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Seite 20 Kmematograpft Nummer 103^ omantisch und spannend, cch cslcs und bestes Kino ist dieser Film, mit dessen Herstellung Erich Waschnek einen erneuten Beweis seiner großen Begabung ablegte. Man darf die Vorgänge, die sich hier abspielen, nicht an der Wirklichkeit messen, die stets nüchterner ist, als sic die Allgemeinheit in der bildlichen Wiedergabe zu sehen wünscht. Aber das Thema des Grenz¬ schutzes ist aktuell bei uns: durch Pro¬ zesse in letzter Zeit mehr berüchtigt als berühmt geworden, bleibt es dernoch Mittelpunkt des Allgemeininteresszs. Im Film erscheinen die Vorgänge natür¬ lich im Spiegel der Erotik. Ein Film ohne Liebesgeschichte ist nun einmal für die Mehrzahl der Kinobesucher eine be¬ langlose Angelegenheit. Sie suchen und verlangen Geschichten, an denen sic mit¬ fühlen können. ln der „Brennenden Grenze" wird ihnen das in breitem Maße An der östlichen Grenze unserer Hei¬ mat liegt inmitten großer Wälder die Besitzung einer Gutsherrin, auf ceren Gebiet eine Freischar cinbricht. Die Uniformen dieser Freischärler sind be- wuBt phantastisch, halb wes: europäisch, halb kaukasisch gehalten: man weiß da¬ her nicht recht, wen man vor sich hat. Der Anführer dieser Truppe ist ein Ge¬ waltskerl. halb Casanova, halb Jack the Ripper, der seine Umgebung drangsaliert, eine Geliebte hat. die ein „Vamp“ im wahrsten Sinne des Wortes ist. aber trotzdem ein Auge auf die Gutsherrin geworfen hat. Dieser, einer Frau in den besten Jahren, steht ein Sohn zur Seite, der sich als Diener verkleidete, um nicht der Soldateska zum Opfer zu fallen. Schließlich erschlägt er den Häuptling der Truppe, die sich nunmehr, führerlos geworden, in alle Winde zerstreut, wäh¬ rend der Gutsherrin ein spätes Glück ar der Seite eines Jigendgelicbten winkt. Im Film sind diese Ereignisse weniger romanhaft, als es die knappe Inhaltsan¬ gabe erscheinen läßt. Sie schließen sich manchmal nicht ganz eng aneinander, verstehen aber zu packen und zu über¬ raschen. Hier liegt einer der spannend¬ sten Filme vor, die in der letzten Zeit aus der deutschen Produktion hervorgingen. — Ein Ensemble, wie man es ähnlich disziplinierter lange nicht sah, führte den Film zu vollem Triumph. Große Namen, das hat man oft ge¬ sehen, genügen allein nicht, um einen Film interessant zu machen. Wenn hier schauspielerische Wirkungen noch von der letzten Chargenrolle, von der Menge der Komparsen ausgingen, so ist dies das Verdienst einer spürsicheren Regie. Allen voran war Jenny Hasselquist, die in einer Rolle, die ihrem Alter angemessen war, sich zu Wirkungen steigerte, wie sie uns diese in der letzten Zeit versagte. Die Verhaltenheit ihrer Gebärde war beste Scheradenkunst und riß bei „offener Leinwand“ die Zuschauer zu begeistertem Beifall hin. Ihr nahe kam Olga Tschechowa. auch sie entfesselt, die mit stürmischem Temperament durch das Bild ging. Die Männer waren in den Hauptrollen durch Adalbert Schlettow und Albert Steinrück vertreten. Sie gaben inter¬ essantes, durchdachtes Spiel, das nur manchmal ein wenig zu stark war, obgleich Steinrück sich zurückhaltend gab. ie Herstellung dieses Filmes, dessen erster Teil in der nationalen Kreisen Deutschlands helle Begeisterung aus gelöst hatte, verzögerte sich — und daher kamen wohl aucl die mancherlei Umdispositionen, die unter anderem auch di> Darstellung derBismarckrolle von zwei Schauspielern erforderten Der erste Teil war anekdotisch ge wesen, malte den Lcbcnsablauf Bismarck- in bewegten Bildern nach und schloß mii einer Allegorie. Der zweite Teil nimmt den Faden der Handlung wieder auf. Ei ist knapper gehalten, verliert sich nicht in Einzelheiten, zwingt allerdings auch die Darsteller, sich schauspielerisch zu beschränken und in einzelnen Szenen vor allem durch die Maske zu wirken. Es sind die Hauptdaten der deutsch- preußischen Geschichte des 19. Jahr hunderts. die an dem Zuschauer vor¬ überziehen. cs sind die uns alle vertrau¬ ten Helden, die zu uns von der Leinwand sprechen, und die. wie jede Handlung dieses Filmes ihre Steigerung in Bis¬ marck finden. Die kriegerischen Ereignisse de- 19. Jahrhunderts werden nur gelegentlich zur Illustration herangezogen una sehr taktvoll gestaltet. Da den Herstellern nicht die großen Mittel zur Verfügung standen. um grandiose Schlach'cn- gcmäldc vorzuführen, geben sie ge¬ schickt gestellte Ausschnitte, die zur Phantasie der Zuschauer lebhafter spre¬ chen als Massenszenen mit rasenden Komparsen. Die Handlung durcheilt die Jahre von 1862 bis 1898. und da sie sich stets aut Höhepunkte beschränkt, bleibt die Span nung durchweg erhalten, und cs gelingt ihr, das gewaltige Material in leicht fa߬ licher Form vorzuführen. Die Darstel lung heikler Punkte, die bei einem Teil unserer Volksgenossen schmerzliche Ge¬ fühle auslösen könnte, bleibt taktvoll wenngleich d>e historische Betrachtung mancher Vorgänge natürlich Auffassungs- Sehr reichlich sind die Titel bemessen von denen sich eine Anzahl noch zum Vorteil des Werkes kürzen ließe. Di* Ereignisse sind ja allgemein bekannt, da her kann vieles vorausgesetzt werden, was jetzt noch durch Titel erläutert wird. Sehr schade bleibt, daß es nicht gelang, eine einheitlich* Regie durchzuhalten. Splitter sind noch von Ernst Wendt dem Regisseur des ersten Teiles, übernommen worden; dann ha! Felix Basch ein paar Szenen gedreht, und schließlich hat Kur 1 Blachnitzky das ganze zusammengefaßt. Bismarck wird von Franz Ludwig und Robert Leffler dar gestellt. So etwas geht nie ganz ohne gewisse Hemmungen im Zuschauer vor sich, der plötzlich einen Sprung im Blickfeld mitzumachen hat. Aber vielleicht sieht dies der Zuschauo weniger als der Fachmann. Von bewährten Darstellern, die zum Teil ihre Rollen au> dem ersten Abschnitt des Filmes weiterführen, sind Erna Morena, Adolf Klein. Eugen Moebius, Ernst Demberg, Heinrich Peer bemerkenswert. Gut gewählte Chargendarsteller machen den Film in jeder Szene lebendig und unterhaltend.