We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.
Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.
\ummer 990 Rmcmotograp!) Seite 9 Dramaturgie aum eine zweite Saison der letzten Geschäftsjahre hat der Kinematographie soviel Enttäuschung gebracht wie diese, in deren Mitte wir stehen Filme, auf die mit Sicherheit gerechret wurde, erwiesen sich als Nieten und verschwanden klanglos vom Spielplan. Und dabei han¬ delte es sich durchaus nicht um Arbeiten, auf die der aktuelle Name Kontingentproduktion paßt, sondern nicht selten um jene Werke, die in mühseliger, monatelanger Arbeit mit den größten Mitteln hergesteüt wurden Doch der Zuschauer, der in seiner Vielheit für den Erfolg aus «chlaggebend ist. kommt vor solchen Werken nicht von der Empfindung los. es werde ihm ein großer Star als kostbare Bonbonniere in technisch einwandfreier, dem Material nach über¬ aus kostspieliger, von der Kegle mit Sorgfalt ziselier¬ ter Fassung überreicht. Aber zufällig hatte man vergessen, diese Atrappe zu füllen, und so blieb sie ein Kaltes Prunkstück, dessen Bedeutung unzwei¬ felhaft war. mit dem aber allein der Fachmann etwas <nfangen kennte. Kurz — die Filme die¬ ser Saison versagten viel¬ fach deshalb, weil die Ma¬ nuskripte einfältig und den Vnsprüchen der heutigen Pa rkettbesucher mehl an¬ gemessen waren Dieser V »*rwurf giit nicht nur der deutschen Dramaturgie — uie Einschränkung, daß wir vin paar bewährte Szena¬ risten haben, muß natür¬ lich gemacht werden —, andern in viel höherem Maße den amerikanischen Drehbuchautoren. Diese Saison hat ganz deutlich gezeigt, daß der amerikanische I ^«rchschnittsfilm eine vollkommen überwundene Angelegen¬ heit ist. Für denjenigen Angehörigen der Filmindustrie, der Mch reichlich mit dieser Ware eindeckte, ist die Wandlung des Publikurosgeschmackes bedauerlich. Aber die Tat¬ sache verkennen, hieße dem Theatergeschäft, das schon * ute unter allerlei Belastungen seufzt, einen schweren t<>ß versetzen. Man muß dabei leider die Tatsache fest- 1 en. daß der durch minderwertige amerikanische Ware ' rärgertc Zuschauer in einzelnen Fällen sogar die ameri¬ kanische Spitzenproduktion für die billigen Erzeugnisse intgelten läßt. Anders wäre es nicht möglich, daß ein m j' 011 ^ en außerordentlichen Qualitäten des ..Schwar- ‘‘ -ngels nicht jenen Erfolg fand wie die ..Weiße c wester , deren Gegenstück er ist. Dabei ist dieser 1 m «in Musterbeispiel neuzeitlicher Drehbuchtechnik. Es lnegt im Wesen des Films, daß er den Star, dessen ame eitle Lockung für den Zuschauer bedeuten soll, mehr V Eeraushebt. obgleich die letztere immer mehr n ® V ,rt «osentum übergeht. Aber die Bühne sieht noch St^ iT S * e ^^iirch Untergang weiht; dir r tus des Sprechtheaters ist einer jener Gründe, aus • nen kühnen vor dem Ruin stehen, der zweite Grund **• ß sie den Geist unserer Zeit nicht erfassen, dem von morgen Probleme, wie sie m den landläufigen, meist importierten Theaterstücken aufgerollt werden, läppisch, zum mindesten aber überholt erscheinen. Der Film ist augenblicklich in derselben Sackgasse stecken geblieben Er hat sich freilich schneller als die Bühne vom Star¬ kultus befreit, obgleich ihm dieser angemessener wäre Der Starfilm ist heute tot — wenigstens in Deutschi tnd Wer ganz aufrichtig an die Prüfung der Frage geht, wel¬ cher Star denn nun wirklich bei uns populär ist. den man. selbst wenn man ihn ablehnt, jedenfalls in den verschie¬ densten Gesellschaftsschichten kennt, der wird nicht mehr als zwei Stars nennen kön¬ nen — einen männlichen und einen weibbchen. denen der Zufall die glei¬ chen Initialen verlieh. Von allen amerikanischen Schauspielern ist schlie߬ lich nicht einer bei uns populär abe au.« keinem anderen Grunde-, weil bis¬ her keiner in de richtigen Weise einge führt wurde In Amerika werden die Namen der Stars mit Hilfe einer großzügigen Reklame dem Zuschauer immer wie¬ der ins Gedächtnis geru¬ fen. Solche Mittel stehen der deutscher Filmindu strie heute n cht zu Ge¬ bote. Dishalb war es sehr klug nicht mii untaug¬ lichen Mitte ln zu ver¬ suchen. den Starfilm wie¬ der in Deutschland popu¬ lär zu machen, sondern von ihm abzuschwenken So hat Ellen Richter, die sich noch kürzlich einen Film dieser Art schreiben ließ, mit dem Manuskript der „Tollen Herzogin“, das in die Bahnen des Manuskriptes von morgen einlenkt und dem Starsystem den Rücken kehrt, den stärksten Erfolg, der ein nachhaltiges inter¬ nationales Echo haben wird. Die Abwendung vom teuren und einseitigen Starfilm zum Publikumsfilm einer so be¬ liebten Schauspielerin, die freilich mit großer Klugheit die Forderungen des Tages vorausahnt, ist eine erfreuliche Er¬ scheinung Denn es ist ein ästhetischer Irrtum, der Kunst¬ film könne nicht auf diese Art hergestellt werden. ln der Literatur nennt man gern jene Autoren Künstler, denen sehr wenig einfällt und die mangelnde Erfindungs¬ kraft durch Artistik zu verbergen suchen. Man spricht von Werken, die die große Menge langweilen, daß sie literarisch seien. Nun liegt es im Wesen eines Buches, daß es nur verhältnismäßig wenig Leuten zu gefallen braucht, um trotzdem eine Ware zu sein, die ihren Han¬ delswert hat und sich, wenn auch zu niedrigem Prozent¬ satz, verzinst. Der Film, der ja, wie alles auf dieser Welt, eine Ware ist. muß als Massenartikel zu vielen tausend Menschen sprechen — wenn er ein wirkliches Geschäft sein soll, zu Millionen. Diese Grundforderung kann Keine wie immer geartete Dramaturgie außer acht lassen. Ver¬ stößt sie dagegen, so muß der Versuch mit einem Mi߬ erfolg enden. ALICE TERRY und RAMON NOVARRO !•** Metra Unter der Sonne der Sndwe'* | Vcrl«»h