Der Kinematograph (September 1925)

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Seite 26 Rincmatograpft Nummer 96fc Pariser Notizbuch. (Fortsetzung von Seite 16.| Sehr in Mode scheint gegenwärtig Victor Hugo zu sein. Nach der Verfilmung seines Romans „Notre-Dame de Paris'* (in Deutschland bekannt unter dem Titel „Der Glöckner von Notre-Dame“) und der schon mitgeteilten Verfilmung seines Romans „ )er Mann, der lacht“, sollen nunmehr — nach einer Mit eilung der „Nouvelles cine- matographiques de Paris“ — auch seine beiden Werke . Die Elenden“ und „Ruy Blas“ verfilmt werden. Eine im allgemeinen sonst >chr gut unterrichtete Nach¬ richtenstelle teilt mit, dal» das französische Innen ministerium sich mit der festen Absicht trage, die Film¬ zensur mit Ablauf des Jahre« 1925 aufzuheben — Im Hafen von Villefranche Aiirde ünrigens unlängst zum ersten Male ein sehr interessi rtes Experiment mit großem Erfolge gemacht, nämlich ein künstlicher Sturm auf dem Meere, und zwar folgendermaßen: Am Ende des langen Deiches wurden Flugzeugmot'^e von je 400 PS eingebaut, zwischen diesen hatte man eine Art größere Holzschlitten eingebaut, die durch die Motore ständig hin und her bewegt wurden, und auf die sich fortwährend der Inhalt großer Wasserbehälter von je 1500 Liter ergossen. Diese Wassermassen wurden durch die Motoren über 20 Meter weit geschleudert; außerdem waren längs des großen Deiches noch starke Automobilrennboote fest verankert, deren Motoren mit Vollkraft liefen und dadurch auch das Wasser im Hafen stark in Wallung brachten. — Zum Schluß noch ein tatsächlich verbürgtes Erlebnis, das der französische Filmschauspieler Alex Alin unlängst erlebte. Als dieser mit einer Gesellschaft in den letzten Wochen eines lagts in der Nähe vor Grenoble drehte, ge¬ sellte sich eine Zigeunerin zu ihm. die ihm weissagte, daß ihn noch an diesem Abend eine große Gefahr bedrohe. Ahn, der besonders abergläubisen ist. wollte nicht Weiter¬ arbeiten, wollte auch nicht menr Automobil fahren, keine Pilze essen und dergleichen, sondern er beschloß, mit seinen Freunden lieber die Ausstellung in Grenoble zu besuchen, um der »hm drohenden großen Gefahr möglichst aus dem Wege zu gehen. Die Ausstellung aber war ihm nicht allzu interessant genug, er ging wieder hinaus, um in der Umgebung von Grenoble noch etwas spazierenzu- gihen. Bald darauf schlug der Blitz in die Ausstellung und verursachte das große Schadenfeuer, von dem alle Zeitungen berichteten. Als Alin sich am nächsten Tage näher erkundigte, stellte er ganz einwandfrei fest, daß der Blitz in der Tat dort eingeschlagen hatte, wo er vor nicht allzu langer Zeit mit seinen Freund *n zusammen gestanden hatte. Die Zigeunerin hatte R«cht behalten. Auf dem Wege zur Film-Weltmacht Untertitelbemerkung zum Programm der Ufa. I n den nächsten Tagen wird cas Programm der Ufa zum Versand kommen, ein dickleibiges Buch, nicht nur inter¬ essant, weil es die größte deutsche Produktion enthält, sondern weil es auch indirekter Spiegel mancher inter¬ essanten Kombination ist. Es enthält rund 120 Filme. Davon sind 60 — man möchte fast sagen genau nach der Konvention — deutsch, die andere Hälfte ausländischen Ursprungs. Fritz Lang ist mit „Metropolis“ vertreten, E. A. Dupont wird „Variete“ drehen. Ludwig Berger bringt den „Walzertraum“ und Artur Robinson „Manon Lescaut“. Von klassischen Werken werden hier „Faust“ und „Tartuffe“ gestellt. Unter den fest verpflichteten Stars finden sich Namen wie Lil Dagover, Xenia Pesni. Lya de Putty, Ossi Oswalda, Ellen Richter, Liane Haid. Lilian Hall-Davis. Maria Corda, Emil Jannings, Willy Fritsch. Corrad Veidt. Rudolf Klein- Rogge, Georg Alexander, Andre Mattoni. Vom 1. Februar nächsten Jahres tritt Henny Porten hinzu. Aus Amerika kommt Mae Murray als Gast, die unter Joe Mays Regie ihre Kunst zeigen wird, gewissermaßen als Annäherungs- und Vermittlungsstar zwischen Deutschland und Amerika. Fast endlos ist die Liste der Regisseure. Es gibt kaum einen Namen von Klang, der nicht seinen Vertrag mit der Ufa in de: Tasche hat. Eine deutsche Produktion in diesem Umfang mit derartigen Namen ist im wahren Sinne des Worts „noch nie dagewesen“. Ihre internationale Stellung hat die Ufa in allererster Linie gefestigt durch Verträge mit führenden ausländischen Konzernen. Famous Players und Metro-Goldwyn, die beiden größten amerikanischen Konzerne lassen ihre besten Erzeugnisse im Zeichen der Ufa in Deutschland erscheinen. Aus dem Bestand der First National sind wichtige Erzeugnisse erworben worden, so „Die verlorene Welt“ und „Der Seeteufel“. Von W'ar- ner Brothers sind unter anderem sämtliche Filme, in denen Lubitsch Regie führte, erworben. Die Lizenz für Harold Lloyd. Buster Keaton und für „Charleys Tante“ mit Sid Chaplin gehört der Ufa für Deutschland. Alles, was drüben einen Namen hat. erscheint im Zeichen der Köthener Straße. So unter anderem Pola Neg-i, Gloria Swanson. Bebe Daniels, Rudolf Velentino, Betty Compson. Agnes Ayres. Adolphe Menjoue. Nita Naldi, Richard Dicks. Jack Holt und Rod La Ruque (Famous Players), Elenaor Boardman. Marie Prevost Mae Mc Avoy, Pauline Frcde- rick, Monte Blue. Elene Rish (Warner Brothers). Bessy Love, Lewis Stone. Ronald Colman. Ailcen Pringle, Milton Sills, Alexander Carr, Constance Talmadge (First Natio nal), Vreighton Haie, Ramon Novarro, Conrad Nagel. Buster Keaton. William Russell, Huntley Gordon (Metro Goldwyn) und die vierbeinigen Stars. Rin-Tin-Tin und Peter the Great. Schließlich sei noch „Das Mirakel der Wölfe“, der große französische Film erwähnt, ur.d im Beiprogramm „Felix der Kater“ und „Tintenmännchen“. Bedenkt man, daß außerdem die Ufa noch durch Pathi in New York sich eine Reihe gute amerikanischer Gro tesken und Lustspiele sicherte, kann man sich ungefähr einen Begriff davon machen, wie vielseitig und universell das Verleihprogramm unseres größten deutschen Konzerns ist. Es bedarf keiner Frage, daß dieses Programm in ganz Europa nach Umfang und Qualität unerreicht ist. ln Deutschland wird es in erster Linie natürlich in den eigenen Ufa-Theatern laufen, zu denen in der letzten Zeit etwa 30 neue Theater hinzugekommen sind. Selbstver ständlich steht cs auch jedem deutschen Theaterbesitze» frei, sich das, was für sein Theater paßt, auszuwählen denn es wird kein Lichtspielhaus geben, das in der Lag« sein wird, alle Filme der Ufa zu spielen. Darin besteht aber gerade der große Vorzug, daß jeder wählen kann was für ihn geeignet ist. Deutschland kann stolz sein, ein solches Unternehmei zu besitzen, das sich in größerem Umfang mit allen gleich artigen Gesellschaften der Welt messen kann. Hoffentlich bleibt der Erfolg nicht aus, damit die Ufa auf dem gt wonnenen Wege fortschreitet, auf einem Wege, der sie mit an die Spitze der Weltproduktion bringen muß.