬ den Er hört um sich die sachverständigen Zu¬ schauer lachen, während er selbst unempfindlich gegen eine Szene bleibt, die ihm gar nichts sagt, während in den anderen das Bewußtsein des Chan¬ sontextes wach wird, zu dem er keine Einstellung hat. Leider ist dies keines¬ wegs ein Einzelfall, son¬ dern eine viel geübte An¬ gewohnheit, von der selbst nicht ein so vorzüglicher musikalischer Illustrator wie Schmidt-Gentner frei ist. Man kann dies aber beim besten Willen nur als groben Unfug be¬ zeichnen. Die Begleitmusik, das steht nun ein für allemal fest, darf in dem Zu¬ schauer nur den Rhythmus des Filmspieles lebhafter werden lassen. Nichts darf verraten, daß die Musik als Selbstzweck neben dem Bild zu stehen hat, dessen wechselnde Erschei¬ nung ja doch die Wirkung des Filmes bedingt, ln dem Augenblick, da sich die Musik stärker als das Bild er¬ weist kommen nur zwe' Vorgänge in Frage: Entweder ist das Bild so schwach, daß es nicht aul eigenen Füßen stehen kann, d h der Film ist an dieser Stelle schlecht, und eine gewandte Schere mißte hier einen nachhaltigen Schnitt gemacht haben. >der aber der Ehrgeiz de* Kapellmeisters war größer, als es seine Pflicht verlangte W'ar also, hart gesprochen, Ur.fuj! Wir begrüßen es. daß sich der musikalischen Illustration in unseren großen Kinos heute ausgesprochen musikalische Talente angenomn en haben. \X ir stehen in ie** Beziehung heute nicht mehr hintc» den großen Kinos der amerika¬ nischen Riesenstäd e zurück Hier war. das ist nicht zu bezweifeln, S Zieg e Id der große Erziehet 'um Besseren Aber eine der hervorragendsten Eigenschaften dieses großen k nomanr.es war es. der Kinomusik «11 ihrem Recht zu verhe.fen, sie aus den Zufällen der Improvisation zu verhelfen, aber ihi trotzdem keine domimctendc Stellung einzuräumen So sehr wir daraut dringen müssen, daß die Kinomusik einwandfrei ist und niemals mehr in die Anarchie der ver ngenen Zeit zurückfällt, so wenig ist das Kmo da/u angetan.den Kapellmeister¬ kult des heutigen Musik- betriebes**, anders kann man es sc um nicht nen¬ nen. mitzumachen. Wir wollen eine stim- mungsgemiße Musik in unseren K nos — aber wir wollen nicht, daß die Filme als Begleitbilder zu musi¬ kalischen Extratouren er¬ scheinen. Wahrscheinlic h wird sich das am bes*en erreichen lassen, wenn die musika¬ lische Illustration vorwie¬ gend indifferent bleibt Die ..Filmorgeln*’. die in den Kinos der amerika¬ nischen Riesenkinos eine Zeitlang dominierten, und die jedes Geräusch mit nahezu mithemat»scher Genauigkeit nachahmen, haben sich zuletzt nicht bewährt. Dem Publikum, das zu¬ letzt immer den Ausschlag gibt erschien die Begleit¬ musik zu trocken, zu ein¬ tönig — und daher naben sich die hochfahrer.den Pläne der Filmoi gelbauer nicht realisiert Musiker-Pulte Dirigenten-Pulte mit abgedeckter Beleuchtung <#> KINOBEDARF BERLIN WO Köthen« Strafte 5 am Potsdamer Platz.