Der Kinematograph (December 1926)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Seite 8 Numrt r 1033 vollendeten Beherrschung der englischen Sprache, mit der es bei den meisten Filmeuropäem zu hapern pflegt, son¬ dern an der vollendeter. Damenhaftigkeit der Gussi Jan- nins. Die sehr exklusiven Kreise der kalifornischen Ge¬ sellschaft haben sich der Familie Jannings sofort geöffnet. Besonders „charming" fanden es die Kalifornierinnen. daß Pincus, der Waldspecht, der übrigens in Hollywood „Seby" — also Sebastian heißt, die Reise mit der Herrschaft mitgemacH hat. Solche kleinen Sentimentali¬ täten wirken auf die Amerikaner sehr stark. Gussi hat — konnte es anders sein? — am Tage nach ihrer An¬ kunft bereits einen Eagagementsantrag bekommen, aber sie hat selbstverständlich abgelehnt. Wenn sich also Jannings in Hollywood nicht so fremd fühlt, als er dachte — die Landschaft erinnert ihn in mehr als einer Bezieh¬ ung an Süditalien, so gibt es doch einen Umstand, in den er sich schwer finden kann: das Essen. Mag der Bunga¬ low, den er nach kalifornischer Sitte möbliert mietete, noch so reizend, mag der Garten ent¬ zückend sein, mögen seine bei¬ den Mercedes¬ wagen sich auf den asphaltierten kalifornischen Landstraßen bes¬ ser denn |e be¬ währen, ameri- U.nnmC' kanisches Essen ist nun einmal nicht für einen europäischen Magen. Jannings empfand die Reise durch den Kontinent als Qual, und er erwartet sehnsüchtig die Ankunft seiner Berliner Köchin. In Beverly Hills, wo die deutsche Kolonie Filmameri¬ kas dicht beisammen wohnt, ißt man am besten bei Hans Kräly. der einen fabelhaften Koch gefunden hat. Ein<m Neger, der in einem französischen Konsulat Westindiens in die Kunst des Brillat-Savarin eingeweiht wurde. Kräly hat an jedem Donnerstag seinen „Deutschen Abend", allwo sich sämtliche Mitglieder der Kolonie zum Essen einfincen. Ais nun der Besuch von Jannings am ersten Donnerstag nach seinem Eintreffen in Los Angeles zu er¬ warten war, gab Kräly, der die Lieblingsspeise des großen Emil kannte, seinem Koch den Auftrag. Königsberger Klops als Hauptgericht fertigzustellen. Der Koch aber, dem getrüffelte Poularden. Tournedos ä la Rossini und andere Kostbarkeiten der französischen Küche näher lagen, als jene Klopse, mit denen bereits der große Phiiiosoph Kant von seinen Haushälterinnen erfreut wurde, zog Ratschläge bei der Köchin von Lubitsch. einer gebürtigen Böhmin. ein. Die Verständigung zwischen französischer und böhmischer Küche muß aber nicht ganz richtig vonstatten gegangen sein, denn jenes Ge¬ richt, das Hans Kräly in noch verdeckter Terrine stolz als Königsberger Klops ankündete, ist was ganz anderes, so etwas Ähnliches wie Kalbsfüße gewesen. Jannings. der sich nach verschiedenen Ablehnungen ihm vorgeschlagener Manuskripte für ein Sujet entschie¬ den hat. war sehr dafür, daß ihm Kräly, der ja heute der brühmteste und am höchsten bezahlte Drehbuchschreiber Hollywoods ist, das erste Amerikamanuskript schrieb. Aber Kräly ist für die United Arlists in Ansp> ch ,je- nommen. daß er sich keinen anderen Arbeiten idmen kann, und so wird sich Emil mit dem Drehbu 1 eines Amerikaners begnügen müssen. Etwas Abwechslung in den harten Arbeitstag vo- Holly¬ wood brachte in der deutschen Kolonie die Hoc! eit ton Paul Ludwrig Stein mit Frau Dr. Kuntze, einer Berliner Freundschaft des aufstrebenden Regisseurs. Die lochieit ging im Hause von Ernst Lubitsch vor sich, und amittes der Feierlichkeiten, an denen Jannings noch nicht teil- nehmen konnte, weil er noch in New York weilte, c dachte man bei der verschiedenen Trinksprüchen jener D zember tage von l t *22. da Ernst Lubitsch mit seiner Gattin und mit Heinz Blanke in Hollywood landete und allein in¬ mitten einer noch immer von der Kriegspsyc >se be¬ fallenen Bevölke¬ rung sta; i. Heute ist das dies an¬ ders £ worden Stein hat einen vortre liehen Fi’m beliefert, und an der Seite seiner G. ttin wird cs ihm nicht mehr so sch ver als bisher f- len. sich an H llywood. seine \bwrech« lungsin' keil und seine ntensive Arbeit > gewöh¬ nen. Blanke hat Auf. .be. all* Eur pa kom¬ mender Regis¬ seure ir die Ar- beitstechnik ton Hollyw. >d enun- weihen. So assistiert er jetzt dem Ungarn Michael Kertesz. der ebenfalls für Warner arbeitet und der aU die große Konkurrenz von Cecil B. de Mille ngesehen wird. Besonderes Aufsehen erregte sowohl in New York »•* auch in Hollywood der neue Rex-Ingram-Film The M a ' gicien". Ingram ist in Amerika eine ebenso nstrittenc Persönlichkeit als Murnau in Deutschland ede er¬ streben das Höchste, doch gelingt es ihnen stet- nur tci- weise. Wobei natürlich gesagt werden muß als genauer Kenner de- Broadway-Mentalität, c >' s,we ' das bessere Geschäft ist. Der „Zauberer" ist n J* 50 " ders wirrer, aber sehr raffiniert gemachter Film für den „Mann der Straße”. In Deutschland w er halb besonders interessieren, weil Paul Wegen, eine Hauptrollen — neben der Terry und Petro witsch — ' er körpert. „ Die Cordas v eilen nun auch unter kalÜornisctiem ^ mel. aber es scheint den beiden temperamentvollen L n f‘* das Verständnis für das vollkommen ander - >!** ■ Leben Amerikas zu mangeln. (Die beiden haben “ ihre übereilte Abreise aus Berlin Ursache zu '~’*' ruc , gegeben, wie sie bei Lya de Puttis Flucht Die Red.) Alexander, der einstweilen in Amerika nicht der Große ist, hat mit seiner Firma bereit' v ®j. ginn der Arbeit Krach gehabt Damit hat er die ^ kaner sehr verstimmt, denn dafür haben sie gar kein ständnis. Hoffentlich gelingt es ihm. sich besser * Affäre zu ziehen, als Dupont. der. ohne es ZU ti in eine schiefe Situation geraten ist. und dem. ^ heute aussieht, die Arbeit in Amerika einstwei en sperrt ist.