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Seite 20 Nummer 991 I)EH MANN OHNE SCHLAF M U T M () N T V ! er Untertitel dieses lustspielmäßig gehaltenen Filmes ..Aus ! ) dem Leben eines Schlafwagenkontrolleurs“ erweckt Erinne¬ rungen an den berühmten französischen Schwank, in dem Richard Alexander in Unterhosen das überwältigend komische Wackeln seiner Hüften zeigte. So er ganze Titel des Films heult: „Nur Mut, Monty. es wird schon schief gehen!“ Die Herren Manuskriptschreiber, die dem famosen Monty Banks Filme anmes^en, strengen sich |a nicht allzusehr an, neue Stoffe für ihn zu finden. Sie be¬ gnügen sich. Erprobtes und Be- frivol französisch geht es in dem Terrafilm nicht zu. Wenn der Kontrolleur auch mehrere Brau¬ lens hat, so ist sein D-Zug nicht von ienem Tempo beschwingt, mit dem Alexander die Frivoli¬ täten über die Bretter seines Re¬ sidenztheaters rasen ließ. Carl Böse ist auch kein Lubitsch, der ein graziöses Spiel um den Schlafwagenkontrolleur arran¬ giert hätte, sondern er strebte einem mittleren Spielfilm zu, den er mit hübschen Einfällen ver¬ sah 'ind der hinter seinen bis¬ herigen Filmerfolgen nicht zu- rückb’eiben wird. Der Schlafwagenkontrolleur, der auf den symbolischen Namen Franz Pullmann hört, besitzt in Berlin eine Braut, die Modistin Trude. Aber er hält es auch mit der Kellnerin Mizzi in München, ein Umstand, der dem Zuschauer im ersten Augenblick ein leuch¬ tet, wenn er die beiden Frauen vergleicht. Doch auch Mizzi ist nicht die Erwählte seines Her¬ zens, sondern die Gräfin Isa- bella Sednitz, für die er freilich nur die Laune einer langweili¬ gen Stunde bedeutet, so daß er zum Schluß reumütig zu seiner Trude zurückkehrt, nachdem er zuvor auf etwas sehr romanti¬ schem Wege zu Geld gekom¬ men ist. Um dieses Gerüst der Fabel ranken sich allerlei heitere und erheiternde Begebenheiten, von denen einzelne auf das Konto HARRY LIEDTKE /W /.m all ..Der Mann ohne Schlaf“ währtes in etwas veränderter Gestalt wiederzubringen und bauen im übrigen auf die Ko¬ mik Montys und die Einfälle seines Regisseurs und seiner Gagmen. Auf der Rundreise durch die verschiedenen Sport¬ arten ist Monty nun beim Mo¬ torboot angelangt. Wie er in „Achtung Kurve!“ Rennfahrer wider Willen im Auto war, so ist er es diesmal im Motorboot, in dem er, obwohl er ahnungs¬ los ist wie eine Kaulquappe, ein Rennen gewinnen soll und es natürlich mit Glanz gewinnt Aber, wenn auch die Sache an sich nicht neu ist. wie diese' Motorbootrennen gemacht ist welch ergötzliche Zwischenfälle sich dabei ergeben, das kam man nicht schildern, das mul* man sehen. Das Kennen hat mitreißendes Tempo und ist technisch raffiniert gemacht Monty Banks ist köstlich in den Nöten, in die ’hn das mit einer Geschwindigkeit von über 2<» ) Kilometer hinsausende Renn¬ boot bringt. Mehr als bei diesem „Monty“ kann in einem Film nicht gelacht werden. Herr Roellinghoff, der die Titel ge¬ macht hat, ließ außer acht, dali Film und Witzblatt verschie¬ dene Anforderungen stellen. Dann müßte er sich ein»*« Dutzend Worte „rilmenglisch beibiegen, denn er übersetzt Lighthouse mit „Lichthaus“ an¬ statt mit „Leuchtturm“. des Manuskriptes (Max Glaß), andere auf das der Regie und die meisten auf das der Dar¬ stellung kommen. Das Milieu ist für den Film neu und wird schon deshalb beim Publikum der Provinz denselben Anklang finden wie bei den Premierenbesuchern des Kurfürstendamms. Das drollige Stück, das durch ein paar Schnitte rascheres Tempo erhalten würde, wird bald zu den erfolgreichsten deut¬ schen Filmen dieser Saison gehören, was um so erfreulicher stimmen dürfte, als hier eine geschmackvolle Arbeit vorliegt, die bewußt auf Publikumswirkung zugeschnitten ist, ohne des¬ halb ins Vulgäre zu entgleisen. Die Darstellung bemüht sich mit der Regie, den Ton des wirkungsvollen Lustspiels zu treffen. Zwar kam Harry Liedtke, der Kontrolleur, in keiner Szene über das festgewachsene Lächeln hinaus, und sein Schmollmündchen war stellenweise unerträglich, aber Maly Delschaft, dieses große Talent, dem man endlich das richtige Manuskript schreiben sollte, Fritz Kampers und Hanni Weiße wußten zu amüsieren. Hanni Weiße ist zwar keine Gräfin, aber eine routinierte Schau¬ spielerin, die aus jeder Rolle Effekte hervorzaubert. Die Photographie Alfred Hansens zeigte die alte Meister¬ schaft dieses unter Lubitsch großgewordenen Operateurs. in der gleichen Vorführung sah man den Amerikaner „Das Mädel aus dem Tanzlokal“ Ls ist die Geschichte von dem jungen Mann, der aus Lie^e * u einer Frau zum Fälscher wird und ins Gefängnis kommt. f*"!' lassen, kann er nicht zurückfinden in bürgerliche Einordnung, bis ein Mädchen, eine „Gefallene“, sich seiner annimmt. ihn» innerlich Hall und Stütze wird und in ihrer Liebe zu uen> Manne lang verschüttete Wege zu ihrem besseren Selbst find*!* Das ist von Verfasser und Regisseur ohne falsches Pathos und ohne verlogene Sentimentalität sehr eindringlich gest dt* 1 Mae Bush, die das Mädchen spielt, hat Gestaltungskraft »h«n das gewöhnliche Filmmaß hinaus. Immer ist sie menschl»* und echt und dadurch von stärkster Wirkungskraft. Dieser Film ist ein „Sittenfilm**, aber ohne den üblen B* 1 klang, den diese Art von Filmen bei uns in manchen ! a 11 durch die allzuheftige Spekulation einzelner Produzenten langt hat. Hier ist das Milieu nicht üble Theaterei, i 011 ***^ seine Luft wird wirklich spürbar. Ein sauberer, mit * r115 ; c Wollen gemachter Film, der durch seine Klarheit in Auf***® und Darstellung stark fesselt. Sowohl „Mut Monty“, •• \ Mädel aus dem Tanzlokal“ werden auch draußen im K e,c ihren Platz als gute Repertoirefilme ausfüllen.