Der Kinematograph (March 1926)

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Seite 16 Rmcmatogropft Nummer W7 BUCDKB S<;ilKI.I.KNBEB(i Fabrikat und Verleih : Ula Regie : Karl Grüne Hauptrollen; Conradt Yeidt, l.tl Dagovcr Länge: 2384 m (7 Akte) Uraufführung: Ufa-Palast am Zoo. .i i x <; i: s b 1.1 r ibrikat und Verleih: Tc-rra-Film A.-G. 4egie: Manfred Noa Hauptrollen : Lya de Putti, W. Siez »k 2179 Meter (6 Akte) Uraufführung: U. T. Kurfürstendamm (.KHKIMMS DKM SKKUl Fabrikat und Verleih Ufa (Kulturabtctl.) Regie: G. W. Pabst Hauptrollen : Ruth Weyher, WcrnerKrauU Länge: 2214 m Uraufführung Gloria Palast. aü dem Film die Herkunft eines Stoffes gleichgültig, dessen Urgestal- tung niemals mehr als andeutendes Material sein kann, bewiesen die „Brü¬ der Schellenberg“, deren Manuskript Willy Haas nach einem Roman aus der noblen Kolportage schrieb. Er läßt kaum mehr als die Umrisse der Handlung übrig, drängt versprengte Ge¬ schehnisse zur einheit¬ lichen Begebenheit, kon¬ träre Figuren zu einer n den tungen Menschen, in denen sich die ersten Ahnungen der Liebe regen, die für sie noch den lichten Glanz der Morgenröte trägt, geht der Film gen v trüber. Denn hier gibt es weder die Sentimentalität der Kindheit, noch die ' ragik des Altets. Die Dinge tragen ihr eigenes Gesicht, den herben Duft der sychoanalyse — Professor Freud, Be¬ griffe. Namen, die heute in der Luft herumschwirren, die iedcn Menschen, nicht nur cen sogenannten ,,Gebildeten“ interessieren, interessieren müssen. Liren Film darüber, einen Film über Dinge, die so im Seelischen liegen gerne zuge¬ standen, die Skepsis bei der Ankündi¬ gung dieses Films war groli, groll und freudig daher die Enttäuschung, die man beim Erleben Gestalt zusammen. Er hebt die Erscheinungen vom Hintergründe unse¬ rer Zeit ab, den Grüne in das Kaleidoskop seiner Bildfolge prellt. Die Ge¬ schichte der ungleichen Brüder wurde schon im Pentateuch geschrieben. Aber das Kain-Abel- Motiv ist ein stets wirk¬ samer Stoff, dem Kino nicht fremd, von dem man nunmehr die Ge¬ schichte der beiden be¬ freundeten Brüder er¬ wartet. Bis Grüne, der sein großes Herz gern an die Nächstenliebe verschenkt, etwa „Le petit chose“ verfilmt, müssen wir die „Brüder Schedenberg" hinnehmen. Grüne hat. um es vorweg zu nehmen, einen Film geschaffen, der CONRAO VEIDT PhntUf* ii< der Doppelrolle „Die Bruder Schdlcnberg** bei allen seelischen Feinheiten ein Reißer Frühe und eine Keuschheit, für die Durch- nes. der dieses Films konstatieren durfte. Man darf stolz darauf sein, daß es ein deutscher Film ist, der dazu hilft „auf neiter Bahn den Äther zu durchdringen — Eir. Manuskript, da* dieser, für die Sichtbar machung so überaus diffi¬ zilen Stoff ganz ausge¬ zeichnet verarbeitet Kein theoretisches G»- tiftle, das auch im Für eben Theorie bleibt, sor dem Aufzeichnung ui Aufspürung der He« nungen und Verdr. gungen an Hand eir * - Krankheitsbildes. Au*; zeichnet die Traumhard- lung. in der die Vorga < in des Menschen Swte über die Schwelle Unterbew ußtseins treten. Die Schilderung des v < n * den fast unwiderstehli ’ cn ist. Grüne bringt Spannung, Aowechs- lung, sogar Effekte, die hart ir.s Parkett geschleudert werden, i nd ist in der näch¬ sten Sekunde wiede* der unvergleich¬ liche Seelenkünder, den wir in der „Straße" bewunderten. Sein Experiment, die beiden Brüder von einem Darsteller spielen zu lassen, erscheint mir mißglückt. Dieser photo¬ graphische Trick wird immer nur dort angebracht sein, wo der Humor das Feld behauptet. Tragische Szenen erfordern eine Detailzerlegung, zu der sich ein unter Zahlenkommando arbeitender Schauspieler nicht zwingen kann. Auch ist Conrad Veidt beidemal fehl am Platze. Industriekönige sind niemals zynische Lebemänner mit durchaus nicht gut¬ sitzendem Frack, Volksbeglücker niemals provinziale Oberlehrer. Steinrück und Krauß hätten das Brüderpaar unvergleich¬ lich gespielt. Liane Haid dagegen war seit den „Schlagenden Wettern" nicht so frisch, so ungekünstelt, so sehr mit dem Partner verbunden. Dieser Grüne kann eben doch etwas. Freilich vermag er nicht die Starre der schönen Dagover mit Glut zu durchhauchen, weil diese Frau eben nicht dionysisch durch das Bild taumeln kann. *chnittsschauspieler gewöhnlich zu er¬ fahren sind. Max Glaß legt mit dem „Jungen Blut" das beste Manuskript seiner Filmlaufbahn vor. Er schreibt schlicht die Geschichte eines Primaners, der sich in eine Schau¬ spielerin verliebt, in ihr das Glück seines Lehens zu finden hofft (wie iran sich das Leben in seinem Alter vorstellt) und tra¬ gisch endet, weil er erfahren mußte, daß er für sie nichts als ein Spielzeug war. Für die Schauspielerin konnte keine andere geeigneter als die Putti sein. Die Rolle ist ihr auf den Leib geschrieben, und wo sie sich als Vampir entfesseln kann, bricht ihr Talent durch. Als Gymnasiast zwingt sich Walter Sie- zak zu einer reifen Leistung Er ist ia gewiß auch schon ein paar Jahre älter als ein Primaner, aber es lebt nicht nur eine Jugendlichkeit in ihm. die sein Ge¬ sicht jünger erscheinen läßt, sondern er ist auch in der Tapngkeit seiner Ge¬ bärde. in der Unbefangenheit seines Lachens so frisch, wie kaum ein anderer. F-rgreifend, wie er dann den Übergang zum Schmerz findet und sich willenlos dem Sturm seiner Gefühle überläßt. Manfred Noas Regie traf mit Diskre¬ tion den Stil des Kammerspiels. Drang fühlt, seine Frau zu ermorden packend und fesselnd wie der *‘ n ' nendste Spielfilm. Ein Ruhme >att deutscher Kineir.alugraphte ist die graphie der Traun.handl-ing durch Uuid’ Seeher, Curt Ocrtel und Robert Trickaufnahmen die wohl an der Spit** des Besten stehen, was auf dient - ^ e ' niete geleistet werden kann. Werner Krauß als der Mann urchtbaren Traumes ganz wunder' 1 ’. Er hat die Gabe, die Hemmurger ias Unterbewußtsein geradezu eu machen. Hier kann nicht n ehr ^ede von Schauspielerei sein, k ,er * [eniale Ausdeutung menschlichen tens und Fühlens. ^ ff ln weitem Abstand ist der guDß* *awel Pawlews zu nennen. . Die Bauten Ernc» Metzncrs der £*** irt des Films feinfühlig angepaßt Colin Ross und Hans Neumj* nf ^ Verfasser des Manuskriptes. ^ [isseur G. W. Pabst und d;e tsseur L». W. rabst und leid¬ enschaftlichen Berater Dr. ^ I#vi aix.» ^ - |||t am und Dr. Flanns Sachs ha i ernster Zusammenarbeit ein ^ «schaffen, dem jeder — l * egen Freud — Interesse en ringen muß.