Der Kinematograph (December 1926)

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1033 Rincmaloqtnpfj Seite 23 Von unserem ständigen Mitarbeiter. In München ereignen sich manchmal Dinge, die man mit nem heiteren und einem nassen Auge registrieren muß. So geschah es denn, dal) beim Umbau der Kam¬ mer' eie in das Emelka-Theater auf behördliche Anord¬ nung.' licht nur der Bühnenraum völlig zugemauert wer¬ den mßte. sondern auch das Foyer mit Erfrischungs- raun Warum? Im „Dunkeltheater" — das ist der be- zeicl nde Münchener Behördenausdruck für Lichtspiel¬ hau - dürfen keine Räume existieren, in die sich das Publ um eventuell unkontrolliert zurückziehen könnte! Koni' entar überflüssig. A! ier Münchener Gloria-Palast des Herrn Pietsch rur ci Wochen mit dem nach Anzengruber gearbeite¬ ten \ ksfilm „Der Pfarrer von Kirchleld ‘ eröflnet wurde, sind ic i Herrn Pietsch prompt Proteste gegen dieses Bild eing. i fen, und zwar vom katholischen Jungtrauenver- t-in u:’d einigen verwandten Bünden. Das Geschäft hat aber runter nicht gelitten. Der Film konnte eine zweite Wocli ■ verlängert werden. Dii i.melka dreht unter Arthur Bergen „Die Nonne" mit I igene Robertson in der Hauptrolle. Diese Nonne hegir als Warenhausmädchen. Man wollte die Auf- nahn gern in einem Original-Warenhaus machen und wand sich an Tietz. Es erfolgte Ablehnung, weil die "an äuser an sich so stark angefeindet wären und weil Moral der Warenhausmädchen im Film meist m zvi lelhaftem Lichte erscheine. Das schädige den •'tan ue das Ansehen der Häuser. Auch der Einwand, daß < sich hier um ein durchaus edles Geschöpf handle. und i man sich andernfalls das Warenhaus im Atelier selbst 'üuen würde, verfing nicht. Man wollte wenig¬ en' icht die Hand geboten haben. So entstand das *ar aus Geiselgastcig mit allen Schikanen in strah- “wlsti in Licht. ★ Kon.merzienrat Kraus hat die Falschinformation, mit “ <>r ini Falle des Verbots des „Schwarzen Sonntag" amt¬ ier \ erleihbezirk erstreckt sich nicht bloß auf Elsaß Ü nd •• bringen, sondern auch auf Luxemburg und das f*argi ict. (Letzteres kommt allerdings für französische ‘•me ... eniger in Frage, da dieselben vertragsgemäß Weh i rutschland verliehen werden, doch werden über raßl, ra ziemlich viel amerikanische Filme für die ar iligl.) Die Leihpreise sind nicht einheitlich für " l! ?r jene Zone festgelegt, sic richten sich nach der “wfeutung des Kinos und dessen Kundschaft und sind Jungt-: Schwankungen je nach den besonderen Orts- ■ ercss vn unterworfen. Ansätze zu Trustbildungen HrhaiH der Thealerbesitzer. wie sie namentlich im •> erC ^- ß bestehen, haben bedingt, daß der Verleih- * neb ; - um Feilschgeschäft ward, wobei es auch vor- daß die Leihpreise sozusagen diktiert werden. r Mangel an Geschlossenheit bei den Verleihern hat Praxis nur begünstigt. , . ^'nobesitzer hingegen sind selbstverständlich ‘zieit. ganz abgesehen von der obenerwähnten Seren Interessengemeinschaft, wie sie zwischen be- # ” enc ^ ( ' rcn Direktoren besteht. Ursprünglich gab es “en ei ( nen Verband, der die Interessen der ar.geschlosse- Utl. ^ as s ' n ^ ß' c me ‘ sten ) Kinobesitzer Elsaß- nn ficns vertrat. Diese „Vereinigung der c'saß- licherseits die Presse bedach! wurde erfreulicherweise nicht auf sich sitzen lassen und durch die Pressestelle der Emelka erklären lassen, daß er das Bild nur auf ausdrück-' Iiches Verbot hin absetzte. In diesem Verbot lag außer¬ dem insofern eine Rücksichtslosigkeit, als man — gleich¬ gültig im Effekt, ob in böser Absicht oder aus bürokrati¬ scher Unzulänglichkeit — das Theater erst Hunderte von Mark für nutzlose Vorreklame wegwerfen ließ, trotzdem man längst wußte, daß der Film auch nach Bayern kom¬ men würde, und daß man ihn nicht zulassen wolle. S<> untergräbt man dem deutschen Filmwesen in wirtschaft¬ lich schwerster Zeit die Existenz. Frau Zach hatte im Capitol den „Kreuzzug des Wei¬ bes" angesetzt und bereits Vorreklame gemach*. Die Po¬ lizei verlangte, den Film vorher zu sehen. Das Ergebnis war diesmal nicht das in Bavern belieote Verbot, aber der dringende Kat. den Film „als gegen einen Paragra¬ phen des Strafgesetzbuches gerichtet" nicht jetzt wäh¬ rend der Wochen der Inneren Mission herauszubringen, ebensowenig in der Advents- und Fes'zeit. sondern erst nach dem 6. Januar im Fasching. Frau Zach, die mit der Polizei selbst auf Kosten ih'er Dispositionstreiheit gern in Frieden leben möchte, fügte sich dem Wunsche !m Interesse dei Sache aber liegt diese stillschweigende Fügsamkeit nicht. Kommerzienrat Schcer eröffnete das mit viel Ge- schmacK erneuerte alte Haus der Münchener Kammer¬ spiele als .-mclka-Thcater mit einer Ansprache an das Münchener Publikum. Er flocht daaei einige Sätze von prinzipieller Bedeutung ein, die über das lokale Er¬ eignis hinauszielten. Das war zunächst die Forderung erhöhten Schutzes der deutschen Produktion durch das verschärfte Koniingentsverhältnis 2:1. Sodann prokla¬ mierte er eir.e ziemlich scharf gehaltene Absage gegen den reinen Unterhaltungsfilm. An seine Stelle will er den volksbiidcnden und als künstlerisch wertvoll aner¬ kannten Film setzen. lothringischen Exploitants" hat s ch seit Juni dieses Jahres in der Weise gespalten, da3 die Lothringer (mit 1 bis 2 Ausnahmen) ihren eigenen Verband gründeten („Vereinigung der lothringischen Kinodirektoren"), um in aller Unabhängigkeit vom Elsaß die Sonderinteressen des Moseldepartements wahrzunehmen und eine Orien¬ tierung mehr .nach dem ehemals französischen Lothringen hin (Briey bis Nancy) herbeizuführen. Den äußeren Anlaß zur Trennung der Elsässer und Lothringer boten Mei¬ nungsverschiedenheiten in der Stellungnahme zum Autorenverband und dessen Gebührenforderungen. Darüber wird ein andermal zu sprechen sein. Die erwähnte Spaltung hat naturgemäß auch die Schwächung der Kinobesitzer nach außen hin im Ge¬ folge. In einer Zeit, da Paris eigens eine Unterstützungs¬ kasse zur Aufbringung der für den Kampf um die Macht¬ stellung des Kinobetriebs notwendigen Gelder gegründet hat, an die 1 aller Leihgebühren seitens des Theater¬ besitzers im ganzen Land abzuführen sind, ist gerade der engere Zusammenschluß aller Direktoren von Nutzen, und nicht eine Spaltung, die getrenntes Vorgehen erheischt. Vorläufig ist es aber mit der schönen Union in Elsaß- Lothringen vorbei, wenngleich die persönlichen Be¬ ziehungen der einzelnen Betriebe durchaus kollegial sind.