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Seite 26 Rincmatograpft Nummer 977 Das Deutsche Filmsyndikat arbeitet. Das Deutsche Filmsyndikat hat nach einem Beschluß seiner Berliner Vor¬ standssitzung. über die wir an anderer Stelle berichten, nunmehr mit der Arbeit begonnen. Es sind zunächst von iedem Mitglied 3000 M. angefordert worden. Es schweben auch bereits Verhandlungen wegen Herstellung des ersten Films. Man legt Wert darauf, in keine Kampfstellung gegen den Zentralverhand hinemzuge* raten. Man will zwar die Konzerne be¬ kämpfen. aber zunächst keinesfalls durch irgend welche gemeinsame Maßnahmen, sondern durch das taktische Verhalten des einzelnen Mitgliedes gegenüber den betreffenden Firmen. Man begründet diese Kampfstellung in erster Linie mit dem wachsenden Inter¬ esse der Konzerne an eigenem Theater¬ besitz. Durch die Konzentrierung vieler Theater in einer Hand sehen sich die einzelnen Theaterbesitzer bedroht. Selbst¬ verständlich denkt man an keine Gewalt¬ maßnahmen. sondern an einen fairen Wettbewerb im Rahmen des Möglichen und Erreichbaren. Der „Kinematograph“ wird die weitere Entwicklung zunächst abwarten und je nach Notwendigkeit zu den Ereignissen Stellung nehmen. Man ließ durchblicken. daß in Sachen der V. K. B. ein Weg der Verständigung gefunden werden soll. Diese letzte Tat¬ sache, wenn sie sich bewahrheitet, scheint das wichtigste Ergebnis der Berl ner Sitzung zu sein. * Eine englische Filmstadt. In London versucht mar. augenblick¬ lich, einen Teil der ehemaligen White Citv-Ausstellung in eine Filmstadt um- zuwandeln. Es sollen Xteliers errichtet und ein großes Gelände für Freiauf¬ nahmen reserviert werden. Die Nach¬ richt ist nicht uninteressant, w'enn man wieder einmal sieht, wie England seine Filmfragen verkehrt anfaßt. Anstatt erst eine Filmindustrie zu schaffen, schafft man Ateliers und erlebt nachher Ent¬ täuschungen, wie sie Herr Wilcox mit «einem First National-Vertrag erleben mußte. Mit Ateliers und mit Gelände allein schafft man keine bodenständige Fabrikation. * „Das Mirakel der Wolle“ in Frankfurt am Main. Im Frankfurter U. T. zum Schwan fand in der letzten Woche die deutsche Ur¬ aufführung des „Mirakel der Wölfe“ statt. Es enthält in Sujet als Grundmotiv den Zwist Karls des Kühnen mit seinem Vetter Ludwig XL von Frankreich. Hineingewebt ist eine Liebesgeschichte, Kampfszenen und allerhand filmwirksame Sensationen. Man möchte das Manuskript gern straffer und an Stelle der uneinheitlichen, breit¬ gezogenen Handlung voll unendlicher Kleinarbeit mehr große Linie sehen. Die Regie ist außerordentlich gut. die Dar¬ stellung, mit Ausnahme des Herzogs Karl, Durchschnitt. Der Film, groß aufgezogen und mit viel Reklame herausgebracht, zeigt starke Anziehungskraft auf das Frankfurter Publikum. * Konzessionskampf in Ungarn. Aus Budapest wird uns berichtet: Als seinerzeit die Regierung die Kinokonzes¬ sionen verteilte, erhielten auch Gemein¬ den solche Bewilligungen, die nun¬ mehr als Kinobesitzer dem privaten Ge¬ werbe Konkurrenz machen. Damals ge¬ schah dies angeblich, um Kulturinstitutio- ler zu schaffen, die eine Mission zu er- fü’len haben, das Volk zu nationalen Auf¬ gaben vorbereiten sollen usw. In Neu- p -*st gab es ein solches kommunales Lichtspielhaus, das einem Fachmann als Geschäftsführer unterstellt wurde. Es florierte in jeder Hinsicht und hatte an¬ sehnlichen Reingewinn. Bei Revision der Konzessionen durch das Ministerium //urde nun dieser Stadt die bisherige Konzession mit der Motivierung plötzlich tntzogen, daß die Stadt nicht selbst die Erlaubnis ausnütze, und statt der ent¬ zogenen Konzession erhielten zwei Bürger lus fremden Berufen je eine Konzession. Anderen Städten wurde dagegen die Konzession für ein Gemeindekino belas¬ sen, trotzdem die privaten Theater- bwitzer unter der Konkurrenz der Ge- meindekinos sehr zu leiden haben. * Gründung einer Kulturfilmorganisation in Frankfurt. Die Filmgruppe des Rates für künst¬ lerische Angelegenheiten hatte ihre Mit- gliedei und Vertreter der Presse zu einer Aussprache in den Unterrichtssaal des Polizeipräsidiums gebeten, und zwar zwecks Gründung einer Arbeitsgemein¬ schaft zur intensiveren Auswertung des sogenannten Kulturfilms. Der Referent des Abends, Herr Fronemann, führte u. a. aus, daß der belehrende Film heute be¬ reits großem Interesse begegne; die Zug¬ kraft des Mount - Everest - Films, das „Große weiße Schweigen“ und andere ähnliche Filme mehr könnten zum Be¬ weis seiner Behauptung herangezogen werden. Es käme nun darauf an, durch Zusammenfassen aller am und für den Lehrfilm Interessierten dieser Gattung Filme weitere Gebiete zu erschließen. Redner betonte ausdrücklich, daß die Ab¬ sichten des Rates nicht darauf hinaus¬ gehen dürften, dem Lichtspielgewerbe eine Konkurrenz zu schaffen, man wolle und müsse mit den Kinotheatern zusam men arbeiten, eine Absicht, die wir ganz besonders unterstreichen, denn der an und für sich begrüßenswerte Gedanke des Rates steht und fällt mit der Unter¬ stützung durch die Filmindustrie und ihrer Presse. Im Anschluß auf den kur¬ zen Einleitungsvortrag lief ein Kul urfilm des Münchener Leofilmverleihs, der sich „Lava“ betitelt und eine Stunde aufrich¬ tiger Genusses bereitete Er bringt Bil¬ der aus Neapel und den umliegenden klei¬ neren und größeren Orten, zeigt das Wiedererstehen der alten Römerstädte Herculanum und Pompeji. Wir beobach¬ teten den Ätna und den Vesuv in Ruhe und in Tätigkeit und sehen dampfende, zähflüssige und glühheiße Lavamassen sich die Bergabhänge hinabwälzen, alles Leben meilenweit vernichtend. Interessant sind prachtvoll beobachtete und gut photogra- C hierte Bilder vom Fang der Polypen. angusten und Thunfische. Die beab¬ sichtigte öffentliche Vorführung dieses Bildstreifens kann aufrichtig begrüßt werden. ♦ Neueröffnung in Meerane i. Sa. Das Städtchen Meerane hat in diesen Tagen ein neues Lichtspielhaus erhalten. Herr Paul Müller (Vereinigte Lichtspiele), der in Eilenburg, Plauen und Meerane Theater hat und erst kürzlich sein großes Kilenburger Lichtspielhaus neu eröffnete, hat sein bisher unter dem Namen Welt- Theater bestehendes Lichtspieltheater be¬ deutend ausbauen lassen und übergab es vor wenigen Tagen in vollkommen neuer Gestalt der Öffentlichkeit Die Wandlung ist in mehr als einer Hinsicht bemerkens¬ wert, denn das Palast-Theater ist in seiner jetzigen Gestalt vielen Gr ißstadt- theatem gleichzustellen Die Scitcnwande des etwas langen Theaterraumes sind zweckmäßigerweise in einzelne grün und braun gehaltene Felder eingeteilt, die an die gewölbte Decke, deren Hauptfarbe Rot ist, grenzen. Die Decke selbst hat nicht in der ganzen Fläche gleiche Höhe. Da¬ durch wrirkt der Raum nicht zu lang und hallenartig. Der Ausbau nach oben ist sehr gut gelungen. Dort, wo sich jetzt der Rang befindet, war früher die Decke. Sie ist durchgebrochen und höher gezogen worden. Ober die Decke und den vor¬ deren, der Bühne naheliegenden Teil des Theaterraumes laufen zahllose kleine Lämpchen, deren Reihen durch größere, sehr hübsche Lampcnkürper aus mattem Glas ihren Abschluß finden, ln der Mitte des Raumes und kurz vor der Bühne sind außerdem einige Kränze mit größeren Lampen angebracht. Die Logen Verkleidun¬ gen sind dunkel gehalten. Auch die Vor¬ räume des Theaters, das nunmehr 600 Plätze faßt, sind vollkommen umgcsUltet und vor allem neu ausgemalt worden. Aus Anlaß der Fertigstellung des Palast- Theaters hatte Herr Direktor Müller zu einer Vorstellung vor geladenen G isten eingeladen, der die Vertreter der mittel¬ deutschen Fachwelt und die Behörden der Stadt Meerane sehr zahlreich Folge ge¬ leistet hatten. Musikalischen Darbietun¬ gen folgte die Begirüßu.igs.insprach-* von Ober reg-Rat Dr. Weiß. Dann kam der Film zu seinem Recht Einem kleinen Naturfilm ..Die Sächsische Schweiz“ folgte der Metro-Film der PSoebus .Die weiße Schwester der sich auch hier als idealer Eröffnungsfilm erwies. Die ersten Vor¬ stellungen dürfen als ein erfreuliches Zeichen für eine weiter: günstige Entwick¬ lung des Unternehmens gelten. W'ir ent bieten unsere Glückwünsche auch auf diesem Wege. * Ein russisches Lustspiel. Unser Moskauer G-Korrespondent teil* uns mit: Die russische Produktion „Ruß die den .Kaleshskij Registrator" berg stellt hat. brachte jetzt ein großes Lust spiel „Der Schneider von Torshok" her¬ aus, das ebenfalls lür den Export bv stimmt ist. Es handelt sich um einen sehr ümüsinten Film, der jedoch den gute Durchschnitt nicht überragt. Im Ausland wird er dadurch Interesse erregen, da?> er sehr gut das russische Milieu charakU risiert. Einige Szenen, die rein Sowjet propagandistisch aufgezogen sind, wird man allerdings streichen müssen, wen man den Film im Ajslande unterbringe will. Der Träger der Hauptrolle ist De* kun vom Akademischen Theater. ?iner de besten Künstler Rußlands, er wu^d sie zweifellos auch im Auslande mit diesem Film durchsetzen und einen Anhängerkrci- gewinnen. * Buhnenschau in Dresdner Kinos. ln Dresden hatte man bisher wen>g gute Erfahrungen mit der Bühnenschan im Lichtspieltheater gemacht, wenn man das Auftreten einzelner Filmgrößennicht als Bühnenschau betrachten will. Neuer dings haben die Alhambra-Lichtspi«^ die Bühnenschau wieder in ihr Pr ü ‘ gramm aufgenommen, und zwar **»* viel Geschick und Glück, so daß dieses Theater unter der neuen Leitung ** m Herrn Direktor Krüger einen erfreuli¬ chen Aufschwung zu nehmen beginnt Auch die Lichtspiele Freiberger Platz, die nach ihrem Umbau sich vorzüghc” für solche Bühnenschauen eignen, wer¬ den demnächst damit auf den Plan treb? n