Der Kinematograph (October 1926)

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Nummer 1026 fthmnotogta pft Seite 11 Von Robe ie Umwälzungen, welche sich seit einiger Zeit im ( stesleben der Völker vollziehen, sind in ihrer Wirkung nicht weniger radikal als Abschnitte geologischer tpcci n, nur daß sich im Geiste im Sturmschritt vollzieht, was I dem Erdball über lange Zeiträume verteilt wird. Das h nanistische Ideal ist zwar bereits von den Natur- wisscn--. hatten entthront worden, wird aber endgültig erst gestürzt werden durch Film und Sport, wobei freilich wenig*. ' der Humanis¬ mus. s seine schola¬ stische Auslegung zu leiden »ben wird. Die Anhänger des alten Systems können sich mit diesem Zustand natürlich nur sehr schwer >b finden, und sie er iren deshalb, daß 1:1m und Sport ungei«t. je Angelegen¬ heiten seien. Dieser Vorwu’ i ist einigerma¬ ßen albern, selbst wenn er ai- r berechtigt wäre, rußte die Ge- genfraj, erhoben wer¬ den. denn wirklich alle Dinge dazu da seien stige Angele- SenheiU i zu sein. Denn wir p! t.-en vor iauter Geist i nd übersehen ßahei. laß es noch andere Aufgaben zu erfüllen _;ibt, als geist- reicn zu sein. Aber eine Pole-nii- erübrigt sich, denn . - Siegeslauf Von Film und Sport ist mchl mehr aufzuhaltcn. C<abei sind beide nur *«hr äußerlich verbun¬ den. Beiden gemeinsam isl der Khvthmus des «fhnellc. Erlebens, das i*®P° von heute. Das l‘ f heater ;> seiner über- ,' f erten 1 'rm befindet sich aui dem Abstiege. Eine neue w& f ? dr ‘ l ‘ : ’ :, l' s chen Schaffens ist bisher nicht gefunden ^°rden und wird sich auch wohl kaum finden lassen, ^enn die Revue, die die Theater auch nicht retten kann. ^ nur eine prunkvolle Erneuerung ältester Ausstattungs- UC * e und kann sich kaum mit jenen Opern der begin¬ gt *" ^ eureil messen, die sie an Menschen und Deko- *1 ° n ^*bicktn bei weitem übertrafen. Nicht das Theater Xha*'** 11 W '* n * an hier da noc ^ hören kann, die Zu- . V** 1 wieder an sich und entfremdet sie dem Kino. , r " der Sport ist die einzige Konkurrenz, die der * lu drehten hat. Ifenh 1 " * Sl ' n se ' ner heutigen Form eine Angele- des Rekordes. Nicht angeregt will der Zuschauer D_* er< k n ' sondern aufgeregt. Bewegung, aber schnell- * r sich ' st a ffes- Für den Film gilt das kaum; nimmt deS Sporte * an, so ist seine Hauptaufgabe, die Be- ü, e 2u verlangsamen, denn den meisten Beifall finden S*®g , l1 u Penbilder, die die einzelnen Phasen der Bewe- c ® Auge in einem Tempo vorführen, bei dem dieses t R a m i n. den Vorgang kritisch erfassen kann. Es Hegt hier also der Fall vor, bei dem ein Aufklärungsfilm" eine durchaus begrüßenswerte Erscheinung ist. Die Begeisterung für den Sport hat heute Kreise und Altersstufen ergriffen, für die körperliche Bewegung in früheren Zeiten etwas Ungewohntes war. Die sportliche Bewegung ist noch dauernd im Wachsen, weil man sie geschickt mit gesundheitlichen Dingen zusammengebracht hat. Was liegt nun näher, als daß sich der Film, dem keine Er¬ scheinung um uns fremd zu bleiben braucht, zum Verkünder des neuen sportlichen Lebensideals machte, schon weil sei¬ nen Zuschauern damit gedient ist. Leider liegt der Fall ganz und gar anders. Der Film hat bisher noch nicht be- griffsr welchen Vorteil er aus der Benutzung sportlicher Popularität für seine Zwecke ziehen kann. Nun wird man ein- wenccn, daß die bedeu¬ tenden Sportereignisse in jzder Ausgabe der Wochenschau zu finden sind. Zugegeben, aber nicht immer ist die Art ihrer Wiedergabe ein¬ wandfrei, was sich zwarglos mit für Film¬ zwecke nicht immer ge¬ eigneter Aufnahmezeit und dergleichen erklä¬ ren läßt. Es gibt ja auch ganze Sportfilme, die. wie die Schilderung der Olympiade oder die Wege zu Kraft und Schönheit, abend- und kasscnfüllend gewesen sind. Aber nicht allen Sportfilmen ist dieses günstige Schicksal beschieden ge¬ wesen. Es hat verschiedene gegeben, die durchaus nicht schlecht waren, die aber trotzdem den Zuschauern nicht gefielen. Dagegen sind stets erfolgreich die Filme von Sensationsvorgängen aus der Sportswelt, die Boxkämpfe Samson-Körner — Breitensträter. Dempsey — Tunney und andere, die freilich nicht immer ein Geschäft sind, weil für die Aufnahme nicht selten Summen gefordert und gezahlt werden, die jede Rentabilität in Frage stellen. Und sehr seltsam ist ja. daß diese Filme nur ganz kurze Zeit hindurch interessieren, so lange nämlich, als der be¬ treffende Sportsmann in der Gunst der Menge steht. Hat er diese erst einmal verloren, dann isl es aus mit dem Geschäft. So sehr eine Rekordleistung in den Annalen der Sportgeschichte fortlebt, so wenig interessiert das Publikum eine sportliche Angelegenheit, die nicht mehr letzte Aktualität des Tages ist. Für alle Sachen, die „historisch" sind, besteht kein Verständnis mehr bei der großen Menge, die das treueste Filmpublikum dars-tellt — und bei dem heutigen Lebenstempo sind kaum vergangene Dinge bereits historisch geworden.