Der Kinematograph (December 1926)

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Nummer 1033 Seite 7 Von unserem K-Korrespondenten aus Hollywood. ra die große Sorge, den Streik der Atelierarbeiter, ist die Industrie noch glimpflich herumgekommen, alle k neren Sorgen bleiben weiterhin bestehen. Auf beiden Sc ten ist nachgegeben worden. Vom Achtstundentag ist kc ne Rede mehr, es bleibt bei der bisherigen Arbeitszeit vi'n zehn oder zwölf Stunden, doch werden nicht nur die ÜKntunden besser bezahlt, sondern auch die Löhne er- h< t. Die Atelierarbeiter hätten selbst das nicht erreicht, w. nn sich nicht die Union der Bauarbeiter ihrer an- gc immen, die Vermittlungen geführt und drohend auf die gefüllte Streikkasse hingewiesen hätte. Die Atelier- ar'eiter sind dadurch, europäisch gesprochen, gewerk- sc' iftlich organisiert. Trotzdem stehen sie sich im Ver- ha tnis schlechter als ihre Kollegen in Berlin, denn in dem sehr teueren Kalifornien bedeuten 60 Dollar die \* -che nicht eben viel. Von den kleineren Sorgen wäre der Krieg der Mrs. Ba^gs zu erwähnen. Diese Dame gehört in den Kreis jercr Propheten, die in Amerika nicht selten sind und dc-.en es gelungen ist, durch irgend welche vorgeblichen Grudenbeweise des Himmels eine religiöse Sekte um sich zu versammeln. Solchen Schwarmgeistern geht man in U. S. A. schnell auf den Leim, genug, Mrs. Bagys ist das- Oberhaupt einer in den Mittelstaaten recht zahlreichen G( ncinde. die gleich ihr der Meinung ist, daß cjje VC eit b" er wird von Tag zu Tag. An ihren Früchtchen sollt ihr sit erkennen, ruft Mrs. Baggs nach dem Evangelisten M häus — und diese Früchtchen sind die ka iomischen Badegirls. Die fromme Dame " de, schon weil ihr diese Stadt näher lie gewiß gern New York als neue« S m verdammt haben, aber leider gibt es i auf dem Gebiete der Prophetie die Vt ^ . ur, -igenehme Kon- ku-renz, und diese ist schneller ge¬ wesen und hat die Os küste mit dem Ba nfluch belegt, so daß für Mrs. Ba^gs nur Kalifor¬ nien übrig blieb. Weil die ameri¬ kanische Filmindu¬ strie eine so wun¬ derbare Entwick¬ lung hinter sich hat. ndrd in Deutschland übe i sehen, daß sie auch in ihrem eige¬ ner Lande Feinde '»sitzt. Durchaus nicht alle Amerika¬ ner sind Kino¬ freunde, namentlich nicht jener Rich¬ tung. die Wege zu Kraft und Schön¬ heit über die wenig bekleideten Girls *«cht. Mrs. Baggs a *nnt jene Mäd- c hen, die in den ty- P**ch amerikani- •chen Zweiaktern, ® en Comedies, zu sehen sind, Ge- Nun sind hilfinnen des Satans. Ohne sie ist aber kein Programm in Amerika denkbar, und so meiden die Anhänger der Prophetsn einstweilen die Kinos, schon weil sie über den Kritiker Sydney Waxman empört sind, der der Mrs. Baggs vorgehalten hattö, daß sie bei dem Teufel nicht mehr als Gehilfin, sondern nur noch als Großmutter in Frage käme . . . Angriffe aus den Lagern der verschiedenen Sekten schaden der Industrie als Gesamtheit nicht, höchstens den einzelnen Schauspielern: die kaufmännischen Köpfe sind natürlich sehr seriös und bleiben auch im Hintergrund. Dagegen beherrscht eine Sorge die Gemüter, die bedroh¬ lich anzuschwellen scheint, nämlich die Beobachtung der Tatsache, daß der amerikanische Film im Auslande nicht mehr so gefällt als noch vor einem Jahre. Die Ameri¬ kaner können sich das nicht erklären. Es ist ein Irrtum, wenn man in Deutschland die Ansicht verficht, den Amerikanern sei das ganz gleichgültig. Im Gegenteil sind sie. als vortreffliche Kaufleute, eifrig bemüht, nur markt¬ gängige Ware zu liefern. Aber s e unterliegen alle der amerikanischen Mentalität, und der Sieg des Ameri- kanertums beruht nun einmal aul c'cm Glauben, daß alles, was Amerika fabriziere, das Beste der Welt sei. Also auch im Falle Film. Will Hays war absolut von der Wahr¬ heit seiner Worte überzeugt, als er erklärte, nur in Hollywood sei die Filmkunst lebensfähig. Zu dieser Eigenschalt kommt noch die amerikanische Sucht, alles, was gut und teuer ist, aufzukaufen, zumal Geld im Augenblick reichlicher vorhanden ist. denn je. Das gilt nicht nur von Bildern, sondern auch von Patenten, von Menschen, vor. allem eben, was zu haben ist. letzter Zeit die europäischen Film¬ kräfte in Scharen eingewandert und haben versucht, sich so gut als mög¬ lich einzuleben. Hollywood, das haben noch alle erfahren, die dort zu arbeiten wünschten, ist der Boden für die geschmeidigen Talente. Man denkt in jeder Beziehung anders als .in Europa — und Emil Jannings war nicht g-nz im Unrecht a's er mit gewissem Mi߬ trauen herüber¬ kam und sich auch von den rauschen¬ den Empfängen nicht verblüffen ließ, obgleich er sich natürlich über den Reklamcwert der Aufzüge klar war. Er hat sich ziemlich schnell cingelebt, wobei ihm Gussi, die teuere Gattin, mehr als ein anderer Mensch half. Noch niemals ist eine Europäerin aus der Filmwelt so enthu¬ siastisch begrüßt worden. —- Dies lag nicht nur allein an der