Der Kinematograph (September 1925)

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Seite 20 Kincmatograpf} Nummer %9 dort, wo sie maßgebend für den Welte Ho lg eines Filmes ist. Die großen Lichtspielhäuser bieten nun ihren Zu schauern für dasselbe Geld oder für wenig mehr eine Auf¬ machung, die verblüfft und anlockt. Auch der kleine Mann sitzt lieber in Samtsessch als auf knarrenden Holz- stuhlen. hört lieber ein großes Orchester als eine kleine, noch dazu manchmal zweite.hafte Kapelle und ist be rauscht von dem ..Prolog“, den nur ein Kino mit Bühne in der richtigen Weise aufzieheti kann. Die Filme, die ihm hier geboten werden, unterscheiden sich im Inhalt nicht sehr von denjenigen der 10-Cent-Kinos. Aber auch bei ihnen spielt die Auf¬ machung eine große Rolle — und eben die ist es, die dem Kinofreund von 1925 imponiert, die er verlangt und ohne die ihm ein Film nicht sehenswert erscheint. Weil das Großkino, der l.ichtspielpalast heute, und wohl erst recht morgen, triumphiert, daher sind die großen Produktionsfirmen mehr bemüht, neue Kinos zu bauen als alte auf¬ zukaufen. Ein paar The¬ atertruste sind in der letz¬ ten Zeit in andere Hände übergegangen, aber es ist bezeichnend, daß weder Fa- mous-Players, Metro-Gold- wyn-Mayer, noch First Na¬ tional. sondern mittlere Pro¬ duktionsfirmen sie in ihren Besitz brachten, weil cs sich zumeist um Theater han¬ delte, die nach dem heu¬ tigen Stande der Film¬ theaterpolitik für die Groß- firmen als überaltert an¬ gesehen werden müssen. Es kommt deshalb heute in Amerika nicht so sehr auf die Zahl der Kinos an. die einer Fabrikationsfirma gehören, sondern auf den Rang, den diese Kinos einnehmen. Und da geht denn die Tendenz darauf hinaus, lieber neue Kinos zu bauen, als mit alten zu experimentieren. Das ist echt amerikanisch gedacht, gleicht aber nur den Vorgängen in anderen amerikanischen Industrien, und der EHolg hat die Richtigkeit dieses Han¬ delns bewiesen. Ob es sich im ärmeren Europa ebenfalls bewähren würde, sei dahingestellt. Die Verringerung der Theater wird bereits in der nach sten Saison zu einer Einschränkung der Produktion zwin¬ gen. Aber damit wird eine Verbesserung der Produktion die Folge sein, denn der Gedanke bricht sich Bahn, daß es besser ist. dem Publikum Filme zu bieten, die es sich zweimal ansieht. als dafür zwei Filme herzustellen, von denen jeder nur einmal gesehen wurde. Selche Filme hat es schon gegeben. Es sind diejenigen, welche monatelang in einem Theater gespielt wurden, und deren vorletzte man auch in Deutschland kennen dürfte. Damit rechnet ja vor allen Dingen die Metro, deren ..Eien Hur“ gewiß der teuerste Film der Welt sein dürfte, wenn man auch hinter die sechs Millionen Dollar Herstellungs¬ kosten ein Fragezeichen machen darf. Der Film mit Ra- mon Novarro in der Hauptrolle soll fertig sein, aber ganz sicher ist es noch nicht. Das biblische Sujet erweckt in jedem Lande Interesse, aber ..Quo vadis“ erntete, trotz Jannings. in Amerika nur geringe Erfolge. Weit mehr ent sprechen ja dem amerikanischen Geschmack die biblischen Filme mit praktischer Nutzbarmachung, und deshalb kann man heute schon sagen, daß die Famous Players den tref¬ fendsten Pfeil in das Zentrum des Erfolges senden werden Hinter dem Filmtitel ..Der Wanderer“ verbirgt sich die Geschichte vom ..Verlorenen Sohn“, die ja eine der popu lärsten Geschichten der Welt ist. Die Manuskriptschrei¬ berin der „Zehn Gebote“. Jane Macpherson, hat auch diesmal wieder das Dreh¬ buch geliefert, freilich, wie es heißt, zu bedeutend er¬ höhtem Honorarsatz als die ..Zehn Gebote“, an denen Cecil B. de Mille am meisten verdiente. Der ..Wanderer“ vereint in zwei Teilen biblische Geschichte mit modernem Amerika, eine Mischung, die diesmal von James Cruce, dem Regisseur des ..Covered wagon“. ins Filmische über¬ setzt w rd. Der Film mag ausiallen. wie er wolle, er W'rd für Adolf Zukor und Jesse L. Lasky e.n Geschäft sein. Famous Players haben das euch nötig, denn einige der letzten Filme sind Nieten gewesen. Vergebens be¬ mühten sie sich, Bebe Da¬ niels als großen Star auf- zuziehen — und die letzten Filme der Gloria Swanson vermochten nur durch die Riesenreklame Zuschauer an¬ zulocken. Glorias Reise durch die großen Städte mit ihrem Marquis glich dem Triumphzug einer Königin. Von Jubel um¬ braust, ließ sich Gloria lächelnd ruhig huldigen und für die größte Film¬ schauspielerin der Welt erklären. Aber man darf trotzdem annehmen, daß der Finanzberater der Famous Players nicht ge jubelt hat, als er den Scheck für die Spesen dieser Extratour auf das Bankhaus Kuhn-Loeb anweisen mußte. Schon deshalb nicht, weil er ein Lai.dsmann der Pola Negri ist, und Pola. was man verstehen kann, über die Triumphe der Swanson keineswegs entzück* ist. Die Negri hat sich nach ihrer Europareise noch nicht recht wieder ein gelebt. Sie hat die Piäne zwecks Vergrößerung ihres Gartens aufgegeben, und es spricht manches dafür, daß sie mit europäischen Produktionsfirmen verhandelt oder ver handeln möchte. Jedenfalls gilt es jetzt unter den Stars in Hollywood als „stylisch“, mit einem Engagementsangc bot von Europa protzen zu können, worüber noch vor einem Jahr gelächelt worden wäre. Als erstrangig gilt ein En gagement an die Ufa, von dem in Hollywood auch Schau¬ spieler erzählen, deren Namen noch nicht bis nach Eierlin gedrungen sein dürften. Man erzählt übrigens, daß Charles Chaplin einem Bekannten, der ihn nach der Güte seines neuesten Filmes fragte, erwiderte: „Das wird sich leicht feststellen lassen. Wenn er gut ist. bekomme ich ein En¬ gagement an die Ufa.“ — So schnell ändern sich manchmal Zeiten und Menschen. Phut VWfti. (j W</a- v« • ,%ta </• r Rcfice Adoree in „Der vortreffliche Sünder"