Der Kinematograph (September 1925)

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Nunmuy 971 Rincmotogcapf) Seite 39 I) A S A I. T K B A L L II A l S Fabrikat : Althoff Hauptrollen: Tschechowa, Beckcr- sachs, Richard. Otto Länjfe: 3200 Meter (8 Akte) Vertrieb: Althoff Uraufführung: Primus-Palast, Potsdamer Str. GESICHT DES HOT K X lU'SSI.AM) Fabrikat: Chateau-Film-Werke Regie : Arthur Lewiss Länge: 2071 Meter (6 Akte) Vertrieb: Dafu (Deutsch-Nordische Filn-Union, Berlin Uraufführung: Urania. Berlin inen „Film aus dem Berlin der Vorkriegszeit" nennt die Verfasserin Marie-Luise Droop das Bild. Die Handlung ist eine Romanangelegenheit ohne künstler¬ ische Absichten und Wirkungen, hat aber, und darauf kam es »a wohl nur an. viel Filmwirksames. Der Bankier Wilhelm von Lans, der Inhaber eines angesehe¬ nen Privatbankhauses, steht vor dem Ruin. Weit zurück¬ liegende Verfehlungen drohen, ans Licht zu kommen und ihn der Schande preiszugehen. Er hat einer ehemals berühmten Künstlerin, die jetzt als „die rote Else* Star des ..Alten Ball¬ hauses" ist. große Summen geopfert. Der Bruder der Tänzerin, eine verkrachte Existenz, gibt ein Kevolverblättchen heraus, in welchem er, als die fortgesetzten Krpressungen bei dem Bankier nicht mehr verfangen, diesen schonungslos bloßstellt. Das Bankhaus bricht zusammen, der Bankier stirbt. Seine Tochter Hella steht arm und schutzlos da. Franz von Wedel!, Oberleutnant er Film, bei dessen Herstellung wohl weniger an rein filnmJu Wirkungen gedacht wurde, zeigt das Bestreben, ein Bild von dem heutigen Sowjet-Rußland zu geben. Er will die Be¬ mühungen veranschaulichen, die am Werke sind, in Rußland friedliche und geordnete Verhältnisse zu schaffen. Man sieht Volksversammlungen, in denen Lenin. Trotzki. Radek, Sinowiew, Kaminew sprechen. Die ungeheure Weite des russischen Landes mit seinen Riesensteppen und gewaltigen Strömen gibt einen Begriff von der Schwierigkeit einer einheitlichen und durch¬ greifenden Organisation. Bis zu den Olkldern von Baku und in die Gebirgsschluchten des Ural geht die Fahrt. Viel Wert wird in dem Film natürlich daraef gelegt, die Lin- richtungen. die auf pädagogischem Gebiet und auf dem der Jugendpflege getroffen wurden, vor Augen zu fuhren. Von besonderer Eindruckskraft sind di« Beider vom Leben der Wolgalischvr in denen wirklich der Pulssthlag des Volkes zu fühlen ist. der Garde, der mit Hella heimlich \erlobt ist, kann sich aus Rücksicht iuf seinen Beruf nicht entschließen, -ich offen zu dem Mädchen, das • er wirklich von Herzen liebt, zu beken¬ nen. Die Verzweifelte wird Tänzerin im „Alten Ballhaus". — Der Hof- 'chauspieler Clemens Harro, der Hella durch einen Zufall kennenlernte, liebt das Mädchen und trägt ihr seine Hand n, Hella, deren Herz aber immer noch an Franz von Wedelt hängt, ehnt seine Werbung ab. Der Bruder vs Oberleutnants, ein lunger Student, >rnt Hella im „Alten Ballhaus" ken¬ nen. Durch ihn erfährt Franz, was us Hella geworden ist. Er wirft alle •denken über Bord, reicht seinen »bschied ein. um Hella heiraten zu • nnen. Diese nimmt Gift, sie stirbt, m der Zukunft des von ihr geliebten Mannes nicht im Wege zu sein. Man sieht das Treiben im „Alten althaus", als es noch „in seiner Sun¬ den Maienblüte" war. Althoff hat für den Film viele gute ’arsteliernamen zusammengebracht. Ha ist zuerst Olga Tschechowa. die der unglücklichen Bankierstochter v »el mehr Blut und Leben gibt, als es die Autorin getan hat. Der Garde- •derleutnant. den Karl Beckersachs uab, war gut und echt. Ausgezeichnet Sibyll Morel als die „rote Else" der *»an die heruntergekommene, früher berühmte Künstlerin wohl glauben konnte. Ernst Ruckert gab den so °ft geohrfeigten Revolveriournalisten glaubhaft, soweit das Manuskript dies zuließ. Paul Otto, der Bankier, und Heinrich Peer, sein Prokurist, zwei gutgesehene Typen. Schönemanns Photographie klar und geschmackvoll. Die wirkungsvolle bau¬ liche und dekorative Ausstattung schuf Architekt Seemann. Lin guter Geschäftsfilm, dem der laute Erfolg der Uraufführung treu¬ bleiben wird. Hknf.M IMF Olga Ttchechowa und Karl Backcraach* in ..Da» alte BaBhau* 1 Erschütternd dnd die Aufnahmen von der verheerenden Wirkung der Hungersnot and der Heuschrecken¬ plage*. Auch die gewaltigen Bauwerke des alten Rußlands, wie die Peter-Paulus- Feste, den K-vml in Moskau, werden gezeigt. Ein besonderes Kapitel sind du Aufnahmen der Sowjet-Ajmee. Da geht es mit Drill und Parade¬ marsch nich weniger militärisch zu als vordem im zaristischen Rußland Natürlich tat ein solcher, von inter¬ essierter Seite hergestellter Lilm in puncto Obiektivität seine Grenzen. Es hält« sicherlich noch viel Sehens- und Wissen*werte> aus Sowjet-Rußland gegeben, was — in dem Film nicht gezeigt wird. ln photographischer Hinsicht dar! man an den Film naturgemäß keinen zu strengen Maßstab anlegen. Aber eine größere Geschlossenluit des Ganzen wäre sicher zu erreichen gewesen. Aber abgesehen davon bietet der Film vief Interessantes und ist ein nicht unwichtiger Beitrag zur Lösung des großen Rätsels Rußland. Der Film wurde an Anschaulichkeit und belehrendem Material wesentlich gewonnen haben, wenn man der Roten Armee nicht so viel Spielraum ge¬ gönnt hätte, was auch mehr im Sinne eines „unpolitischen Filmes gewesen wäre. Dafür hätte man viele interessante und instruktive Szenen einfugen k<»n nen. solche aus dem Leben der Städte und der Arbeit aui dem Lande So hätte man der Gewinnung der Boden¬ schätze und ihrer Verarbeitung be¬ deutend mehr Raum widmen können Aber auch so enthält der Film viel Interessantes über Land und Leute und vermittelt manchen Findruck, den das geschriebene Wort nicht so an¬ schaulich wiedergeben konnte.