Der Kinematograph (January 1927)

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Seite 18 * Fabrikat: Maxim-Film-Gesellschaft Verleih: Bruckirann-F'im A. G. Regie : Fred Sauer Hauptrollen: Parry, Gustav Fröhlich Länge: 2014 Meter (6 Akte) Uraufführung: Marmor aus Fabrikat: Eichberg-Film der Uia Verleih: Ufa-Leib Regie: Erich Schönfelder Hauptrollen: Lilian Harvey, Harry Halm Länge: 2211 Meter (6 Akte) Uraufführung: U. T, Kurfürstendamm ie Ehe. d. h. die moderne Ehe, ist nach dem Manuskript dieses Films eine drollige Angelegenheit. Das muß schon wahr sein. Die junge Frau heiratet dreimal in kürzesten Zeitab¬ ständen. weil sie eben nicht nein sagen kann. Aber erst in der dritten Ehe. die sie wieder mit ihrem ersten Manne schließt, wird die Sache ernsthaft. Die beiden ersten Ehen waren nur sozusagen Scheinehen und es ist ir ihnen nichts passiert. Das kommt so, wenn industrieller seine Fabriken und sein „Riesenkapital" seiner kapriziösen Tochter hinterläßt mit der testamen¬ tarischen Bedingung, daß sein bis¬ heriger Mitarbeiter. übrigens ein hübscher. junger Mann. besagte Tochter, die auf die klangvollen Namen Inez Maria hört, ehelichen solle. Diese Ehe kriegt schon bei der Abfahrt zur Hochzeitsreise einen Knacks. Der Ehemann bleibt zurück, und ein Sportsfreund de- jungen Frau fährt mit ihr gen Venedig. Ir¬ rungen und Wirrungen mit Schei¬ dung, bis die liebe Dame zum Schlüsse ihrem verflossenen ersten, der natürlich auch der rechte ist, in die Arme sinkt. Lubitsch hätte diesem Sujet einer sicher etwas geschickteren Manuskriptfassung viel hübschen Auf¬ putz an Regieeinfällen gegeben. Fred Sauer, der hier Regie führte, hat sich viel Mühe gegeben und das Ganze geschickt und routiniert aufgebaut. Nur ist die Sache etwas zu zerdehnl; einige Schnitte kinnten da größere Straffheit herbeiführen. Lee Parry, der das Manuskript keine besonderen darstellerischen Aufgaben stellt, ist gelockert, leben¬ dig und charmant sieht ausgezeich¬ net aas, erfüllt also die Anforde¬ rungen. die man an eine schöne Frau im Film stellt. Ihr Partner, Gustav Fröhlich, ist entschieden ein dar¬ stellerischer Gewinn für den Film. Es fehlt ihm manchmal an Leichtigkeit, aber seine frische und nicht süßliche Art wirkt sehr sympathisch. Albers, diesmal wohltuend zurückhaltend, Jean Dehelly ein komisches Talent. Gut dir Photographie von Goldberger und Bruckbauer, und die Bauten von Sohnle und Erdmann. Auch dieser Lee-Parry-Film wird überall sein Publikum finden, dem Publikum der Premiere hat er gut gefallen. Eddy Bussh, dem Manuskriptverfasser schwebte wohl so etwas wie „Die Ehe im Kreise vor“, garniert mit Reisebildern. Aber das „Nicht nein sagen können“ ist nicht immer über¬ zeugend motiviert. Allerdings gibt es mancherlei an drolligen Situationen, so wenn Johnny aus Versehen mit der Frau nach Venedig fährt, und der Gatte zu Hause, der sozusagen noch gar nichts von seiner Frau gehabt hat, aus Venedig die telegraphische Nach¬ richt erhält, daß er mit seiner Frau im Hotel Danieli ab¬ gestiegen sei Schmidt-Gentner hat den Film musikalisch sehr geschickt und stimmungsfördernd untermalt. on der Jugendnovclle des humorbegabten Ernst von Wol- zogen ist wenig übriggeblieben. Aber „Mein erstes Aber teuer" ist bei aller Komik nicht halb so amüsant wie diese: ganz reizende Film, der zu den besten Arbeiten der Eichberg Produktion zählt. Bei Wolzogen, dessen Novelle vor vierzig Jahren erschien. ist die Angelegenheit im Grund» überaus moralisch. Bei Erich Schön felder, der für die sehr flotte Regie verantwortlich zeichnet, sind die Vorgänge nun keineswegs frivol, abe: haben nicht mehr das gemäch liebe Polkatempo, sondern den stür¬ mischen Rhythmus des Jazz. Die exzentrische Tochter eines amerikanischen Millionärs, findet au! ihrem Trip durch Europa eines Tages ein elternloses Kind. Wa» liegt näher, als daß sie sich dieses armen Würmchens annimmt? Abe: sie läßt es nicht etwa in einen Waisenhause erziehen, sondern be¬ muttert das kleine Wesen auf eint sehr herzliche, aber in den Augei der Welt auch sehr leichtsinnig» Art: sie zieht nämlich mit ihm unc dem in diesem Alter nun einma nicht zu vermeidenden Kinder wagen durch die Welt. Auf dieser Reise lernt sie der Lord Fairfax kennen, der ebens» abenteuerlich denkt wie sie, und de: die Schöne mitsamt dem Kinde fürs erste einmal nach Paris mit nimm! Aber sie machen alle die Rechnung ohne den Wirt, der in diesem Fallt von einem übereifrigen Detektiv ver¬ treten wird. Der nämlich wittert ir dem harmlosen Lord einen inter¬ nationalen Gauner und läßt ihn des¬ halb ohne weiteres in Paris ein¬ lochen. Daraus ergeben sich dam die Höhepunkte der Handlung, dk die Miiiionärstochte'- zwingen, die seltsamsten und kuriosesten Roller zu spielen. Sie muß nun die richtige Mama spielen und kurz darauf eine Varietätänzerin, bis sich im letzten Augenblick der verwickelte Knoten der Handlung mit Leichtigkeit löst und die beiden Lie¬ benden sich in den Armen liegen. Das alles hat gewiß mit Kunst und Logik nichts zu tun, aber es ist überaus amüsant, frisch und überraschend empfunden und ebenso gespielt Die Zuschauer kamen aus dem Lachen nicht heraus und zeigten sich für die nette Unterhaltung durch lebhaften Applaus dankbar. In der Hauptrolle brillierte Lillian Harvey. Es ist bekannt, daß diese Künstlerin zu den fröhlichsten Geistern der deut¬ schen Leinwand zählt. Sie wirkt hier wie Ossi Oswalda in ihren besten Tagen und eroberte sich durch ihr temperament¬ volles Spiel und ihren hinreißenden Charme im Sturm die Her¬ zen der zahlreichen Zuschauer. Ihr Gegenspieler, der junge Lord Fairfax, war bei Harry Halm sehr gut aufgehoben. Unter den jugendlichen Liebhabern steht Halm in erster Reihe, denn er wirkt nicht nur durch eine vorteilhafte äußere Erscheinung, sondern auch durch abge¬ töntes Spiel.