Der Kinematograph (August 1926)

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Seite 14 Rincmntogroph Numm. 016 und Natalie Kowanko, wie ja der nächst ihnen im Auslande populärste „französische“ Star der kle'ne Nicolai Kolin ist. Die Amerikaner sind darin weniger ängstlich; auch ihre Stars sind durchaus nicht alle Made in U. S. A. Die Franzosen oder doch wenigstens gewisse Kreise, die vom Chauvinismus nicht loskommen, halten ein Haar darin gefunden. Sie sind namentlich empört, daß de- französischste aller Stoffe, das Lehen Napoleons, von At-zl Gance mit inter¬ nationalen Kräften besetzt wird. In Paris werden Proteste niemals lärmend und bramarbasierend, sondern ironisch als Chanson »der neuerdings als Revuesi.cne gebracht. Auf den Napoleonfilm, den man sich in Deutschland vor zwei Jahren nicht ohne das Geld veftt Hugo Stinnes denken konnte, hat es die Revue im Theätre Marigny abgesehen. Sascha Guitry, der geist¬ reiche Komödienschreiber, dessen Werke bereits mehr¬ fach verfilmt wurden |den Warnerfilm „Debureau" mit Monte Blue in der Hauptrolle werden wir ver¬ mutlich im Winter in Ber¬ lin zu sehen bekommen. Die Red.). Direktor d-»s Theaters Marigny. hat den Napoleonfilm recht witzig Zerzaust. Er bringt als Re¬ vuebild eine Aufnahme¬ szene. bei der der Regisseur seinen Schauspielern die napoleonische Haltung bei¬ bringt. Aber es gelingt ihm nicht; denn Napoleon ist ein Amerikaner, der nur Englisch, Josephine eine Italienerin, die nur Italie¬ nisch spricht — und um die beiden drehen sich Russen, Schweden, Rumänen bis auf Wellington, der von einem Franzosen darge¬ stellt wird. Der Film Gui- trys wird übrigens aus Geldmangel nicht vier, son¬ dern nur zwei Teile umfassen, was vermutlich zu einer Konzentration der Vorgänge und zu einem größeren Er¬ folge führt; denn vierteilige Filme sind bei der größten Heldenvcrehrung nicht mehr Mode. In den Kreisen der Historiker hat die Tatsache, daß der in Paris sehr populäre Conrad Veidt den Marquis de Sade spielt, Aufsehen und Nachdenklichkeit erregt. Daß dieser berüchtigte Lebemann des 18. Jahrhunderts in Napoleons Leben als Pamphletist überhaupt eine und noch dazu winzige Rolle spielt, brauchen nur Spezialforscher zu wissen. Was er also im Film soll, ist nicht recht ein- z..sehen, aber Herr Abel Gance, dessen Arbeiten bisher allerlei Respekt abnötigten, wird es ja wohl wissen. Eingeweihte Kreise wollen wissen, daß der Napoleonfilm bis zum „Congreß“. der nun wirklich nicht länger ver¬ schoben werden soll, fertiggestellt werden wird, um die große Überraschung zu bedeuten. Vermutlich ist dies nur eines der vielen Gerüchte, die den Kongreß umschwirren und der. wie alle Kongresse der letzten Jahre, nicht jene Fragen lösen wird, deren Erledigung das Programm ver¬ sprochen hatte. Wer die französische Filmindustrie aufmerksam verfolgt, erkennt seit einiger Zeit, daß sie auf dem richtigen Lege ist, ihre alte Stellung zurückzuerobern und daß d 7.ci; nicht fern ist, da man französischen Filmen wied r im Programm der europäischen Lichtspielbühnen be -nen wird. Es wird dies durch publikumssichere Spielfi; schehen, wie sic sich schon heute in Vorbereitung he; iden. Die französische Filmfabrikation hat sich besonnt daß es ein paar französische Romane des 19. Jahrhunder' gibt, die sich dank ihrer Spannung und Erzähiungskun- noch heute internationaler Beliebtheit erfreuen. Die „G tim- nissc von Paris" des keineswegs literarischen Gust.i See werden noch heute in aller Sprachen der Zivilisat i ge¬ lesen- Sie sind wen zivi¬ lisiert, ko'portageh. auf¬ geputzt, aber eben ' *halb von ' stärkster NX Kung. „Les mysteres de '’aris'' sind schon ein | rmai dem Film zum Op r ge¬ fallen, aber sie ' rdeii jetzt wieder in d Bild¬ sprache eines m rnen Drehhuchcs gebrai wer¬ den mit der rafi erteil Lichttechnik von 1‘ > ph"- tographiert, womit ereib gesagt ist, daß die Film einen großen intcri •:i.na- len Eriolg erziele muß Die französische I ustrie liebt die Reprise; uhcr- haupt. Sie stellte . t men mit der Raquel Me der her und erreich aamit sensationelle Erfo' h° übrigen — was ' n ' 1 Fräulein Meller 1 A ’ sie nach New Y k ab - reiste, erzählte sh ede» daß sie einen mein hrige” Vertrag mit Famen- lavers in der Tasche hai B* s schien glaubhaft; - nn Ra¬ quel Meller ist > ie der wenigen Persönl ;; keilen des europäischen I mes Inzwischen kam ah« die Nachricht aus Amerika- daß sie von Charli«. Chapü* für seine Sternberg-Produktion engagiert sei. A er v * f ' wundern muß doch die Tatsache, daß sich Raqu- Melk f augenblicklich wieder auf dem Wege nach Europa hndc Die wahren Kenner des amerikanischen Filmes bi aupfe’ 1 daß sie für die Amerikaproduktion bereits zu Jl sfl ; denn die allerneuesten Stars der „Hauptstadt dis I i,nies sind noch nicht einmal zwanzig Jahre alt. Und da* ha** Raquel Meller, die an Talent sogar Pola Negri i i’ r,r '* t doch nicht mehr von sich behaupten . . . Die französische Filmindustrie krankt auch bis zu *j®f* gewissen Grade daran, Jaß die Stars in den meisti Fal * nur Souvenirs sind. Wer die Gefügtheit des Pa«* 1 1 heaterlebens kennt, das auf die Filmindusti e ***** Schatten geworfen hat, wird nicht darüber erstaun* **' So ist denn auch, im Verlaufe der Reprisen, der Jude" nach dem gleichnamigen Hintertreppenrom w,f . geplant. Das Sensationsstück „La Glu“ (Der V"ii c ‘‘**®j von Richepin soll zum zweitenmal verfilmt werd» n. * vielleicht erinnert man sich in Deutschland noch_der er** von Düsseldorf aus vertriebenen Fassung, in der die «J _ so berühmte Polaire mit ihrer Zweiundvierzig Zent»* 1 * Taille die Hauptrolle darstellte.