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Seite 14 Rfnetnoisgropfk Nummer 1037 rund der Künstler in dem Maßstabe weitergehl wie in der letzten Woche, so ist Hollywood das ausgestorbenste Nest am Neujahr. Die Geschäftsleute beklagen sich natürlich, daß die besten Kunden, anstatt bei ihnen, ihr Geld bei den New-Yorker Kaufleuten anlegen, denn, wie es sich denken läßt, lohnt es sich für die Stars nur, kostbare Weihnachts¬ geschenke zu erwerben. Syd Grauman. einer der einflußreichsten Theater¬ besitzer in den Vereinigten Staaten, hat nicht weit von seinem prächtigen Uraufführungsth:-ater. dem Ägyptischen Theater, ein neues gebaut, das voraussichtlich Mitte Januar 1927 seiner Voll¬ endung entgegengehen wird. Als erster Film in diesem Neubau, der in chi¬ nesischem Stil gehalten ist und das Chinesische Theater genannt ist, wird Cecil de Müles „König der Könige" auigeführt. Durch das große Bild „Die zehn Gebote" haben wir die Großzügigkeit de Milles schon kennengelernt, und soll dieser Film, der das Leben Jesu Christi behan¬ delt. die Zehn Gebote Großartigkeit noch in den Schatten stellen. Nach einer Arbeits- und Vorbe¬ reitungszeit von über acht Monaten schloß de Mille mit den Aufnahmen Mitte Dezember. Die „Apokalyptischen Reiter" werden trotz Pro¬ tests von Deutschland aus hier immer noch tapfer weiter^cspielt. Es ist dies als besonders geschmack¬ los zu bezeichnen, wenn man bedenkt, daß momen¬ tan in einem nicht weit davon abliegenden Kino ein Film gespielt wird, der so deutschfreundlich ist, daß die Musik „Deutsch¬ land über alles“ dazu spielt Es sei hierzu be¬ merkt, daß momentan deutschfreundliche Kriegs¬ bilder die große Mode sind und fas', jede Gesellschaft einen solchen produziert. Lei¬ der wird Deutschland immer noch so dargestellt, wie der Amerikaner es sich vorstellt oder etwa mit dem Auge eines amerikanischen Soldaten, der drei Monate in Koblenz oder sonstwo als Besatzungssoldat gedient hat. Daß der unsympathische Eindruck der Deutschen infolge der Kriegszeit und der kriegshetzerischen Mache — selbst bei aller Sympathie der Nationen von heute — noch nicht ganz verschwunden ist, zeigen die bisher in dieser Rich¬ tung gezeigten Fabrikate. Deutschland und das Kriegs¬ leben der Deutschen scheinen den meisten amerikanischen Regisseuren noch heute ein spanisches Dorf zu sein. Gertrud Ederle zeigt sich hier in Los Angeles in einem Vaudcville-Haus in einem Schwimmakt. Ein großes glä¬ sernes Schwimmbassin ist auf der Bühne aufgebaut, und Gertrud zeigt dem Publikum, mit was für Schwimmbewe¬ gungen sie den Kanal bezwungen hat. Gertrud wird dadurch populär, sie verdient Geld, der Manager verdient Geld, und das Publikum hat Gelegenheit, eine Volksheldin zu beklatschen. Auch Genne Tunney tritt auf. Der Wellschwergcwichts- meister in höchsteigener Person. Nach seinem Sieg über Jack Dempsey ist er für ein Wochenhonorar von 7000 Dol¬ lar von Marcus Loew engagiert und wird in dessen über ganz Amerika verbreiteten Theaterkette auf treten. Estelle laylor, die Gattin Dempseys und bekannte Filmschauspie- lcrin, hat geäußert, daß in nächsten Sommer ihr Mann und Genne Tunney sich wieder im Ring gegenüberstehen werden. Adolph Zukor, Prä¬ sident der Famous Players, feiert in diesen Tagen sein 15jährigcs Filmjubiläum. „Variete", ein großes Fachblatt. bringt eine Sondernummer ..Adolph Zukor" heraus, in der fast alle führenden Köpfe der einschlägigen Industrie ihm ihre Glückwünsche brin¬ gen und sein hohes Ver¬ dienst um die Filmindu¬ strie hervorheben. Zukor hat, wie beinahe alle Füh- der Großindustrien Amerikas, seine Laufbahn als , kleiner Mann" begon¬ nen und sich durch Tüch¬ tigkeit und Glück zu die¬ ser einflußreichen Stellung emporgeschv» ungen. Amerika sucht und ent¬ deckt ständig neue Starr. Fay Wray, so meint Mr. Zukor, ist unzweifelhaft die Entdeckung des Jah¬ res. Die noch nicht 20 jährige Schauspielerin spielte mit immerhin eini¬ gem Erfolg bei der Uni¬ versal City in Cowboy- Filtnen, dann suchte Stroh¬ heim für seinen „Hoch¬ zeitsmarsch" eine junge Partnerin für die weib¬ liche Hauptrolle und hat sie gewählt. Von diesem Augenblick an zählt Fay unter die großen Stars der ■i -Filme Weit. Schon während der Aufnahmen hat Paramount sie unter einen langjährigen Vertrag genommer zu der Stargage von 2000 Dollar die Woche. Der wissenschaftliche Film, mit dem im allgemeinen kein Geschäft zu machen ist, beginnt jetzt auch in U. S. A. Fuß zu fassen. Es werden jetzt private Mittel zu seiner Herstellung zur Verfügung gestellt. Will H. Hays, der amerikanische Filmallgewaltige, stand von jeher für den wissenschaftlichen Film ein und sagt: „Heute ist der Film bereits der Diener und das Werkzeug der Wissenschaft und muß es fortan bleiben. Dieses Werk¬ zeug wird zu einem unentbehrlichen Faktor werden." ln Deutschland ist der medizinische Film bereits auf einer gewissen Höhe angelangt. Es ist als ein großes Ver¬ dienst der deutschen Wissenschaft anzuerkennen, daß sie dieses Gebiet so schnell den Fachgelehrten und neuerdings durch die Errichtung des medizinischen Museums auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben. Amerika wird hier nicht mehr Zurückbleiben.