Der Kinematograph (September 1925)

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Seite 18 &ncmatoaro!)?7 Nummer 969 haben, 14tägig gekündigt. Da bei dem vorjährigen Teil¬ streik der Kinomusiker auch die von diesem Streik nicht betroffenen Betriebe, die ai s Solidaritätsgründen von ihren Besitzern gesperrt wu den, die Streiktage nach¬ zahlen mußten, so kann dies*: Kündigung quasi als eine Art Vorbeugungsmaßregel amjt sehen werden. Die Wiener Kinomusiker beziehen eine Gage von wöchentlich 80 S. (die Kapellmeister 120 S.). Bei einem Lichtspieltheater von 350 Plätzen Fassungsraum und bei einem Orchester von 7 Musike-n stellt sich der Musiketat des betreffenden Kinos also atf zirka 600 S. pro Woche. Da die Wiener Theaterbesitze* aber durch die erreichte Höhe der Leihgebühren und di rch die 40prozentigc Lust¬ barkeitssteuer außerstande sind noch weitere Be¬ lastungen ihrer Budgets vorzu¬ nehmen. war der ..Bund der Wie¬ ner Lichtspiel¬ theater ’ gezwun¬ gen. trotz aller drohenden Kon¬ sequenzen, die Neuforderungen ihrer Musiker strikte abzuleh nen. Der ..Bund“ gibt bekannt, daß die Kinobesilzer. falls es zu keiner Einigung kommen sollte, entschlos¬ sen sind. das Grammophon als Begleitmusik ein¬ zuführen. was aber wieder die Musiker als Streikbruch er¬ klären und infol¬ gedessen von der „Union“ (Organisation der Operateure und Billetteure) verlangen, daß sie mit den Musikern ge¬ meinsam in den Solidaritätsstreik treten sollen. Die Mit¬ glieder der „Union“ sind nämlich mit keinen Forderungen der Erhöhung ihrer Bezüge an den „Bund“ herangetreten. Die „Ufa“ hat für ihre hier neuerrichtete Leihanstalt die Protokollierung des Finnenwortlautes angemeldet. Sie begann bereits am 31. August mit den Vorführungen ihrer Neuheiten, die 14 Tage hindurch andauern sollen, da die „Ufa“ außer ihrem reichen Besitz auch die Filme der kom¬ menden Saison von der „Oefa“ übernommen hat Bei dieser Gelegenheit sah ich den neuen Lubitsch ..Küß mich noch einmal“, mit dessen Ehedreieckthema, im Genre der „Ehe im Kreise“, Lubitsch wieder, allerdings von anderen Gesichtspunkten aus, sein Publikum zu unterhalten sucht. Sein Leib-Drehbuchautor Kräly hat sich aber diesmal, scheint es. die Sache leichter gemacht als sonst, da ich und so mancher andere in der Grundidee seiner neuen Ehe¬ satire das längst aufgeworfene Ehescheidungsproblem des französischen Autors Sardou erkannt habe, der in seinem köstlichen Lustspiel „Cyprienne“ — lang, lang ist’s her! — so amüsant zu zeigen wußte, wie aus dem illegitimen, also angebeteten Liebhaber der künftige Ehemann, also der langweilende, legitime Liebhaber wird. Eine nachdenklichere Kunst bot uns Murnaus „Tartüffe“, der. modern gerahmt, mit einer Scheinheiligen bereichert — die Rosa Valetti mit bewundernswürdigem Realismus skizzierte — uns das schon etwas außerhalb unseres Zeit¬ empfindens geratene klassische Werk näherzurücken ver¬ sucht. Jannings als Tartüffe war der Tartüffe, diese literarisch unverlierbare Figur von Ewigkeitswert. Unver¬ geßlich die lüsterne Geilheit, die grobe Sinnlichkeit, die diesem Tartüffe beim Anblick des entblößten Busens der begehrten, ihm scheinbar sich anbietenden Frau förmlich vor Gier den Geifer aus dem Munde fließen läßt. Die Bild ha ft schöne Lil Dagover, Werner Kraus, Lucie Höflich waren diesem Großen kongeniale Partner. Aus dem reichhaltigen Repertoire der neuen Saison ragen ein italienisches Bild und ein amerikanisches Fabrikat her¬ vor. Die S. I. A. C.-Film-Gesellschaft, die sich mit dem „Lustigsten Mann ven Wien“ hier sehr gut einführte, hatte mit ihrem „Weg zur Sünde“, den die „Mondial Film-A -G.“ geschickt heraus¬ brachte. einen ausgesprochenen Publikumserfolg, der durch das ex¬ pressionistische, einen gewissen künstlerischen W'ert ausdrücken¬ de. aber stark anreißer?sche Plakat (das ge¬ wissen Kreisen des Publikums und der Presse wegen seiner all¬ zu erotisch be¬ tonten Note je¬ doch mißfiel) noch lauter ausgetrom¬ melt werden konnte. Eigenartige, neu anmutendc photo¬ graphische Traumeffekte be¬ wiesen, daß die Vision, die man schon als anti¬ quiert, nicht gern verwendet, auf eine modernere Basis ge¬ hoben, noch schöne und dankbare Wirkungen hergibt. Der Amerikaner „Ehen von heute“ („Metro Goldwyn Mayer“) hat die gleiche Voraussetzung und Idecngcbung wk Lubitsch' „Küß mich noch einmal“ und interessiert vielleicht durch die original erfundene und nicht nach empfundene Handlung mehr als der geschilderte Lubitsch- Film. Diese Ehesatire wird überdies durch eine biblische Einschaltung, die an die Eheirrung König Davids mit Bath- seha, dem Weib des Urias, ironisch erinnern will, in techno- koloristischcm Verfahren gebracht, bereichert. Eleanor Boardinan. Konrad Nagel und Lew Cody s ; nd ein unüber treffliches Trio von hoher, künstlerischer Klasse. Was unsere Eigenproduktion anbelangt, herrscht hier über allen Wipfeln Ruh*! Nur das Filmhaus Lang kündigt einen neuen Film: .Haifische der Nachkriegszeit“ unter der Regie Louig Seemanns mit Anna Kallina vom Burg¬ theater und Manja Keller in den weiblichen Hauptrollen an Nachdem die ..Metro Goldwyn“ bei uns sich häuslich niedergelassen hat. wrill sich die „First National“ hier heimisch machen. Zu diesem Zwecke ist Mr. Körpel, der Generalmanager der „First National“, mit dem Leiter der Berliner Niederlage. Herrn Direktor K. J. Fritsche, in Wien eingetroffen. Die diesbezüglichen Bemühungen haben zu einem positiven Resultat geführt. Mit der Leitung der neugegründeten Wiener Filiale der „First National** wurdi Herr Erwin Weiß, der frühere Direktor der „Oefa*\ betraut. Lily Damit* und Erk Barklay in dti i ia*cha-Ftlm ..Da* Spicltvug von Parts**