Der Kinematograph (January 1927)

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möglich, vor allem nicht, wenn die Expedition sich dauernd weiter bewegt, anstatt in irgendeinem Hafen¬ hotel ihr Stammquartier aufzuschlagen. 1 st die Aktivität des Lichtes sehr hoch, so hat dies für den armen Opera¬ teur noch den Nachteil, daß er Abbl Bildungen nicht machen kann. Denn die Strecke die der Blendenstab auf der Blcndenskala zurücklegen muß, um vom Vollge¬ schlossensein auf der richtigen Blendenöffrung. die natür¬ lich nur stecknadeikopfgroß ist. anzukommen, ist so minimal, daß man. um diese Strecke langsam zurückzu¬ legen. ein Mikrometergewinde benötigen vürde. Umgekehrt ist es im Urwald, das heißt im richtigen Urwald. Nämlich ein Wald, aus dem die an¬ liegenden Pflanzer oder Eingeborenen die größten und daher wertvollsten Hartholzstämme herausge- schlagen haben, so daß der fast undurchdringlich dichte grüne Dom bedeu¬ tend gelichtet ist. In einem richtigen Urwald ist auch mit den lichtstarksten Ob¬ jektiven kaum eine gute Aufnahme zu erzielen, da das grüne Licht ohnehin sehr unaktinisch ist. Hilfe könnte hier eventuell nur der farbenempfindliche Film bringen, der ja auch für Grün eine höhere Empfindlichkeit zeigt als der normale blau empfind¬ liche. Am schlimmsten für die Photographie ist der Ur¬ wald. dessen Laubdach so gestaltet ist. daß einzelne Sonnenstrahlen hindurch¬ fallen. Diese erzeugen der Aufnahme helle, äußerst störende Flecken, die häufig die ganze Aufnahme unbrauchbar Eine weitere Schwierig¬ keit der Auslandsexpedi¬ tion ist die Beschaffung des eingeborenen Schauspieler¬ personals. Natürlich nicht in Ländern, wo eine wenn auch kleine Filmindustrie, wie in Indien, besteht, und ebenso¬ wenig in Japan, wo eine sehr große existiert, wohl aber in allen anderen Ländern, zumal in mohammedanischen. Der orthodox ausgelegte mohammedanische Glaube ver¬ bietet seinen Anhängern. Bildnisse des Menschen zu schaffen, aus welchem Grunde ja arabische Malereien nur Arabesken und höchstens Tiere darstellen. Derselbe Fetwa verbietet nach Ansicht strenggläubiger Kreise natürlich auch das Photographiertwerden, und aus die¬ sem Grunde hat der Operateur in mohammedanischen Ländern mit großen Schwierigkeiten und evtl. Gefahren zu rechnen. Auf Java zum Beispiel, das dem Verfasser seit Jahren bekannt ist. dauerte es trotz aller Hilfe von verschiede¬ nen Seiten fast drei Wochen, bis er das für den java¬ nischen Teil seines Filmes notwendige eingeborene Personal zusammengestellt hatte. Eine jugendliche Ein¬ geborene war trotz aller Bemühungen überhaupt nicht aufzutreiben, und fand sich eine solche erst später durch einen am Hofe des Sultans allmächtigen Beamten, der ein alter Bekannter des Verfassers war und der eine Rongeng (Bajadere) kraft seiner Autorität zwang, den ..Kintopp" mitzumachen. Der Chinese wiederum hat gegen das Photographier werden nichts cinzuwenden. aber hier handicapt du Operateur wieder die affenhafte Zudringlichkeit ur i Neugierde des früheren Zopfmenschen und noch me! r sein absoluter Fremdenhaß, der sogar in den rein cn. lischen Kolonien, rein europäischen Städten, wie das v< n den Engländern gegründete Hongkong, so stark ist. du i wir bei unseren Aufnahmen mit Steinen beworfen wu den und daß aus den Fenstern die unangenehmste Sachen heruntergegossen wurden, trotzdem wir mit Un terstützung des englische i Gouverneurs unsere Au nahmen machten und sic i bei uns nicht nur englisch Schutzleute befanden, son¬ dern sogar einige der ge fürchteten Ghurkas un Sikhs, vor deren nicht gs rade zarten Charakter eigenschaften auch de dickfel'igste Chinese ein> höllische Angst hat. Japan wäre wegen seine fast deutschen Klimas und wegen seiner herrlicher Motive eines der schönster Filmländer der Welt, abe hier erschweren dem Regis seur das Leben wieder an dere Schwierigkeiten teil- politischer. teils andere: Art. Vor allem sind in Japan die Bonzen (Prie ster). sowohl die buddhi stischen als auch die shin- toistischeo. noch viel kino feindlicher eis die Priester anderswo. Das ist natür¬ lich ein unglückseliger Handicap für den Film menschen. cenn fast die einzigen sehenswürdiger Gebäude in Japan sind die Tempel, die Paläste der Kaisers sind selbstver¬ ständlich dem Auge des Filmmenschen entzogen, er müßte denn über unvorstellbare Empfehlungen verfügen. Auch die Teehäuser bieten durchaus nicht das an photographischer Schönheit, was man sich nach den Romanen darunter vorstellt, und ebensowenig die japanischen Zwerggärten. Die Kamera ist daher mehr oder weniger auf die religiösen Gebäude angewiesen, und hier tönt einem überall entgegen ..Apage satanas!" (Falls die Bonzen lateinisch sprechen würden.) So aber sagen sie: ..honto dekimasen"-es geht wirklich nicht. Über meinen mehr oder weniger freundschaftlichen Kleinkrieg mit den Bonzen könnte ich ein ganzes Buch schreiben, besonders über die in Kyomidzu, die übrigens auch bei der ganzen japanischen Filmindustrie berühmt und berüchtigt sind. Diese selbstgefälligen Bonzen erlauben nicht einmal auf Befehl der Regierung in Tokio, daß innerhalb der Tempelhöfe Aufnahmen gemacht wer¬ den. sie verweigerten mir sogar eine Aufnahme des Tem¬ pels von weitem von einem bewaldeten Hügel aus, da dieser Hügel zum Tempeleigentum gehörte. Trotzdem gelang mir eine Aufnahme dieses berühmtesten aller Tempel Japans, und zwar von einer nahen Straße aus. die öffentliches und nicht Eigentum des Tempels ist.