Der Kinematograph (September 1925)

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Nummer 96° Rmcmatogropfi Seite 23 FRAUEN, DIE MAN OFT NICHT GRÜSST Fabrikat: Zelnik-Film G. m. b. H. Manuskript : Hans Behrendt und Helmuth Ortmann Regie: Friedrich Zelnik Hauptrollen: Lya Mara, Fryland Photographie: Frederik Fuglsang Lange: 2342 Meter (7 Akte) Vertrieb: Südfilm-A. G. Uraufführung: Alhambra, Kurfürsten dämm u dem sprachlich ungelenken, aber immerhin nicht undeut¬ lichen Titel haben die Verfasser des Manuskriptes, Hans Behrendt und Helmut Ortmann, als Motto den Heineschen Vers von den Mädchen gesetzt, die einen nicht Unter den Linden grüßenderweise blamieren sollen. Und weiter haben die Ver¬ fasser ihr Opus ..für alle“ genannt. Das ist wahr, man merkt es dem Manuskript ordentlich an. daß die Herren Autoren mit heißem Bemühen sich daran mach¬ ten, alles zusammenzutragen, was man für einen „Publikums¬ film** für notwendig erachtet. Die Geschichte ist gewiß nicht ganz neu. Die Trägerin der Handlung ist, wie die Beschreibung besagt, eines „lener un¬ steten Kinder der Freude**, die ..die Herrenwelt zwischen sich und die Familie stellt**. Nina, die Tochter einer Souffleuse, ist ein solches Mädchen. Sie wohnt in einer eleganten schenken zu können. — Jetzt kommt er und will seinen Lohn. Brutal überfällt er Nina, die ihn in der Not¬ wehr tötet. Untersuchungshaft. Freilassung. Ein alter Freund Ninas, der Großkaufmann Strehlen, gibt sich für gestorben aus und erklärt Nina als seine Erbin. Der zurückkommende Fred wendet sich von N.na ab. weil er in ihr die Geliebte Strehlens vermutet. Bei einem vorgetäusch¬ ten Autounfall gelingt es ihr aber, ihrem Fred alles zu er¬ klären, und endlich sind die beiden in Liebe und Glück vereint. Die Handlung enthält mancherlei Ungereimtheiten. Fred, zuerst als „Ingenieur" vorgestellt, ist plötzlich „Erster Offi¬ zier" auf einem Schiff. — Mehr als unglaubhaft ist die Hand¬ lungsweise des Großkaufmanns StreMen, der sich für tot ausgibt, so daß Nina sofort als Herrin über seine Besitztümer schalten und walten kann. Der Großkaufmann fungiert mit Perücke und falschem Wohnung am Bayerischen Platz, während die Mutter „j. w. d." in einem bescheidenen Stübchen haust. Es geht munter zu bei Nina, bei der sich die „Lcbewelt" zu lustigen Gelagen trifft. An einem besonders ausge¬ lassenen Abend versteigert Nina ein Pappherz mit dem Bemerken, daß sie ihr Herz dem schenke, der das rieht ge Los zieht. Mit dem Erlös der Lotterie rückt aber Nina aus, um das Geld einer armen, kranken ..Kollegin" zu brin¬ gen, damit diese eine Kur ge¬ brauchen kann. Dieser schöne Zug gewinnt ihr das Herz eines jungen Ingenieurs Fred Wtgrara. Der Anblick der schwer¬ kranken Freundin veranlaßt Nina zum Nachdenken. Die Leere und Hohlheit ihres bis¬ herigen Lebens widert sie an. Sie macht ihren Schmuck und ihre Wertstücke zu Geld, um *ich eine — sehr pompöse — Villa zu kaufen, in der sie mit hrem geliebten Fred leben will. Aber Herkommen und Aus¬ blick auf die Karriere Freds bedrohen das junge Liebesglück bred verkehrt in der Familie eines Großreeders Hindersen, dessen Tochter ihm zum Bund fürs Leben zugedacht ist. Bart '«ls Diener Ninas. Solche Requisiten hätten wirklich v »m ieden w erden sollen. S« hr nett sind die Episoden d*r Souffleuse und ihres Ga¬ lans. dem verbummelten Hof¬ schauspieler a. D., der Ninas Vater ist. Eine Neuheit bringt der Film: das Saxo¬ phon als Totschlagsins.rument. E ne lustige Gesellschaft, die N:na in das alte, leichtsinnige Leben zurückholen will, läßt bei ihrem Abzug dieses In¬ strument auf dem Tische lie¬ gen. Mit diesem Saxophon er¬ schlägt dann Nina den Angreifer. Zelnik als Regisseur tat alles, um der Sache Schwung und Tempo zu geben. Nette, rührsame Bildchen mit einem kleinen Kindchen und mit niedlichen Hunden. Hübsche Landschaftsbilder \ )m W'annsee. die deutlich ?eigen, welche schönen Mo¬ tive die nächste Umgebung Berlins bietet. Lya Mara. auf die der ganze Film zugeschnitten ist. hat natürlich Gelegenheit, alle Re¬ gister zu ziehen. Sie ist flott, lustig, ausgelassen, hat, wenn nötig, den traurigen Schimmer der Deklassierten m den Augen und kann sich natür¬ lich auch wieder als tempera¬ mentvolle Tänzerin produzie- Fred muß sich von Nir.a ren. Und als sie die vorgeb trennen, weil er als erster Of- liehe Erbschaft gemacht hat. firicr ein Schiff der Reederei ist sie im Handumdrehen auch Hindersens führen muß. Nina, die ein Kindchen von bred bekommen hat, lebt ganz einsam und zurückgezogen, bis der junge Mann, der seinerzeit in der Versteigerung Ninas Herz gewann, aber schmählich Jas Nachsehen hatte, auf¬ taucht. Dieser junge Herr hatte einst eine Unter¬ schlagung begangen um Nina «inen kostbaren Schmuck eine perfekte Reiterin und Autolenkerin. Alfons Fryland. durch die Rolle zur Passivität gezwungen, zieht sich mit An¬ stand aus der Affäre. Paul Otto als Skeptiker mit der Gute des Ver¬ stehens prachtvoll menschlich. Margarete Kupfer als Souffleuse und J. von Szereghy als Helden¬ darsteller a. D. haben Humor. Ein Unterhaltungsfilm, der sein Publikum haben wird.